Onderon, Dxun (Japrael-System)

- Hyperraum - nach Onderon - “Silver Wings” - kleiner Raum - allein -

Wann nur würden sie endlich Onderon erreichen? Es gab in diesem Moment nichts, was sie sich mehr wünschte als endlich fort von diesem Schiff zu kommen, das sich anfühlte wie ein Käfig. Die Gefühlswelt der jungen Frau waren noch immer völlig chaotisch. Gleich wie sehr sie versuchte sich ab zu lenken, nicht über das nach zu denken was vorgefallen war, so ertappte sie sich doch dabei, dass sie immer und immer wieder daran denken musste. Warum nur bereitete ihr all dies solche Qualen? Weshalb hatte sie das Gefühl so sehr verletzt worden zu sein? Es musste einen Grund geben, warum ihre Reaktion auf die Ereignisse sich anfühlten wie Messerstiche. Dies alles gab keinen Sinn. Es war so als ob sie an etwas hing, was ihr hätte sein sollen. Aber Toji gehörte nicht ihr. Er war nur ihr Vorgesetzter, mehr nicht. Aber stimmte dies noch? Ein Kuss konnte doch nicht einfach aus dem Affekt entstehen. Irgendetwas verbarg sich immer dahinter. Aber wenn ja, was? Was konnte es sein und warum reagierte sie mit einem Chaos von Gefühlen? Hätte sie diesen Kuss abgebrochen? Sie wusste es nicht. Es war ihr erster Kuss gewesen und er hatte sich, so schwer es ihr auch viel, aber wenn sie sich gegenüber ehrlich war, sogar gefallen. Dieser Kuss hatte ihr gezeigt, dass sie ein Lebewesen mit Gefühlen war, die sie schon ihr leben lang verdrängt hatte. Er hatte,…, nein, dies durfte nicht sein und doch war es so. Er hatte ihr endlich das Gefühl gegeben als Frau, als weibliches Wesen angesehen zu werden, welches es verdient hatte. Er hatte sie als das gesehen was sie war und nicht als ein Stück Fleisch welches man sich einverleiben musste. Bei ihm hatte sie nicht das Gefühl gehabt einfach nur benutzt zu werden, so wie es die Männer auf der Akademie getan hatten, die in ihr nichts weiter als die Scharfe Braut gesehen hatten, die man am liebsten fürs Bett gehabt hätte, weil es Bilder gab, die man irre toll fand. An diesem Abend war es anders gewesen. Vielleicht war auch dies ein Grund warum sie so völlig aus dem Konzept geraten war. Sie verstand sich und ihre Gefühle nicht. Verstand einfach nicht warum dies geschehen war. Aber spielt all dies noch eine Rolle? Jetzt wo er gezeigt hatte was für ein Mensch er war? Wie hatte sie sich nur so sehr in ihm täuschen können? Es gab einiges was sie ihm zugetraut hätte und man hatte das ein oder andere auch schon gehört, aber es wäre ihr nicht in den Sinn gekommen, dass er mit irgendeiner beliebigen Frau eine Affäre eingehen würde. Ihr wäre nicht in den Sinn gekommen, dass er so konform mit seinem Volk und damit den Traditionen ging. Es war ihr ein Rätsel. Aber noch weniger verstand sie, warum sie so wütend war, dass sie ihn am liebsten geschlagen hätte. Dies alles ergab keinen Sinn und würde es doch ergeben, wenn sie sich darauf konzentrieren würde um was es ihr wirklich ging. Doch dazu war sie noch nicht fähig.

Der Flug, welcher sie durch den Hyperraum führte, war ein ruhiger. Die Maschinen brummten leise vor sich hin. Das Schiff bewegte sich in sanften Wellen, fast wie ein Fisch und glitt mit einer Ruhe dahin, die Seren hätte gut gebrauchen können. Doch im Gegensatz zu ihr kannte die Silver Wings keine Probleme, denn das Schiff hatte keinen Verstand wie ein Mensch. Es konnte nicht denken oder fühlen, da es sich um eine Maschine handelte. Eine, die äußerst Luxuriös aber ansonsten Tod war. Hätte das Schiff Empfindungen empfangen können, hätte es wahrscheinlich sehr gelitten, besonders da sich zwei Personen an Bord befanden, die in diesem Moment mit sich selbst nicht zu Recht kamen. Doch da dies alles nicht zutraf flog es seelenruhig dahin.

Serenety musste eingeschlafen sein, denn eine laute Stimme ließ sie hochschrecken. Diese verkündete, dass sie sich im Aufenthaltsort einfinden sollten, da sie den Hyperraum verlassen würden. Die junge Frau erhob sich. Ihr Gesicht war blas und der Anschein konnte entstehen, dass sie Krank sei, was sie selbst nicht feststellig machen konnte ohne Spiegel. Mit einem leichten Ruck glitt die Silver Wings in den Realraum zurück Als Serenety in den Aufenthaltsraum kam wusste sie, dass sie in den Orbit um Onderon eintraten. Lange würde die Landung nicht mehr brauchen und dann hätte sie wieder festen Boden unter den Füßen. Leicht wie eine Feder glitt das Schiff durch den Orbit. Passierte die Kontrollen und setzte dann zur Landung an. Die Hauptstadt Iziz war der Dreh und Angelpunkt Onderons. Hier lief alles ab. Serenety gesellte sich zu ihren Gastgebern. Dann setzte das Privatschiff auf. Als der nächste Moment verstrich senkte sich die Rampe und gab damit den Blick auf die Landbucht frei, welche eindeutig den Muratas gehörte. Es viel der jungen Exotin ein Stein vom Herzen, dass sie endlich hier heraus und an die Luft konnte. Die Gruppe verließ das Schiff und glitt durch die Bucht, welche einige Mechaniker beherbergt, aber auch Strumtruppen, vereinzelte Passagiere und Angestellte. Auch Onderon lag unter dem strikten Regime des Imperiums und dies war gut so. Ordnung musste sein. Als die Gruppe ihre Papiere vorzeigte bekam Serenety mit wie ihr Vorgesetzter behandelt wurde. Die Freue über den Sieg im Belkadan-System war auch hier in aller Munde. Jubel prangte ihnen entgegen. Ein Witz viel, dann wünschte man guten Aufenthalt. Serenety brachte es allerdings nicht fertig wirklich zu Lächeln, noch immer belastete sie dies alles zu sehr.

Am anderen Ende warteten weiter Mitglieder der Murata Familie oder Freunde, so ganz konnte Seren die beiden nicht einordnen. Ein junger Mann, in Militärischer Haltung, die sie von den Sturmtruppen her kannte, was darauf schließen ließ, dass er zu ihnen gehörte. Er trug einen schwarzen Kimono mit Seevögeln darauf und an seiner Seite hängte ein Vibroschwert. Die Haltung ansonsten war stark, wenn er auch kalt wirkte. Kurzes braun gefärbtes Haar bedeckte seinen Kopf. Die Augen dieses Mannes zeigten trotz allem etwas Menschliches und er sah gut aus. Befand sich nach Sernes Vermutung im gleichen Alter wie Toji. Daneben saß einen junge Frau, mit Sicherheit im alter von Serenety. Auch sie war hübsch. Ihr schwarzes Haar war in der Tradition nach oben gesteckt. Ihre Kleidung war weiß und ansonsten Schmucklos, aber sie sah wundervoll darin aus. Nur eine Blüte in ihrem Haar brachte ihre Erscheinung noch mehr zur Geltung. Serenety bemerkte, dass sie nervös war aus welchen Gründen auch immer. Die junge Frau löste sich aus ihrer Starre und stürmte auf Toji zu, warf sich ihm an den hals und drückte sich an ihn. Ihre Worte halten in Serens Geist wieder. ‚Ich habe dich vermisst’! Fast wäre der jungen Akaji schlecht geworden. Hatte dieses Persönchen keinen Anstand? Scheinbar nicht. Wundervoll, hier wartete also schon das nächste Liebchen ihres Vorgesetzten. Dies wurde immer besser. Serenety kostete es ein wenig Mühe ihre Abneigung zu verbergen, schafft es aber trotz allem auch wenn ihre Augen ein wenig von dem wider spiegelten was sie fühlte. Die Reaktion ihres Vorgesetzten veranlasste Serenety dazu die Zähne aufeinander zu beißen. Wie rührend! Er hatte sie also auch vermisst. Kimiko , so lautete ihr Name, strahlte. Seren wäre am liebsten gegangen, blieb aber wo sie war. Sie sollte endlich aufhören auf solche Dinge mit Wut zu reagieren. Immerhin hatte er ja bewiesen dass er ein Schwein war. Die Begrüßung viel unterdessen gedämpfter aus und Serenety wollte nur noch fort. Dies alles endlich überstehen, ein Zimmer erhalten und schlafen. Dies war alles was sie sich wünschte und wusste doch, dass sie dies nicht bekommen würde nicht so schnell. Der Anblick Kimikos und Tojis brachte ihren Verstand zum erliegen, dies war mehr als sie im Moment verkraften konnte. Der Blick welcher den Commander traf war von Ärger geprägt und währte nur kurz, denn sie wandte sich von ihm ab, begrüßte die zwei ebenfalls und ließ sich dann von Toji in ein Schwebetaxi führen.

Nachdem sie eingestiegen waren fuhr es los und die Fahrt bis zum Anwesen der Muratas blieb in schweigen gehüllt. Serenety blickte nach draußen, besah sich die Landschaft und was es sonst noch so gab. Dies alles wäre besser als mit ihm reden zu müssen oder gar ihn an zu sehen. Seinen Blick würde sie jetzt am wenigsten ertragen. Diese Augen, die ständig blitzen und ihr das Gefühl gaben nie allein zu sein. Seine verflixten dunklen Augen, von denen sie sich stets beobachtet fühlte und die,…, ja die was? Seren biss sich auf die Unterlippe und legte die Hände in ihren Schoss. Seine Augen…, dies sollte sie gleich wieder aus ihrem Kopf bekommen. Es war nicht richtig so was zu denken und dennoch gefielen sie ihr. Wenn auch gleichzeitig seine Blicke sie entweder nervös machten, besonders dann, wenn er ihr hinterher zuzwinkerte oder die sie schwach machten, wenn er sie mal nicht als seine Kollegin ansah. Verdammt! Hätte sie ein Brett gehabt, sie hätte ihren Kopf dagegen geschlagen. Vielleicht hätte sie dann Ruhe. Seren schloss die Augen und atmete tief durch. Lange würde die fahrt in diesem Gefährt nicht mehr gehen. Das Taxi verließ Iziz, die Hauptstadt, denn das Anwesen der Muratas befand sich außerhalb und wenige Minuten später erreichten sie ihr Ziel und beide stiegen aus, nachdem die Tür aufging.

