[Lianna-System | Lola Curich | Jedibasis | Erdgeschoss] Nen-Axa
Nach dem Ende der Trainingseinheit fühlte Nen-Axa sich vitaler als zuvor. Der Grund dafür war, dass die Anstrengung während des Trainings seine Körpertemperatur hatte ansteigen lassen. Als Angehöriger eines Wüstenvolkes konnte er seine Körpertemperatur nicht durch Schwitzen regulieren, wie die Zabrak es getan hatte. Eine so ungeheuerliche Verschwendung von lebenswichtiger Flüssigkeit wäre für ein Wesen, das auf Cona überleben musste, völlig unsinnig, weshalb seine zähe, rindenartige Haut keine Schweißdrüsen barg. So war mit der gesteigerten Aktivität auch seine Temperatur angestiegen, was wiederum zu einem schnelleren Puls und beschleunigten Stoffwechsel gesorgt hatte, so dass seinen Muskeln mehr Energie zur Verfügung gestellt worden war. Das war sehr praktisch, hatte aber auch Nachteile. So beruhigte sich sein Puls erst wieder, wenn die Körpertemperatur abermals sank: Bis er ein wenig abgekühlt war, würde sein Stoffwechsel weiterhin beschleunigt ablaufen und dabei unnötig Energie verbrennen. Nen-Axas Antwort darauf war ein weiterer Konzentratriegel, mit dem er seinem Körper vor allem Ammoniak zuführte, sowie ein knapper Liter Wasser.
Noch immer kam es ihm nicht selbstverständlich vor, dass diese auf Cona so seltene und kostbare Substanz auf Lianna und vielen anderen Welten reichlich zur Verfügung stand und jederzeit in beliebiger Menge konsumiert werden konnte, auch für nicht überlebenswichtige Zwecke wie die Dusche, welche seine Trainingspartnerin nun wohl nahm. So etwas war ihm zu Beginn geradezu bizarr vorgekommen: Durch Schwitzen Wasser zu verschwenden, nur um den Schweiß hinterher mit noch mehr Wasser abzuwaschen. Ein solches Verhalten war ihm, dem Wüstenbewohner, sehr unsympathisch gewesen, bis ihm klar geworden war, dass dies die normale und logische Konsequenz war, wenn biologische und kulturelle Entwicklung auf einem wasserreichen Planeten stattfanden. Unentschuldbar war jedoch, dass die imperialen Besatzer seiner Heimatwelt auch dort verschwenderisch mit der kostbaren Ressource umgingen. Vielleicht würde dies eines Tages ihren Untergang besiegeln - oder den der Arconier.
Ein hässlicher, düsterer Gedanke, den Nen-Axa entschieden verdrängte. Es war ein zu schöner Tag, um ihn mit dem Brüten über etwas, das man nicht ändern konnte, zu beenden. Vielleicht würde er eines Tages nach Cona zurückkehren. Vielleicht würde er sogar dabei helfen, seine Heimatwelt von der imperialen Herrschaft zu befreien. Aber das lag zu weit in der Zukunft und entzog sich seinem Blick. Es gab einen Unterschied zwischen Dingen, die wichtig, und solchen, die dringlich waren. Wichtig mochte der Kampf gegen das Imperium sein, aber im Augenblick war sein Padawan seine Priorität.
Er überlegte, ob er Lerameé nochmals aufsuchen und sich versichern sollte, dass bei ihr alles in Ordnung war. Aber er entschied sich schließlich dagegen. Sie war hier in Sicherheit und in guten Händen, sie hatte sich als klug und anpassungsfähig erwiesen, und sie hatte ein Holocomlink, mit dem sie ihn jederzeit erreichen konnte. Es konnte weder ihrer Entwicklung noch dem Meister-Schüler-Verhältnis nützen, wenn er sie zu sehr umsorgte. Also beschloss Nen-Axa, die Jedibasis zu verlassen. Es wurde langsam Abend.
Bestimmt warteten Noi und Jem schon auf ihn. Es war nicht leicht für die Kinder gewesen, ihn am ersten Tag nach seiner ›Auszeit‹ vom Jediorden wieder ziehen zu lassen; sie verdienten es, dass ihr Vater nun bald nach Hause kam.
Die Sonne stand schon hinter den umliegenden Gebäuden und obwohl der Himmel noch hell war, lag der Vorplatz der Jedibasis in tiefen Schatten, als der Arconier das Gebäude verließ, um sich zu Fuß auf den gewohnten Weg nach Hause zu machen.
[Lianna-System | Lola Curich | Industriegebiet | nahe der Jedibasis | Straße] Nen-Axa