Seren erblickte ein Haus, welches ebenso wie das ihrer Eltern im alten Stil ihres Volkes gehalten war. Ein wundervolles Anwesen. Ihre Mutter hatte oft davon gesprochen. Die Bediensteten die dem Anwesen entströmten zeugten davon, dass der Murata Clan kein armer war. Der Sanfte Wind der aufgekommen war blies in Serens Gesicht und ließ das hochgesteckte Haar leicht wippen. Ihr Gepäck wurde entgegengenommen und fort gebracht. Der Geruch von Sommerblumen glitt Seren in die Nase und eine Teillast viel ihr von den Schultern. Der Geruch nach Grünem erfüllte ihre Seele mit etwas leben und gab ihr neue Hoffnung. Die Gruppe verließ den Hof und wanderte in die Empfangshalle, welche von der Hausherrin geschmückt worden war und Serenety konnte nicht anders als diese Pracht zu bewundern. Sie liebte ihr Volk und deren Traditionen. Die Schönheiten dieser Empfänge begeisterten sie stets aufs Neue. Dieses Haus zeugte von Liebe und Geborgenheit. Von einer Frau, die im Leben stand und sich Mühe mit allem gab. Serenety erblickte Shigeru und Hitomi Murata, die Großeltern Tojis aber auch ihre eigenen. Endlich kam ein Lächeln auf ihren Lippen zustande. Beide hatten ihr sehr gefehlt.

Shigeru eröffnete, wie es Sitte war die Begrüßung. Hieß sie alle Willkommen und Serenety bezeugte seine Begrüßung mit Respekt und der Traditionellen Begrüßung.


„Ich danke ihnen Mister Murata. Es ist mir eine Ehre ihrer Einladung gefolgt zu sein.“

Dann glitt sie auf ihre Eltern zu welche sie kurz in den Arm nahmen und an sich drückten wie ein Kind. Als sie ihre Tochter los ließen schritt diese erneut ein Stück zurück. Im gleichen Moment bat Shigeru sie und Toji um ein Gespräch und die Alarmglocken ertönten in ihrem Kopf. Warum wollte der ältere Mann mit ihnen beiden sprechen? Was konnte der Grund sein? Shigeru versicherte, dass auch ihr Vater bei diesem Gespräch dabei sein würde, doch dies machte all dies nicht besser. Sayaka bemerkte, dass es ihrer Tochter keinesfalls gut ging und sie fragte sich voran dies liegen könnte und jetzt wo sie gehört hatte, dass man mit ihr reden wollte musste Sayaka ebenfalls feststellen, das ihre Tochter noch eine Spur blasser wurde. Irgendetwas musste geschehen sein, denn so hatte sie ihre Tochter noch nie gesehen. Außer zu ihren Zeiten auf der Akademie. Aber sie konnte Serenety nicht fragen, denn es gab einiges zu klären, was keinen Aufschub mehr duldete und so würde sie später mit ihrer Tochter sprechen müssen.

Han blieb die Reaktion seiner Tochter ebenfalls nicht unbemerkt und auch er machte sich Sorgen. Er kannte sein Kind zu gut um zu wissen, dass etwas geschehen sein musste. Ob sie schon Vermutungen hegte? Wahrscheinlich taten dies beide. Es würde nicht leicht werden ihnen zu erklären, dass sie miteinander Verlobt waren. Han wusste, das seine Tochter darauf reagieren wurde und dies nicht mit Begeisterung. Die Gruppe löste sich auf. Han, Toji und Serenety folgten dem alten Oberhaupt des Murata Clans in einen weitern Raum, der zur Besprechung hergerichtete war. Jeder von ihnen nahm Platz. Ein Kellner goss Tee ein und reichte Gebäck. Serenety wartete darauf was geschehen würde. Das Gespräch in einer solchen Gruppe verhieß nichts gutes, dies ahnte Seren und es musste etwas mit ihr und Toji zu tun haben. Nur was? Wieder ein Versuch sie beide zu verheiraten nur diesmal durch beide Familienoberhäupter! Weshalb nur? Es schien nicht nur der Wunsch ihres Vaters zu sein. Seren wurde Bange dabei. Ihr Blick viel auf Toji, der sich ebenfalls unwohl zu fühlen schien und in diesem Moment litten sie beider gleichermaßen. Wenn sie gekonnt hätten wären beide geflohen nur um dem zu entgehen, was kommen sollte. Serenety wusste, das Shigeru den Anfang machen würde. Er war der älteste und es war sein Haus. Innerlich zwang sie sich zur Ruhe und Ordnung. Nippte an ihrem aromatischen Tee, der ihr dabei half warm zu werden. Die inner Kälte die sie erfasste hatte, als sie hierher geführt worden war glitt langsam von ihr ab. Gleichzeitig war sie froh hin und wieder etwas in Händen halten zu können um damit das Zittern zu verbergen. Sie wappnete sich für das was kommen würde.


- Onderon - Murata-Anwesen - Zentral - gemütlicher Raum - mit Shigeru, Toji & Han -
 
- Onderon - Murata-Anwesen - Zentral - Vorhalle - mit Shigeru, Toji, Han & dem Rest der Familie -

Sayaka beobachtet wie ihre Tochter gemeinsam mit ihrem Mann, Shigeru und ihrem Zukünftigen Schwiegersohn verschwand, damit diese in aller Ruhe sprechen konnten. Sie machte sich ein wenig Sorgen darüber wie ihre Tochter reagieren würde, wenn diese erfuhr dass sie schon vor ihrer Geburt versprochen worden war und dies an ihren Vorgesetzten. Sayaka wusste, dass ihre Tochter sie weigert zu Heiraten, besonders da ihrer Ansicht nach Männer nicht gerade das waren, was man brauchte. Irgendwo konnte sie als Mutter dies verstehen, zumindest, da sie wusste, dass es nicht einfach war mit einem Mann klar zu kommen, wenn dieser seinen Kopf durch zusetzten versuchte. Aber umgekehrt war dies ebenso und Mann sowie Frau gehörten nun einmal zusammen. Deshalb hatten die Götter sie erschaffen und Seren würde auch bald erkenne, dass sie sich nicht ewig vor der Liebe verstecken konnte. Die weitern Gründer ihrer Tochter weshalb sie sich so sehr weigerte, waren erst mit der Zeit ans Licht gekommen und beide Eltern waren betrübt gewesen. Ein Grund warum Han damals seine Flug unterbrochen und einen Abstecher zur Akademie nach Bastion unternommen hatte um dort ordentlich Dampf ab zu lassen. Langsam schritt die ältere Frau ihrer Gastgeberin hinterher und dem Rest der Familie, der sich unterhalten würde. Das Gesicht Serenetys tauchte im Geiste der Mutter auf und sie fragte sich was geschehen war, dass sie so blass aussah. Ihre Tochter schien über irgendetwas verstimmt zu sein. Was dies war wusste Sayaka nicht, denn sie hatte nicht die Möglichkeit erhalten mit ihr sprechen zu können und selbst dann wäre ungewiss ob Seren auch darüber sprach. Denn es gab Dinge und Ereignisse im Leben ihrer Tochter, die sie für sich behielt ohne sie mit ihren Eltern zu teilen. Sie war nun mal kein Kind mehr sondern eine erwachsene junge Frau und dies hatte zu Anfang zu Problemen geführt, den Han, hatte nicht wahr haben wollen das sein Mädchen auf einmal den Kinderschuhen entwachsen war. Es hatte einige Zeit gebraucht, bis er dazu übergegangen war sie als eine junge Frau zu behandeln. Serenety war nun einmal sein ein und alles und er hatte seine Tochter stets wie einen Sohn behandelt. Die Beziehung der beiden hatte Sayaka manchmal traurig gestimmt, denn ihre Tochter hing mit einer Intensität an ihrem Vater, die einfach nur einzigartig war. Der Volksmund würde sagen sie war ein Vaterkind.

Im laufe der Zeit hatte Sayaka dies akzeptiert und war damit dementsprechend umgegangen. Etwas was Zeit gekostet hatte, sich aber gelohnt hatte, da dann die Beziehung zwischen Mutter Tochter aufgetaut war. Heute waren die beiden Frauen nicht nur Mutter und Tochter sondern auch beste Freundinnen. Eine Entwicklung die Sayaka überglücklich gemacht hatte. Sie jetzt so zu sehen bereitete ihr deshalb Unbehagen. Wenn sie richtig beobachtet hatte, dann war Serenety über irgendetwas wütend und dies musste Toji betreffen. Was allerdings mochte ihr zukünftiger Schwiegersohn verbrochen haben? Dahinter zu kommen würde schwierig werden, aber die Mutter hofft sehr, dass ihr einziges Kind, mit der Sprache herausrücken würde. Vielleicht schon bei dem Gespräch mit den Männern. Serenety war nicht auf den Mund gefallen. Sie währte sich und durch ihre Ausbildung zur Psychologien konnte sie sehr gut mit Personen umgehen, diese aber auch in ihrer Tätigkeit beraten und was sonst noch dazu gehört. Sie war ein Kenner von Lebensformen, die Denken und Fühlen konnten. Dennoch schien etwas mit ihrem Vorgesetzten und zukünftigen Ehemann nicht so Recht zu laufen. Allein diese Tatsache bereitete Sayaka große Sorgen. Denn es sah fast so aus, als ob das was Toji getan haben könnte, Serenetys Meinung über ihn gänzlich zunichte gemacht hatte. Ein schlechtes Omen. Ein sehr schlechtes. Die Hochzeit der beiden durfte unter keinen Umständen platzen. Weder Toji noch ihre Tochter waren sehr einfache Menschen was ihre Persönlichkeit anging, aber sie waren sich auch ähnlich. Dies wusste Sayaka von Erzählungen durch ihren Mann oder aber von Tojis Mutter oder Großmutter. Sayaka seufzte setzte sich vor einen kleinen Tisch und ließ sich Tee einschenken. Ihr Gesicht wirkte weiterhin nachdenklich, aber man ließ sie für diesen Moment in Ruhe. Man schien zu ahnen, dass sie in Gedanken war.

Die Exotin nippte an ihrem Tee und ließ sich noch einmal alles schritt für schritt durch den Kopf gehen. Hatte sie etwas übersehen? Eine Geste oder einen Blick? Nicht wirklich, zumindest konnte sie sich daran nicht erinnern. Die Gefühlswelt ihrer Tochter war stets sehr verschlossen gewesen. Zumindest ab dem Zeitpunkt als sie die Akademie besuchte. Sayaka hatte dies wehgetan. Besonders zu beobachten, dass ihre eigentlich immer fröhliche und gute Gelaunte Tochter auf einmal völlig ruhig geworden war und in sich zurückgekehrt. Reden hatte nicht viel gebracht und so hatte Sayaka versucht mir ihre Liebe einiges Wett zu machen. Es hatte geholfen, wenn auch nur bis zu einem bestimmten Grad und nun wo ihre Tochter kaum noch daheim war, blieb ihnen keine andere Möglichkeit als über das Holo zu sprechen. Ihr letztes Gespräch lag dabei schon eine ganze Weile zurück. Serenety hatte ihrer Mutter berichtet, dass sie versetzt wurde und zwar auf die Musashi unter das Kommando von Toji Murata. Der Name hatte Sayaka natürlich etwas gesagt. Später hatte sie dann mit ihrem Mann gesprochen, der ihr mitgeteilt hatte, dass er mit seiner Tochter gesprochen und sie sogar persönlich mit ihrem Vorgesetzten eingeladen hatte. Diese Einladung war ruhig gewesen und keiner von beiden hatte den Eindruck gemacht unglücklich zu sein. Im Gegenteil. Was also hatte sich seit dem verändert? Die Beziehung der beiden zueinander, so konnte Sayaka feststellen war irgendwie kalt. So gar nicht „menschlich“. Es waren einige Punkte, die Sayaka aufgefallen waren und mit denen sie nun versuchte zu einem Schluss zu kommen. Allerdings war sie nicht ihre Tochter, besaß nicht deren Gabe und Fähigkeiten, die sie als Counselor ausmachten. Umso schwieriger war es, ihre Tochter zu durchschauen, die es gelernt hatte ihre Gefühle hinter einer riesigen Mauer zu verbergen. Es konnte für eine Mutter schwierig sein mit allen Bedürfnissen und Problemen des Kindes zu Recht zu kommen. Aber noch schwieriger war es das Kind stets zu verstehen. Es gab Ansichten die nicht miteinander geteilt wurden. Andere wiederum schon. Allein als Mutter hatte man eine Bürde zu tragen, die manchmal als zu schwierig erschien, aber trotz allem schaffte man es stets.

Sayaka war von Anfang an eine gute und liebevolle Mutter gewesen, besonders nachdem sie zwei Todgeburten hinter sich gebracht hatte und schon fast die Hoffnung darauf verloren hatte ein Kind zur Welt zu bringen, welches lebte. Als dann die frohe Kunde eintraf, dass die erneut schwanger sei, war die Freude riesig gewesen trotz ihrer Angst auch dieses nicht Lebend zu Welt zu bringen. Die Götter waren ihr wohl gnädig gestimmt gewesen als Serenety leben zu Welt kam und Sayaka hatte beschlossen ihrer Tochter einen Namen zu geben deren Bedeutung etwas besonders hatte. In ihrem Volk bedeutete Serenety Mondgöttin. Han war damit einverstanden gewesen, auch ihm hatte dieser Name gefallen. Ab dem Zeitpunkt der Geburt, hatten beide Eltern ihre Tochter nie aus den Augen gelassen, aus Angst, sie könnte vielleicht doch umkommen. Als diese dann älter geworden war, vergaß man die Angst. Viel hatten sie durchgemacht und doch hatte stets die Freude überwogen. Denn das Leben ihrer Tochter war ihnen wichtiger gewesen als die Qualen, die sie durchlitten hatte nach den Todgeburten. Vergessen war dies nicht und es gab Momente in denen Sayaka mit Fassung kämpfte, aber die Zeit hatte die Wunden geheilt. Nun wo ihre Tochter dreiundzwanzig war und Verlobt würde ein neuer Abschnitt im Leben der Eltern entstehen. Sie würden einen Sohn bekommen. Einen, denn sie sich stets gewünscht hatten. Auch wenn er nicht ihr eigener war. Eine Rolle spielte dies nicht und beide sowohl Han als auch Sayaka hofften, dass ihre Tochter einen Sohn zur Welt bringen würde. Dies allerdings lag noch in der Zukunft, denn zuerst einmal würde die Hochzeit stattfinden. Schon allein dies machte Sayaka sehr glücklich. Endlich ihre Tochter in guten Händen zu wissen.


- Onderon - Murata-Anwesen - Zentral - zweit Raum - mit Hitomi & dem Rest -
 
- Onderon - Murata-Anwesen - Zentral - Audienzsaal - mit Serenety, Han und Shigeru -

Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend folgte Toji seinem Großvater und dem kräftigen Han Akaji in den Audienzsaal. Nur selten war er in diesen Räumlichkeiten des großen Anwesen gewesen, aber er konnte den Vorschlag von Shigeru nicht einfach abschlagen. An diesem Ort wurde exakt auf die Traditionen und Verhaltensregeln des eigenen Volkes geachtet. Somit musste sich der Offizier diesem kulturellen Erbe unterwerfen. Schweigend ging Serenety neben ihm her. Er traute sich nicht sie mit einem Blick zu beachten. Es wäre einfach nicht der richtige Zeitpunkt für eine Aussprache. Vielleicht musste er sogar erst Herr über seine eigene Gedanken und Gefühle werden.

Der Audienzsaal war durch das helle Sonnenlicht dieses Systems geflutet. Man hatte die Schiebetüren aufgemacht und so kam frische Luft in den Raum. Einige Vorbereitungen waren schon von den Hausherren getroffen worden. So standen schon ein paar Schälchen bereit und auch Sitzkissen hatte man auf den Mattenboden gelegt. Mit einem leisen Ächzen setzte sich Shigeru auf seinen Stammplatz. Nachdem sich alle Beteiligten des Gesprächs gesetzt hatten, kam ein Bediensteter und goss Tee in die Schälchen ein und reichte ihnen Gepäck. Eine Minute herrschte Schweigen zwischen den Anwesenden.

“Endlich treffe ich dich, Miss Serenety Akaji, einmal persönlich”, eröffnete Shigeru das Gespräch. “Dein Vater spricht in höchsten Tönen von dir und so wollte ich mich selbst überzeugen. Wie du wahrscheinlich weißt findet eine Annäherung zwischen den Muratas und Akajis statt. Unsere Familien sind mit die größten Clans unseres Volkes und somit haben wir eine gewisse Verantwortung.”

Ein Lächeln schlich sich auf das Gesicht des alten Mannes. Ein kalter Schauer lief dem Flottenoffizier über dem Rücken. Langsam bekam er eine Ahnung über die Pläne seiner Familie. Er erinnerte sich an die Geschichten, die ihm seine Eltern erzählt hatten. Damals war sein Vater in eine ähnliche Situation gekommen, denn die Familie der Thiuro wirkte sehr attraktiv auf die Politik der Muratas. Seine Gedanken begannen zu rasen. Toji musterte seinen Großvater ganz genau.

“Ich weiß nicht, inwieweit dein Vater dir von einem Versprechen zwischen deiner Familie und der unseren erzählt hat, aber zur Not musst du es nun doppelt hören”, sprach der alte Mann weiter. “Du wurdest nach deiner Geburt meinem Enkel Toji zur Frau versprochen. Diese zwei Wochen, die ihr hier verbringen werdet, dienen euch dabei als letzte Prüfung. Auch die Versetzung auf die “Musashi” war eine Prüfung, die ihr als Paar wunderbar bestanden habt.”

Er kicherte leise und nippte an seinem Tee. Wieder hatte man ein bitteres Getränk für diesen Anlass gewählt. Dieses Getränk würde mit Sicherheit die Aufmerksamkeit der Anwesenden schärfen. Auch Toji nahm einen Schluck von dem Tee, jedoch eher um den Schock zu verarbeiten. Mit einer Planung von dieser Tragweite hatte er einfach nicht gerechnet. Er musste sich sogar beherrschen nicht einfach den Mund offen stehen zu lassen. Seine Verwandtschaft bestand wirklich aus gerissenen Menschen, wobei die Akajis diesem “Talent” in nichts nachstanden. Ein kurzer Schwall an Wut kam in dem jungen Mann hoch. Er war wirklich blind gewesen.

‘Wie konnte ich mich nur so naiv auf diese Sache einlassen?’, fragte er sich. ‘Hatte mein Vater nicht die gleichen Probleme gehabt? Hätte ich nicht daraus lernen sollen? Mich besser vorbereiten sollen?’ Fragen schossen durch seinen Kopf während er Han Akaji musterte. Der gealterte Commodore wirkte hart und kühl. Wahrscheinlich wärmte ihn nur die Liebe zu seiner Frau und zu seiner Tochter wirklich. Toji hatte Respekt vor diesem Mann. Genaue Informationen über Han besaß der junge Offizier nicht, aber er hatte noch die eine oder andere Erzählung von seinem Vater oder seiner Mutter über Han in Gedächtnis.

Plötzlich fühlte er sich an das Gespräch mit Han auf der “Dragon” erinnert. Schon damals waren die eine oder andere Bemerkung über eine Heirat zwischen ihm, Toji, und Serenety gefallen. Eigentlich hätte der junge Flottenoffizier diese Strategie viel früher durchschauen und -brechen müssen. Gegensteuern und weiter sein freies Leben zu genießen. Nur wollte er das in seiner jetzigen Situation noch? Ein Umbruch in seinem Denken hatte stattgefunden und nun kamen diese Pläne auf dem Tisch. War das eine Fügung des Schicksals? Er wusste es nicht und so konnte er nur gespannt auf die nächsten Worte von Han warten. Als Oberhaupt der Akajis musste auch er seinen Standpunkt zu diesem Thema kundtun.


- Onderon - Murata-Anwesen - Zentral - Audienzsaal - mit Serenety, Han und Shigeru -
 
- Onderon - Murata-Anwesen - Zentral - Audienzsaal - mit Toji, Han und Shigeru -

Die Sorgen in Serenety stieg von Sekunde zu Sekunde. Ein Gespräch mit diesen dreien verhieß nichts Gutes. Besonders dann nicht wenn die älteren Männer ihrer Clans eines unter so geringen Augen haben wollten. Seren wartet nur darauf, das Shigeru endlich anfing zu sprechen um zu lüften, was sie scheinbar so lange schon für sich behielten. Es blieb zu hoffen, dass es nichts war, was ihr Leben aus den Fugen geraten ließ. Die ersten Worte waren höfflich und diskret. Noch! Shigeru beteuerte, dass er erfreut war sie nun endlich einmal persönlich kennen zu lernen, da ihr Vater so oft und viel, wie sollte es auch anders ein, in den höchsten Tönen gelobt hatte. Kein Wunder dass das Oberhaupt der Muratas darauf erpicht gewesen war, sie endlich einmal persönlich zu mustern. Aber gut, es war üblich in ihrem Volk, besonders wenn ein Vater so sehr über seine Tochter sprach. Serenety fühlte sich hin und her gerissen zwischen geehrt und berührt. Ja sie wusste, dass eine Annäherung der beiden Familien stattfand und ebenso wusste sie auch, dass sie die größten Clans ihres Volkes waren und eine gewisse Verantwortung innehatten. Was gleichzeitig bedeutete, dass diese Unterredung nur der Anfang dessen war, was noch folgen würde. Das Lächeln des alternden Mannes gefiel Seren sehr gut. Die ganze Art von ihm behagte ihr sehr und sie verstand auch warum ihr Vater so großen Wert auf diesen Mann legte. Gleichsam machte sich ein tiefes Unbehagen in ihr Breit, denn sie wusste, dass hier etwas nicht stimmte. Die Planung die von Statten ging war noch nicht an ihrem Höhepunkt angelangt und Serenety fragte sich welcher dies sein konnte. Wollte auch Shigeru, dass sie und sein Enkel heirateten? Zumindest wurde sie dieses Gefühl nicht los. Die beiden älteren Männer taten sehr Formell und dies konnte nur bedeuten dass sie versuchten, hieraus einen Hochzeitsbasar zu machen. Eine Ausdrucksweise, die nicht wirklich stimmte, denn wenn die Väter erst einmal etwas entschieden hatten, dann war dies schon ein Gesetzt. Bleib also die Frage, warum sie ihren Entschluss nicht gleich Kund taten und um den heißen Brei herum redeten.

Seren bemerkt, dass Toji ebenso unwohl war wie ihr selbst, auch wenn ihre Blicke nicht sonderlich auffällig waren, denn sie wechselten zwischen allen dreien. Dann endlich schien Shigeru zum Punkt zu kommen. Was sollte dies heißen ob ihr Vater ihr schon von einem Versprechen zwischen den Familien erzählt hatte!? Welches Versprächen? Sie wurde was? Nach ihrer Geburt mit…, oh nein, dies war ein Scherz! Sie hörte nicht Recht! Was sollte sie sein? Bereits verlobt? Zu ihrem absoluten entsetzten entpuppte sich auch noch ihr Vorgesetzter als ihr Verlobter. Serenety verstand die Welt nicht mehr. Dies durfte einfach nicht wahr sein! Zwei Wochen hier um, um eine Art Prüfung zu bestehen? Die auf der Musashi hatten sie schon bestanden? Das Kichern Shigerus machte alles nur noch schlimmer. Serenety Blick wanderte von dem ältern zu ihrem Vater und dann zu Toji. Ihr Blick blieb an ihm hängen. Ein Fehler, ein sehr schwerer, denn die Ereignisse der letzten Nacht kehrten in ihr Gedächtnis zurück und damit eine schier unbeschreibliche Wut. Sie war also mit ihm Verlobt? Mit diesem unerträglichen Schwein! Die Hände der jungen Frau verkrampften sich, ballten sich zu Fäusten. Sie würde ihn nicht heiraten, niemals. Die Bilder der Nacht kehrten zurück und vor ihrem Geistigen Auge sah sie ihn und wie er sie küsste. Die Zärtlichkeit darin aber auch gleichzeitig eine bestimmte Dringlichkeit. Wie sehr hatte sie diesen Kuss genossen und dann! Das Bild verschwand und stattdessen zeigte sich ein anderes. Eines was ihre Wut noch verstärkte. Die Vorstellung, dass er eine Nacht zuvor, bevor er sie geküsst hatte, mit einer anderen Frau geschlafen hatte machte sie Wahnsinnig. Als ob dies nicht reichte, zeigte sich ihr dies auch noch bildlich. Serenety verkrampfte sich. Ihr wurde schlecht und sie hätte sich wohl übergeben, wenn sie nicht mit sich gerungen hätte. Niemals würde sie einen Mann heiraten, der keine Ehre besaß. Er war ein Verräter an ihrem Volk, an seiner Familie und an den Traditionen. Er war das letzte vom letzten. Und das schlimmste, er hatte ihr Ehre auch noch beschmutzt und dafür hasste sie ihn. Serenetys Gesicht wurde fahl und ihre Lippen bebten. Dies alles war eine Lüge und doch wusste sie, dass sie mit ihm Verlobt war. Mit einem Mann, der nicht mehr wahr als ein Frauenheld und der sich mit jeder vergnügte, die ihm gefiel. Ein Mann ohne Anstand und Moral. Einem Mann, der keine Ahnung von Gefühlen hatte. Die Wut überstieg alles und platzte letztlich aus ihr heraus ehe ihr Vater etwas sagen konnte.


„NIEMALS! Ich werde ihn niemals heiraten. Eher werde ich eine Geisha.“

Einen kurzen Moment schwieg sie und ihr Blick glitt von Shigeru zu Toji. Ihre Augen funkelten und die Wut darin war deutlich zu sehen. Doch dies allein genügte nicht. Ihr Blick schien ihn töten zu wollen.

„Ich werde keinen Mann heiraten, der keine Ehre besitzt noch jemanden der seiner Familie Schande bringt und den Namen entehrt! Traditionen bedeuten ihm ebenso wenig etwas wie seine Familie. Er ist das letzte vom letzten und in meinen Augen hat er es nicht verdient auch nur weiterhin als einer von meinem Volk angesehen zu werden. Ich verachte ihn.“

Serenetys Augen verengten sich. Einen weiteren Moment blieb ihr Blick an Tojis hängen. Ihre Worte machten ihm deutlich, dass sie wusste, dass er eine Affäre gehabt hatte und ebenso machten sie ihm deutlich, dass sie wusste, dass er sie danach geküsst hatte. Sie war Wütend, verletzt und gekrängt und all dies ließ sie an ihm aus. Es war ihr gleich, dass seine und ihre Familie davon erfuhr und es war ihr ebenso gleich, dass sie damit einen Streit heraufbeschwor. Zudem interessierte es sie nicht, dass ihr Ausbruch Toji damit verletzen konnte. Die Szene, die sie hier macht war gerechtfertigt, denn seine Familie hatte ein Recht zu erfahren welch einen Enkel sie hatten. Welchen Missratenen widerlichen, ekelhaften nichts taugenden Kerl sie großgezogen hatten. Die Schande, die er seiner Familie bereitet hatte würde noch einiges nach sich ziehen. Ihr Blick verriet ihm aber auch, dass sie ihn dafür hasste und gleichzeitig verachtete.

Han war schockiert. Seine Tochter brachte hier etwas auf den Tisch, was zu einem Streit werden konnte. Ihre Worte waren hart, wenn auch sie sich im Zaum hielt, denn er kannte sie gut genug um zu wissen, dass sie von weit aus mehr gesagt hätte wie jetzt. Der Commodore war Wütend. Sein zukünftiger Schwiegersohn hatte wohl eine Affäre gehabt. Dies ließ Serenety durchkommen und genau dies war es, was ihn wütend machte. Die Anschuldigung, dass er den Namen seine Familie ruiniert hatte, war eine harte Anschuldigung und konnte nur durch eine Affäre oder ähnliches verbrochen worden sein. Wenn dies stimmte, dann hatte Toji sich in ernste Schwierigkeiten gebracht. Denn Han würde dies nicht dulden geschweigeden Akzeptieren.


„Was hat dies zu bedeuten? Toji ich erwarte ebenso wie dein Großvater, dass du die Anschuldigungen, die meine Tochter gegen dich vorbringt, entkräftigst!“

In seinem Unterton bebte leichte Wut wieder. Sein Blick machte alle Anwesenden klar, dass seine Stimmung sich gewandelt hatte und dies zum schlechteren. Sein Blick glitt zu seiner Tochter, die da saß und vor Wut leicht zitterte. Er sah ihre geballten Fäuste und wusste, dass noch etwas anders dahinter steckte. Etwas, was sie noch nicht preisgegeben hatte. Sie schien tief verletzt zu sein nur weshalb? Sie hatte gedroht Toji niemals zu heiraten und sie hatte bekannt gegeben ihn zu verachten. Was war zwischen den beiden geschehen, dass sie ihn hasste? Denn dies war ohne Zweifel so. War es möglich, dass sie mehr für ihn empfand als sie bisher geahnt hatte und dass die beiden sich vielleicht näher gekommen waren? Dies wäre vielleicht ein Grund ihrer Wut. Han war in diesem Moment machtlos. Er musste sich zuerst anhören was Toji zu sagen hatte. Ob die Anschuldigungen seiner Tochter gerechtfertigt waren oder ob sie sich etwas ausmalte. Aber er wurde das Gefühl nicht los, dass die Worte seiner Tochter der Wahrheit entsprachen. Man hätte den beiden viel früher sagen sollen, dass sie Verlobt waren. Vielleicht hätte dies einiges verändert.

Serenety wollt auf die Frage ihres Vaters nicht antworten. Sie macht deutlich, dass sich darum der Schuldige kümmern musste. Oh ja, er sollte sich hier rechtfertigen. Dieser schamlose Kerl. Er hatte sie geküsst und das obwohl er eine Affäre gehabt hatte. Obwohl er eine Nacht zuvor in den Armen einer Frau gelegen hatte und es verdammt noch mal auch noch genossen hatte. Denn genau dies hatte er doch! Wie gern hätte sie die Zeit zurückgestellt. Denn dann wäre sie sicherlich nicht mit ihm ausgegangen noch hätte sie sich von ihm küssen lassen. So schön wie sein Kuss auch gewesen war, jetzt trieb er ihr den Eckel hoch. Wie nur hatte sie ihn genießen können? Serenety war nahe daran den Raum zu verlassen. Einzig und allein hielt sie, dass sie wissen wollte warum er dies getan hatte. Warum er sie geküsst hatte, denn sie würde sie ebenso auf den Tisch donnern wie jenes zuvor. Wenn er in Ungnade viel, dann hatte er sich dies selbst zu zuschreiben. Bei ihr war er dies schon und warum sollte sie ihn heiraten, wenn er bei ihrer Ankunft hier schon das nächste Weibsbild im Arm hatte, der er beteuerte sie vermisst zu haben? Wie Krank konnte man nur sein?

Die Stimmung in dem Audienzsaal hatte sich gewandelt. Die Luft schien zu stehen, darauf hin zu arbeiten als wollte jeden Moment einen Explosion alles in Fetzen zerreisen. Es fehlte nicht viel und die Bombe würde losgehen. Ihr Ausbruch würde nicht ohne Folgen bleiben, denn sie sah ihrem Vater an, wie er seine Wut unterdrückte. Das Thema würde Ärger geben und Shigeru würde sicherlich entsetzt sein, besonders, da sie hier alles offen auf den Tisch gelegt hatte. Weil sie die Ehre seines Enkels zunichte machte und weil sie preisgegeben hatte ihn zu verachten. Die Anschuldigen allein waren schon hart doch ihre Worte verschlimmerten alles nur noch. Was das Oberhaupt denken mochte wusste sie im Einzelnen nicht aber sein Blick zeigt ihr, dass auch er missgelaunt war. Der Fragende Blick der Toji traf war nichts im Gegensatz zu dem wie er sie ansah. Denn sollte sie gelogen haben, würde man sie für ihr Verhaltne strafen. Der Angriff auf die Familie, der im Grunde hierbei nur Toji betraf war Anschuldigung im höchsten Maße. Hätte sie die gesamte Familie beleidigt, wäre alles aus den Fugen geraten. Zum Glück hatte sie dies nicht, denn ansonsten wäre die Freundschaft entzweit worden.


- Onderon - Murata-Anwesen - Zentral - Audienzsaal - mit Toji, Han und Shigeru -
 
- Onderon - Murata-Anwesen - Zentral - Audienzsaal - mit Serenety, Han und Shigeru -

Serenety platzte förmlich und ließ ihrem Vater damit keine Chance für eine Antwort. Alle Anwesenden waren mit ihrer Reaktion schockiert. Sie hatte soeben die Traditionen, die man sie gelehrt hatte, über den Haufen geworfen. Der Magen des Flottenoffiziers zog sich zusammen. Anscheinend hatten ihn nun die Konsequenzen des letzten Abend vollkommen eingeholt. Außerdem bekam er einen Einblick in ihre Seele und jedes Wort traf ihn dabei hart in sein Herz. Auch sein eigenes Ehrgefühl wurde durch sie angegriffen.

‘War der letzte Abend eine Lüge gewesen?’, fragte er sich schockiert. Was hat sie zu dieser Meinung gebracht. Ihr Verhalten erschien ihm merkwürdig. Des Weiteren ballte sich die Wut in ihm. Wieso wollte sie ihn so öffentlich anprangern? Wollte sie ihn vor seiner Familie blamieren? War das ihr Plan? Er musterte sie und biss sich auf seine Unterlippe. Die Finger gruben sich sogar leicht in seine Oberschenkel. Nur mit viel Konzentration konnte er sich beherrschen. Ihre Anmaßung war ihm ein Dorn im Auge und noch immer waren ihm ihre Beweggründe nicht bewusst. ‘Worauf basiert ihre Meinung über mich?’

Plötzlich erwachten auch die beiden älteren Herren aus ihrer Starre. Leben kam in die Augen des Murata-Familienoberhaupts. Aufmerksam musterte er seinen Enkel. Diese Reaktion kannte er schon durch seinen eigenen Sohn. Doch die junge Akaji hatte sein Interesse geweckt. Viele Informationen über das Privatleben von Toji hatte er nicht und nun war die Chance für einen kleinen Lichtschimmer in diesem dunklen Feld gekommen. Mit seinem Blick wandte er sich an Han. Es war nun die Aufgabe des Familienoberhauptes der Akaji für Klarheit zu sorgen. Han musste sich an die Seite seiner Tochter stellen.

“Was hat dies zu bedeuten?”, erklang die empörte Stimme von Han. “Toji, ich erwarte ebenso wie dein Großvater, dass du die Anschuldigungen, die meine Tochter gegen dich vorbringst, entkräftest!”

Für einen Moment holte der junge Flottenoffizier tief Luft. Wie sollte er die Gedankengänge der jungen Frau verstehen? Hatte sie von seinem Ausrutscher erfahren? Ging es ihr um diese unbedeutende Sache? Mehrere Fragen schossen durch seinen Kopf. Es war eine Gradwanderung, die er auf diese Weise betrieb. Hier konnte er die Planungen beider Familien mit einem Streich (auf unbewusste Art) vernichten. In seinem Kopf versuchte er die eigenen Gedanken zu sammeln. Wie weit konnte er sich in dieser Gesellschaft öffnen?

“Nach reiflicher Überlegung kann ich die Reaktion Ihrer Tochter verstehen, Commodore”, entgegnete Toji mit kühler Stimme. “Anscheinend hat Serenety mich belauscht und von meinen Fehler der letzten Abende erfahren. Auf welche Weise sie das geschafft hat weiß ich nicht, aber ihr scheint es nicht zu gefallen. Ich kann diese Haltung sogar sehr gut verstehen, nachdem sie in diese Pläne eingeweiht worden waren. Dennoch muss ich die Konsequenzen für meine Taten tragen und manche Erfahrungen, die ich im Lauf der Jahre gesammelt habe, auch nicht missen.”

Sein Mund war durch die Aufregung trocken und deshalb griff er nach seiner Schale mit Tee. Nachdenklich nippte er an dem Getränk und dachte über sein weiteres Vorgehen nach. Wie konnte er die Sache erklären ohne seiner Familie wirklich Schande zu bringen? Er fuhr sich über das rasierte Kinn und ertrug schweigend die Blicke der älteren Männer. Ihm war nicht wohl bei der Sache. Sogar Verzweiflung mit dem Wunsch nach Flucht mischte sich in seine Gefühlswelt ein. Toji hasste sich für seine Naivität. Er hätte nie diese Reise antreten sollen und die Versetzung von Serenety beantragen sollen.

“Nach der Schlacht um Belkadan war ich erschöpft und ließ mich in einem Hotel nieder”, begann er zu erzählen. “Irgendwie konnte ich nicht schlafen und ging runter in die Bar. Dort habe ich eine hübsche Angestellte getroffen und der Alkohol, den wir zusammen genossen haben, hat uns zu einer Dummheit verleiten lassen.”

Erneut hielt er inne und nahm einen Schluck von dem bitteren Getränk. Es war kein angenehmes Gefühl über diese Sache zu reden. Es war sein Privatleben und darin hatte keiner etwas zu suchen. Diese unfreiwillige Öffnung störte ihn. Serenety hatte ihn in eine unangenehme Situation gebracht. Seine Wertschätzung, die er am letzten Abend von ihr gewonnen hatte, nahm rapide ab. Sie war Counselor und hatte sich gegen ein persönliches Gespräch entschieden? Erwägungen über eine Versetzungen machten sich in seinem Kopf breit. Eine unangenehme Situation für ihn.

“Ich weiß nicht was Ihr noch hören wollt, denn Taten kann man nicht ungeschehen machen”, sagte Toji weiter. “Irgendwie haben sich Serenety und ich am letzten Abend angenähert, doch diese Nähe dürfte sich nun in eine noch größere Entfernung umgewandelt haben. Ihr solltet vielleicht Eure Pläne mit meinem Großvater umändern. Ich werde nun in mein Zimmer zurückkehren…”

Ohne auf eine Antwort zu warten stand der Offizier auf. Sein Ansehen bei dem älteren Offizier war sowieso kaputt, somit musste er nun auch nicht auf weitere Höflichkeitsfloskeln achten. Er verließ den Raum schweigend und wies einen Bediensten mit wenigen Worten an ihm sein Zimmer zu zeigen. Im Moment war sein Gesprächsbedarf gedeckt und er wollte einfach nur etwas Ruhe.

Im Raum blieben Shigeru, Han und Serenety allein zurück. Der alte Murata hatte mit diesem Wesenszug seines Enkels gerechnet. Dennoch wahrte er sein ernstes Gesicht und musterte die junge Akaji. Ihr Wutausbruch hatte ihr blasses Gesicht gerötet. ‘Sie ist wirklich eine perfekte Wahl’, dachte sich der alte Mann und nippte an seinem Schälchen mit Tee. Ihre Wesensstärke würde den Freigeist von Toji in einen geordneten Rahmen zwängen. Bevor Han ein Wort sagen konnte hob er die Hand.

“Wir sollten nun nicht im Zorn Entscheidungen treffen, die wir später bereuen”, sagte er zu Han mit seiner gelassenen Stimme. “Wir kennen die Wesenszüge seines Vaters und somit war das Handeln von Toji an ein gewisses Schicksal gebunden. Bedenke das, Han!”

Mit einem freundlichen Blick wandte er sich an Serenety. Sie wirkte noch immer aufgeregt, doch die Kontrolle über ihren Körper zeugte von einer guten Erziehung. Dennoch war sie bei dieser Aussprache einfach fehl am Platz. Er musste unter zwei Augen mit dem Oberhaupt der Akaji sprechen. Nur ohne fremde Einflüsse konnten sie zu einer ordentlichen Lösung kommen.

Serenety, könntest du uns bitte für einen Augenblick verlassen”, sprach er sie freundlich an. “Ich danke dir für deine Ehrlichkeit. Es zeugt von einem guten Wesen, wenn man seiner Meinung auch in solchen Situationen Ausdruck verleiht. Meine Gastfreundschaft biete ich dir nun noch mehr an. Dennoch wirst du noch weitere Überraschungen an diesem Ort haben.”

Ein Kichern kam über seine Lippen und nachdem die hübsche junge Frau gegangen war kam der Ernst in sein Gesicht zurück. Die Miene war eisern und nun sprach der Offizier aus ihm. Seine Augen funkelten, denn nun konnte es schnell zu einem heißen Duell zwischen den beiden Familienoberhäuptern kommen. Er war bereit.


- Onderon - Murata-Anwesen - Wohnbereich - kleines Zimmer - allein -
 
- Onderon - Murata-Anwesen - Zentral - Audienzsaal - mit Toji, Han und Shigeru -

Wie grausam konnte das Universum doch sein! Wie fruchtbar konnten die Züge der einzelnen Individuen oder deren Handlungen sein. Es war als ob eine Welt in sich zusammen brach, eine Welt in der jegliche Hoffnung und Wünsche zunichte gemacht wurden, gleich wie sehr man an ihnen hing. Wie wenig einem doch klar war, dass man Gewisse Dinge im Leben brauchte, die man anfangs für nicht notwenig gehalten hatte. Hoffnung gehörte dazu und ebenso das Gute in einem zu sehen. Doch all dies war zerstört worden. War geplatzt wie eine Seifenblasse, die ein Kind durch den Himmel schickte. Ihre Reise sollte nie Enden, so zumindest wünschte sich dies das Kind. Aber irgendwann platzte diese Blase, weil sie dem Druck nicht mehr standhielt.

Wie sehr hatte sie doch gehofft in ihm jemanden zu finden, der ihr ähnlich war. Jemanden, der ihr zeigte, dass das Leben noch einen anderen Sinn machte als nur zu arbeiten und sich zu verausgaben. Warum nur hatte er so handeln müssen? Was war der Beweggrund? War dies alles nur ein Spiel für ihn? Nahm er stets alles auf die Leichte Schulter? Sie wusste es nicht. Eines aber war sicher, er hatte sie verletzt. Tief in ihrem inneren war etwas zerrissen von dem sie nicht einmal wusste, dass es existierte. Er blieb ruhig und gefasst, ließ sich nichts anmerken. Er nahm alles hin wie üblich. Fast gleichgültig. Was in seinem tiefsten Innern vors ich ging konnte sie nicht sagen. Nicht jetzt und nicht in ihrem Zustand. Warum hatte all dies so enden müssen? Sie hatte doch mit ihm sprechen wollen um zu klären warum er sie an jenem Abend geküsst hatte, aber dann, dann hatte sie erfahren was er getan hatte und jegliche Regung in ihr hatte sie dazu veranlasst in Wut zu geraten. In Wut darüber, dass er nicht besser war wie all jene Männer zur Zeit der Akademie. Es war ein Alptraum, eine Schande. Wofür gab es Traditionen und Richtlinien, wenn sich niemand daran hielt? Warum hatte er sie gebrochen und weshalb riskierte er es seinen Namen und den seiner Familie zu beschmutzen? Ehre, sie schien für ihn ein Fremdwort. Denn hätte er welche im Leibe gehabt, er hätte niemals so verantwortungslos gehandelt. Serenety hatte das Gefühl zu verzweifeln. Der Plan ihres Vaters war damals schon gewesen sie miteinander zu verheiraten und sie war damit nicht einverstanden gewesen, aber sie hätte sich ihm gebeugt, wenn er darauf gepocht hätte. Nun allerdings war alles vorüber. Würde sie jemals Antworten auf ihre Fragen erhalten? Sie wusste es nicht. Würde er sich stellen? Würde er hier und jetzt eine Erklärung abgeben? Es schien so als ob ihre Bitten erhört worden waren, den Toji nahm Stellung.

Er konnte ihre Reaktion verstehen? Ihn belauscht? Dies entsprach nicht der Wahrheit. Sie hatte etwas mitbekommen, was sie eigentlich nicht hätte mitbekommen wollen. Sie hatte doch nur mit ihm reden wollen, ihn fragen wollen warum dieser Kuss geschehen war. Oh nein, es gefiel Seren ganz und gar nicht, dass er sich dazu hatte hinreisen lassen mit irgendeiner dahergelaufenen Frau ins Bett zu steigen! Er konnte diese Haltung verstehen? Glaubte er eigentlich was er da sagte? Oh dieser, dieser… Serenety versuchte ihn ihren Gedanken den passenden Ausdruck zu finden. Aber er fiel ihr für diesen Moment nicht ein. Nun spielte er auch noch den armen Kerl der sich völlig in die Hände seines Großvaters gab um die Strafe über sich ergehen zu lassen. Wie erbärmlich! Gleichzeitig erklärte er aber auch dass er diese Erfahrungen nicht missen wollte. Scheinheiliger Wichtigtuer! Dieser Idiot!

Toji griff nach der Schale mit Tee und trank. Dann folgte eine kleine Geschichte dessen, wie es zu dieser Affäre gekommen war. Wie Süß, er war also nach der Schlacht erschöpft gewesen. Na wunderbar. Sie etwa nicht? Aber nein, der Herr musste ja in ein Hotel gehen und dort trinken, selbstverständlich in Gesellschaft. Daraus ergab sich so mir nichts dir nichts eine Unmenge Alkohol und ein Bettgeflüster. Hatte er sie noch alle? Welche Entschuldigung war dies denn? Keine! Seine hübsche Angestellte konnte er sich sonst wohin stecken. Jeder Trottel wusste das Alkohol mit Vorsicht zu genießen war. Doch diese Worte allein machten Serenety nicht wütend, denn was als nächstes, nach einer kurzen Pause folgte machte alles nur noch schlimmer. Sie hatten sich irgendwie angenährt? Seren musste mir ihrer Fassung kämpfen. Also so sah er ihren Abend? Eine „irgendwie“ Annäherung! Mehr sagte er dazu nicht. Er hatte sie nur geküsst und dies schien nichts zu bedeuten. Wie konnte er nur? Wie konnte er nur ein solcher Widerling sein? Hatte er sie doch nur geküsst, weil der Moment gerade gepasst hatte? Oder weil er einfach ein wenig Spaß haben wollte? Toji sprach nicht viel mehr außer ein paar Kleinigkeiten, dann verabschiedete er sich und ging. Er ließ sie im Unklaren zurück. Sie war nicht weiter als vorher außer, dass sie noch wütender über ihn war als zuvor. Wäre sie allein gewesen, sie wäre in Tränen ausgebrochen und dies zum zweiten Mal in so kurzer Zeit. Dieser Mistkerl raubte ihr noch den Verstand. Er machte sie Krank.

Zurück blieben die beiden älteren Männer und eine völlig aufgelöste junge Frau, die ihre Emotionen unter Kontrolle hielt. Wie gern hätte sie ihm den Hals umgedreht. Als er fort war sackte sie innerlich in sich zusammen. Als Shigeru seine Worte an sie richtete, bekam sie es mit der Angst zu tun. Was würde kommen? Wie würde er von ihr denken? Doch Shigeru blieb ruhig, behielt den Überblick und mahnt, dass man nichts im Zorn entscheiden sollte. Was sollte dies heißen, sie kannten Tojis Wesenszüge? Seinem Vater ähnlich? Sollte dies heißen, das Kenji ebenso gewesen war sie sein Sohn, beziehungsweise umgekehrt? Ihr Vater sollte dies bedenken. Aber dies war keine Entschuldigung! Niemals. Der Blick des Murata Oberhauptes glitt zu ihr. Sie sollte sie einen Moment verlassen. Gleichzeitig dankte er ihr für ihre Ehrlichkeit. Ihr Verhalten zeugte von einem guten Wesen? Serenety war überrascht, dass Shigeru sie trotz allem zu mögen schien. Gleichzeitig war sie erleichtert. Sie spürte den Blick ihres Vaters auf sich, der sie dazu ermahnte sich zu beherrschen. Aber dies würde sie eh tun auch ohne ihn. Shigeru bot ihr seine Gastfreundschaft umso mehr an und Serenety brachte ein leichtes Lächeln zustande. Nickte und erhob sich, nachdem er ihr erklärte, dass noch weitere Überraschungen auf sie warteten. Darauf folgte ein Kichern. Seren schluckte, verabschiedete sich mit einer Verbeugung und ließ die Männer allein zurück. Sie verließ den Raum, würde draußen warten ob man sie noch einmal rufen würde.

+++​

Han ließ sich Zeit. Er hatte aufmerksam gehört, was sein zukünftiger Schwiegersohn gesagt hatte. Wenigstens gestand er sich seiner Fehler ein und war bereit diese zu tragen. Nicht jeder hätte dies. Auch wenn Han wütend über die Ereignisse war, so würde er Kenji den Wunsch erfüllen. Ihre Kinder würden Heiraten und Toji würde lernen, was es bedeutete wirklich zu lieben. Wie es war eine Frau an seiner Seite zu haben, die alles für einen Tat. Oh ja Toji würde mit seiner Tochter gut fahren, besonders dann, wenn es um die Traditionen ging. Sie würde ihn schon ein wenig erziehen. Aber er würde mit Sicherheit dies alles wieder in Ordnung bringen müssen, wenn er nicht wollte, dass Han ihm zeigte was es bedeutete, gestraft zu werden. Der junge Mann verließ den Raum. Shigeru redete auf Han ein und meinte, dass er an Kenji und dessen Verhalten denken sollte. Man sah nur zu deutlich, dass Vater und Sohn sich nichts schenkten. Erst als Seren entlassen wurde griff Han nach seiner Schale mit Tee und nippte. Viel hatte dieses Gespräch offenbart. Han war noch immer Wütend
.

„Ich habe deine Worte gehört Shigeru, und ich werde sie Berücksichtigen. Was dein Enkel getan ist etwas, was nicht einfach zu verzeihen ist. Er mag sein wie Kenji. Schade, dass er diese Eigenschaften vererbt bekommen hat. Ich gebe zu ich bin wütend und gleichzeitig gekränkt, aber ich kann das Versprechen an Kenji nicht lösen. Doch eines ist sicher, Toji wird meine Tochter Heiraten und ich hoffe für ihn, dass er alles ins Reine bringt, denn wenn nicht, sollte dies scheitern, wird seine Karriere beim Militär ein Ende finden noch bevor er bis drei zählen kann.“

Han hob erneut die Schale mit Tee an die Lippen und trank.

„Ich hoffe sehr, dass er sich dessen bewusst ist, was sein Vater für ihn getan hat. Kenji muss geahnt haben, dass sein Sohn ihm einmal ähnlich wird. Wenn ich dies alles richtig sehe, dann bist du ebenfalls noch für diese Ehe. Ich werde einige Zeit brauchen um dies zu verarbeiten, aber ich bestehe trotz allem auf diese Ehe. Meine Tochter wird dies auch erkennen müssen.“

Er legte eine kurze Pause ein und dachte nach, ehe er die nächsten Worte aussprach.

„Toji sagte sie wären sich näher gekommen, dabei hat er nicht definiert inwieweit. Ich frage mich ob die beiden nicht schon Gefühle füreinander hegen ohne es zu wissen. Möglich wäre es. Schon als ich die beiden auf mein Schiff lud wurde ich das Gefühl nicht los, dass etwas zwischen ihnen entstehen könnte. Jetzt wo sie beide hier sind und gesprochen haben, bin ich mir fast sicher, dass weit aus mehr hinter alle dem steckt. Ich mag mich irren, aber nun, wir werden sehen.“

Han lächelte. Er war verblüfft, dass er doch so locker war. Auch wenn er noch immer wütend war über das was vorgefallen war, so musste er zugeben, dass Shigerus Worte den Großteil seiner Wut wettgemacht hatten. Ein raffiniertes Schlitzohr mit Kenji zu kommen.

„Es war ein kluger Schachzug von dir mir bewusst zu machen, dass ich an Kenji denken soll und an das was er getan hat. Hättest du dies nicht getan, ich wäre mit Sicherheit mehr als Wütend geworden. Du hast mir damit den Wind aus den Segeln genommen. Mein lieber Shigeru, bist du dir sicher, die Geschäfte an deine Kinder abzugeben?“

Er kicherte und trank erneut von seinem Tee. Ein paar Tage würde er daran noch zu knappern haben, aber dann würde auch dies sich legen. Toji würde klar werden, dass er keine andere Chance besaß als sich um Serenety zu bemühen, wenn er nicht wollte, dass seine Laufbahn sich drastisch veränderte. Wenn seine Vermutung richtig war, dann würde Toji kämpfen und zwar um seine Verlobte. So wie einst sein Vater auch und dann brauchte Han sich keine Sorgen zu machen. Blieb nur das Problem mit seiner Tochter. Aber auch sie würde Klug werden.

„Ich denke wir sollten den beiden so viel Zeit einräumen wie nur möglich und wir sollten sofort damit beginnen. Zeit ist kostbar!“

Wieder lachte Han und seine Augen blitzen. Ja Shigeru hatte es tatsächlich geschafft, seine Reaktion völlig zu verändern.

+++​

Serenety lief ein wenig vor der Tür auf und ab. Die Unruhe in ihr war noch immer vorhanden. Sie hoffte, dass sie bald auf ihr Zimmer durfte, denn sie brauchte Zeit für sich. Zeit dafür mit alle dem fertig zu werden. Für den Rest des heutigen Tages wollte sei niemanden mehr sehen. Mit irgendetwas musste sie sich abreagieren. Sie brauchte einen Punkt auf den sie sich konzentrieren konnte. Ihre Gefühle tobten noch immer wie ein Orkan durch ihren Körper. Sie war wütend, enttäuscht, traurig, zornig, entsetzt und noch einiges mehr. Ihr Stolz war angekratzt. Toji war der erste, der all solche Gefühle in ihr hervorrief und genau dies machte sie ebenso wütend. Es schien so als ob keine Sekunde vergehen wollte, in der sie sich nicht über ihn ärgerte. Es war wie verhext. Jedes Mal hatte es bisher dazu geführt, dass sie ihm sonst was an die Kehle wünschte. Und so war es auch jetzt. Seine Verantwortungslosigkeit und sein Gebaren all diese Eigenschaften, sie machten sie zornig. Es gab kaum einem Moment bei dem sie sich nicht über ihn aufregte. Dies konnte nicht mit rechten Dingen zugehen. Als Counselor sollte sie eigentlich in der Lage sein ihre eigenen Gefühle zu analysieren und sie zu verstehen. Doch aus irgendeinem Grund war dem nicht so. Es schien als ob es ihr Schicksal war jeden nur nicht sich selbst zu verstehen. Wobei dies daran liegen mochte, dass sie bisher noch nie in eine solche Situation gekommen war. Seren setzte sich auf ein kleines Kissen. Das ständige hin und her Laufen brachte ihr nichts aber das sitzen machte sie nur noch unruhiger. Denn die Gedanken in ihrem inneren kreisten nur um eines und dies ab zu schalten war so verdammt schwer. Die junge Frau schloss die Augen, versuchte sich in eine der Meditationen ihres Volkes um zur Ruhe zu kommen, schafft es aber nicht. Sie brauchte Abgeschiedenheit. Einen Ort, an dem sie ungestört war, in den niemand einfach so eindringen konnte und hier vor dem Zimmer, in welchem sich die beiden älteren Oberhäupter befanden und sprachen, war keine Ruhe zu finden. Denn sie wusste nicht, ob man sie noch einmal herein rufen würde um mit ihr zu sprechen oder aber ob man sie gänzlich entlassen würde. Also blieb nur eines, nämlich zu warten.

- Onderon - Murata-Anwesen - Zentral - Audienzsaal - Han & Shigeru - Vorraum Serenety allein -
 
[ Onderon ~ Murata-Anwesen ~ Zentral ~ Audienzsaal ~ Shigeru (NPC) mit Han Akaji (NPC) ]

Shigeru zupfte seinen Kimono zu recht als Han seinen Ärger etwas Luft machte. Er konnte den Missmut verstehen, doch die Jahre hatten ihn geduldig und gelassen gemacht. Mit einem sanften Blick bedachte das Oberhaupt der Muratas seinen Gast. Seine Gedanken arbeiteten schon an einem neuen Plan. So einfach würde er diese Hochzeit nicht aufgeben. Kenji hatte sich diese Hochzeit gewünscht und für seine Familie war es ein wichtiges Ereignis. Die Drohung, die Han am Ende seiner kleinen Ansprache ausspie, war ein willkommenes Zeichen für den alten Mann.

“Wir werden diese beiden Menschen zueinander führen”, entgegnete Shigeru mit ruhiger Stimme. “So leicht wird uns der Zufall diese Planung nicht zerstören. Ganze zwei Wochen haben wir für diese Aufgabe Zeit und ich werde Toji auf Herz und Nieren prüfen.”

Han ergriff erneut das Wort. Anscheinend war sich der imperiale Offizier über die Gedankengänge von Toji nicht ganz bewusst. Doch auch das Familienoberhaupt der Akaji schien für diese Beziehung noch Hoffnung zu sehen. Ein Licht am Ende dieses finsteren Tunnels. Shigeru war hellhörig. Nur wenn beide Familien an einem Strang zogen konnten sie diese Hochzeit noch retten. Die Gedanken des alten Mannes schweiften kurz zu seinem verstorbenen Sohn. Wie hätte er in dieser Situation reagiert? Toji hatte einen Bruch mit den Traditionen vollzogen und musste deshalb eine Strafe erhalten. ‘Nur welche?’, fragte sich der ergraute Murata.

“Ich denke, wir sollten Toji einer Bestrafung unterziehen”, murmelte er in seinen Bart mehr oder weniger. “Die Traditionen verlangen diese Handlung von unserer Seite. Wir Männer müssen Stärke und Willen gegenüber den Verlockungen des Lebens! Wir dürfen es meinem Enkel nicht zu einfach machen! Er hat ein gutes Herz, keine Frage, aber dennoch muss er die Frau - seine Ehefrau - achten.”

Wieder wanderte sein Blick zu Han. Dabei nippte er leicht an seinem Schälchen. Die Wärme des Tees verflüchtigte sich langsam. Dafür lag noch ein kleines bisschen der Duft von Sommerblumen in der Luft. Shigeru liebte diesen Duft und so versprühte man ihn meist in seinen Aufenthaltsräumen. Es war eine kleine Ablenkung von den derzeitigen Problemen, denn in solchen Situationen spürte der alte Murata öfters sein Alter. ‘Eine ganze Menge Arbeit liegt noch vor mir.’ Shigeru fuhr sich durch seinen Bart. Plötzlich schwenkte Han um. Eine kleine Offenbarung über seine Gefühlswelt wurde Shigeru zu Teil.

“Auch ich war einmal ein junger Krieger, Han, antwortete Shigeru gelassen. “Die Eskapaden von Kenji hatten mich oft in wahre Rage versetzt, aber durch Hitomi konnte ich an diesem Wesenszug arbeiten. Auch die Erfahrung, die man als Oberhaupt eines Clans sammelt, hilft einem dabei. Doch mit Jahren spürt man auch immer mehr das Alter. Henzo wird in diesem Fall einen wunderbarer Nachfolger sein. Als Erstgeborener hat er ein Anrecht auf diesen Posten und ich möchte einen ruhigen Lebensabend verbringen.”

Ein Lächeln kam über die Lippen des alten Mannes. In diesem Moment wirkte er körperlich schwach. Seine Augen waren fast glasig. Für einen Nachkommen seines Volkes hatte er in dieser hektischen Zeit ein ordentliches Alter erreicht und so sehnte sich sein Körper langsam nach Ruhe. Er wollte seinen Lebensabend auf diesem Anwesen verbringen. Sich mehr mit der Botanik beschäftigen und seinen Urenkeln beim Spielen zu schauen. Wie einen Mantel, der nicht mehr passte, wollte er sein Amt ablegen. Es an die jüngere Generation vererben. Han schien diesen Augenblick der Schwäche nicht zu bemerken. Shigeru konzentrierte sich auf die Worte seines Gastes.

“Wir haben leider nur wenig Zeit, Han, sagte das Oberhaupt der Muratas. “Es herrscht Krieg und das Imperium braucht jeden fähigen Offizier. Mit etwas Glück werden die zwei Wochen für diese Sache ausreichen. … Doch nun sollten wir erst einmal unsere Frauen von diesen Vorfall unterrichten und die letzten Stunden des Tages genießen. Wenn ihr wollt, sehen wir uns beim Abendessen wieder.”

Förmlich verabschiedete er sich von seinem Gast und verließ dann das Audienzsaal durch eine andere Tür. Sofort räumten zwei Bedienstete die Sachen weg und reinigten das Zimmer komplett. Die nächste Zeit wollte der alte Murata in seinem Garten verbringen. Dort konnte er am besten entspannen. ‘Vielleicht meditier ich danach noch im Dojo’, dachte er sich und verschwand in seinen Räumlichkeiten.

[ Onderon ~ Murata-Anwesen ~ Westflügel ~ Shigerus Räumlichkeiten ~ Shigeru (NPC) allein ]
 
Zuletzt bearbeitet:
- Onderon - Murata-Anwesen - Wohnbereich - kleines Zimmer - allein -

Das Anwesen der Muratas war wirklich groß. Durch viele Jahre des Sparens und des Geizes hatte sich die Familie einen Gebäudetrakt dieser Größe, außerhalb von Iziz, leisten können. Die Muratas hatten nie einen guten Draht zur kaiserlichen Familie dieses Systems gehabt. Eigentlich kamen sie von einer Welt aus dem Zentrum der Galaxie. Doch keine ihre Aufzeichnungen berichtete über die Zeit davor. Trotz der Größe des Anwesens hatte Toji ein Problem. Er konnte sich nirgends verstecken. Jeder Winkel und jede Ecke war dem Hausherr bekannt. Es gab kein Entrinnen für den jungen Offizier.

Mit einem Seufzen ließ er sich auf das Sofa fallen. Jeglicher Aspekt, der in einem Leben zerbrechen konnte, lag nun in Scherben vor ihm. Mit einem einzigen Streich hatte er seine eigene Ehre vernichtet und seiner Familie Schande gebracht. Das Herz schlug ihm schwer in seiner Brust. Dazu fraßen sich tausende Gedanken durch seinen Kopf. Er hatte keine Ahnung wie er mit dieser Situation fertig werden sollte. Er verschränkte die Arme hinter seinen Kopf und starrte die Decke an.

“Ich wünschte mir, ich wäre an einem anderen Ort”, murmelte er und sein Blick klebte weiter an der Decke.

Wieder kam ein Seufzer über seine Lippen. Verwirrung hatte sich in rascher Zeit in seinem Leben ausgebreitet. Anscheinend war ihm das Gefühl für Frauen, dass man ihm in die Wiege gelegt hatte, abhanden gekommen. Noch nie hatte er einen Fehler gemacht, der solche Auswirkungen zeigte. Noch nie musste er ein so pikantes Teil seines privaten Lebens offenbaren. ‘Und damit meiner eigenen Familie schaden’, dachte er und verfluchte sich im nächsten Moment selbst. In diesem Augenblick war er nur ein kümmerliches Abbild seiner selbst. Sein Selbstbewusstsein war zerstört und musste neu aufgebaut werden. Hatte er wirklich einen Fehler begangen oder einfach nur sein Leben gelebt? Konnte er etwas für dieses Versprechen?

“Schafft Nichtwissen in diesem Fall ein mildes Urteil?”, fragte er sich laut.

Dieser kleine Strohhalm war seine einzige Möglichkeit halbwegs heil aus der Sache zu kommen. Indirekt hatte er jedoch gegen seine eigenen Prinzipen verraten. Mehrfach sogar. Das frühe Versprechen stellte eine Partnerschaft dar. Er hatte also auf Umwegen eine Beziehung zu Serenety Akaji, seinem ersten Offizier, geführt. Diese hatte er mit anderen Frauen betrogen und dazu noch sein Prinzip, keine Arbeit mit Privatem vermischen, umgestoßen. Ärger machte sich in dem schlanken Körper des Flottenoffiziers breit. Wie sollte er bei diesem Schlammassel einen Ausweg finden?

Im Innersten gebrochen erhob sich der junge Flottenoffizier und trat an das Fenster. Ein lauer Wind wehte über die Graslandschaft von Onderon. Wie gern wäre Toji in diesem Augenblick ein Vogel gewesen und wäre durch wenige Flügelschläge diesem Dilemma entflohen. Doch ihm wuchsen keine Federn und so musste er an diesem Ort verharren. Der Duft von Blumen, die in dem großen Garten wuchsen, drang in seine Nase. Es war eine kurze Ablenkung für seinen Geist. Seine Seele war zerrissen. Auf der einen Seite wollte er sich vergraben, aber auf der anderen wollte er mit jemanden über diese Sache sprechen. Erneut kam ein Seufzer über seine Lippen. Wie sollte er seinen Landurlaub nur überleben? Er kannte die Strafen, die man beim Bruch mit den Traditionen bekam, und dabei lief ihm immer ein kalter Schauer über den Rücken. Im Hinterkopf sehnte er sich sogar nach seinem Vater, der ihm in diesem Augenblick zur Seite stehen konnte.

“Zeig Härte!”, ermahnte er sich und erinnerte sich an seine Erziehung.

Schon in seiner Kindheit hatte man ihm beigebracht, dass ein Mann keine Schwäche zeigen sollte. Er musste Haus und Hof in jeder Situation verteidigen können. Nur ein klarer Kopf half dem Krieger, so lehrte es ihm Shigeru, in der Schlacht, dass er am Leben blieb. Wie ein Schwamm hatte Toji diese Lehren aufgesogen. Er wollte seinem Vorbild nacheifern. Ebenfalls ein Offizier des Imperiums werden und so in die Fußstapfen seines Vaters treten. Nun schien er diesen Weg verbaut zu haben. Selbst Matachi, Tojis alter Freund, war nicht zur Stelle um ihn zur Seite zu stehen. Er hatte wirklich einen schlechten Augenblick erwischt.


- Onderon - Murata-Anwesen - Wohnbereich - kleines Zimmer - allein -
 
- Onderon - Murata-Anwesen - Zentral - Audienzsaal - Han & Shigeru - Vorraum Serenety allein -

Ein gewitztes Lächeln machte sich auf den Lippen des Akaji Oberhauptes breit. Ja, sie würden die beiden zueinander führen und hierbei würde ihnen nichts im Wege stehen. Toji und Serenety würden Heiraten und wenn sie versuchen würden zu rebellieren. Es gab Zeiten, in denen sich die Familie durch zusetzten hatte und die Kinder würden gehorchen, wenn sie erkannten, dass es nur zu ihrem Besten war. Allerdings, so leicht würde nichts uns niemand ihre Pläne zerstören und schon gar nicht so. Zwei Wochen konnten eine lange aber auch sehr kurze Zeit sein, besonders wenn beide Dickköpfe waren, worauf Han fast wettete. Besonders Serenety war einer und glich damit ihrem Vater sehr. Die Prüfung die Shigeru seinem Enkel angedeihen lassen wollte würde sich als nicht einfach entpuppen, wobei Han schon jetzt gespannt war was sich sein alter Freund darunter vorgestellt hatte. Diese zwei Wochen würden äußerst Imposant werden, dies war sicher. Wer weiß was nicht alles geschehen würde. Han nickte bestätigend und ließ den ältern weiter sprechen. Dieser wollte Toji einer Bestrafung unterziehen so wie es Sitte war. Denn immerhin hatte Toji die Traditionen gebrochen. Die Männer ihres Volkes mussten Stark sein und einen schier grenzenlosen Willen besitzen. Schwäche konnte sie sich nicht erlauben, denn sie waren diejenigen, die für alles sorgten. Deren Ansehen eine große Rolle spielte in der Gesellschaft. Shigeru mochte Recht damit haben dass sein Enkel ein gutes Herz hatte, aber wie er schon sagte, er hatte Serenety zu achten. Als Ehefrau war sie nicht einfach nur jemand an seiner Seite, sondern sein Gegenstück.

„Nun, die Strafe wirst du verhängen und es wird deine Aufgabe sein sie aus zu suchen. Ich enthalte mich dessen, denn meine Warnung soll genug Strafe sein. Sein Herz mag ein gutes sein, aber er muss noch viel lernen. Besonders was es bedeutet wahrhaft zu lieben. Ebenso dass eine Frau kein Objekt der Begierde ist sonder ein Wesen aus Fleisch und Blut mit Gefühlen. Manchmal glaube ich, dass wir Männer zu sehr dazu neigen Frauen als etwas zu sehen was man sich einverleiben muss. Viele der Generationen davor haben in einer Frau nichts weiter gesehen als etwas man begattet und dann letztlich liegen lässt. Es ist grausam aber noch heute, in dieser Gesellschaft gibt es einzelne Personen, die ebenso handeln. Einen Knaben zu einem Mann zu erziehen ist nicht leicht.“

Han schmunzelte. Er hatte keinen eigenen Sohn. Zumindest keinen, der überlebt hatte, aber trotz allem wusste er wie schwer es sein konnte einen solchen zu erziehen. Hans Blick entging nicht dass sein alter Freund alt geworden war und dass er Ruhe brauchte. Die kurze Schwäche die bei Shigeru aufflackerte blieb für den jüngeren nicht ungesehen. Aber er schwieg darüber. Shigeru ergriff erneut das Wort. Sprach sich darüber aus, dass auch er einmal ein junger Krieger gewesen war und dass Kenjis Eskapaden ihn oft in Rage versetzte hatten. Nur seine Frau hatte ihm geholfen über alle dem zu stehen und damit klar zu kommen. Ja, wenn sie ihre Frauen nicht hätten, wären sie so manches Mal verloren auch dies hatte Han erkennen müssen, wenn auch als er älter wurde. Doch sagte man stets besser irgendwann als nie. Han gab seinem Freund Recht, dass man auch als Oberhaupt lernte und viel mitnahm. Er selbst war schon seit einigen Jahren das Oberhaupt der Akaji und führte seinen Clan sehr gut. Das Thema des alters kam kurz auf und dass er in Henzo ein Gute Nachfolge sah. Wieder nickte Han.

„Ich gebe dir in allem Recht. Und was deinen Lebensabend angeht alter Freund, so steht er dir zu. Mehr als dies, du hast es dir verdient endlich zur Ruhe zu kommen, für deine Frau da zu sein und dich in deinen Garten zu setzen und dessen Schönheit zu genießen. Mir steht dies noch lange nicht bevor. Zeit haben wir wenig ja und wie du schon sagtest, herrscht Krieg und unsere Nachkommen werden gebraucht.“

Han trank seinen Tee aus und seufzte kurz.

„Wir haben unseren Frauen wohl einiges zu erzählen. Nun, dann sehen wir uns zum Abendessen wieder und bis dahin Shigeru, vergiss nicht, dass du dir ein wenig Zeit für dich gönnst, ehe du dich in die Arbeit stürzt. Auch wenn dies ihr deine letzten Pläne als Oberhaupt sein sollten.“

Han grinste. Verabschiedete sich ebenfalls förmlich und verließ dann auch den Raum. Er hatte einiges mit Sayaka zu besprechen und er wollte noch einige Zeit mit ihr Verbringen ehe es zum Abendessen übergehen würde.

+++​

Serenety versuchte es mit Atemübungen. Das Gespräch zwischen ihrem Vater und Shigeru ging länger als sie dachte. Warten war für sie nichts schlimmes, aber die Ungewissheit für diesen Moment machte es ihr nicht einfach. Als ein Bediensteter sich ihr näherte und ihr erklärte, dass er sie in ihr Zimmer führen wurde, war ihr klar, dass man sie nicht noch einmal würde sprechen wollen. Zumindest nicht für heute. Also stand sie auf, nickte und ließ sich von dem Mann durch die Räumlichkeiten des Murata Anwesens geleiten. Ihren Koffer musste man schon vorgebracht haben. Um sich ab zu lenken, sah sie sich aufmerksam um und bestaunte die Schönheit der Einrichtung. Die Liebe zum Detail, die dieses Haus prägte und damit eine völlig eigene Note erhielt. Auch ihre Mutter hatte für so viel Schönheit auf ihrem Anwesen auf Coruscant verwendet. Für einen Moment sehnte Seren sich nach Hause. Danach in ihrem eigenen Bett zu schlafen und in dem großen Garten umher zu wandern. Die Düfte dort zu genießen und die Blumen zu bestaunen. Wie gern hätte sie ihrer Mutter jetzt geholfen in den Betten herum zu wühlen, oder beim Kochen zu helfen. All dies wäre so viel besser gewesen als hier zu sein. Die Ablenkung half und die Gedanken der jungen Frau kreisten um andere Dinge. Doch der Schock würde zurückkehren.

Als der Bedienstete vor einer Tür hielt und diese beiseite schob freute Seren sich endlich einen Ort für sich zu haben. Doch als sie eintrat und ihren Blick durch den Wohnbereich schweifen ließ traf sie der nächste schlag. Am Fenster stand ihr Vorgesetzter. Sie wollte den Diener Fragen ob dies stimmte, doch der nickte nur und verschwand. Ließ sie allein mit ihm zurück. Die Blicke der beiden trafen sich und alles kehrte zurück. Warum nur mussten sie sich dieses Zimmer teilen? Was sollte dies bedeuten und mit einem Mal wurde ihr klar Weshalb. Sowohl ihr Vater als auch Shigeru hatten nicht vor, die Verlobung der beiden auf zu lösen. Im Gegenteil, sie sollten noch immer Heiraten. Dies war die Höhe. Der Zorn kehrte wieder und Seren glitt ein Stück weiter in den Raum. Sie blieb im Abstand zu Toji stehen und ihr Blick machte ihm erneut deutlich, dass sie noch immer wütend auf ihn war und genau diese Wut war es, die sie dazu brachte erneut zu sprechen. Denn es gab noch immer einiges was sie wissen wollte.


„Ich glaube, dass ich ein Recht habe zu erfahren, weshalb du die Frechheit besessen hast mich an diesem Abend zu küssen! Und dies obwohl du die Nacht davor eine Liebelei hattest. Versuche ja nicht mir mit irgendwelchen Ausreden zu kommen. Ich spiele hier nicht den Spielball, der einfach so weitergegeben werden kann. Genauso wenig werde ich es diesmal zulassen dass du mir aus dem Weg gehst oder dich drückst.“

Ihre Worte waren kühl und hart. Sie wollte hier und jetzt eine Antwort und wenn sie keine bekam würde sie ihm die Hölle heiß machen. Kurz winkte sie ab, denn sie ahnte, dass er wissen wollte woher sie von seiner Affäre wusste.

„Ehe du fragst woher ich davon weiß, dann ganz sicher nicht aus dem Grund dass ich einfach lausche. Im Gegenteil ich wollte mit dir Reden, weil du dich nach diesem Kuss verhalten hast wie ein…“

Serenety versuchte die richtigen Worte zu finden.

„Egal. Jedenfalls habe ich ein Stück dessen mitbekommen was du deinem Cousine berichtet hast. Hast du überhaupt eine Ahnung dessen, wie man sich fühlt, wenn man einfach so abserviert wird nachdem man einen Fehler bemerkt hat oder wie auch immer du dies siehst? Ich glaube kaum. Weißt du was du bist? Verdammt egoistisch. Es schient dir völlig gleich zu sein, was dein Benehmen bewirkt oder wie du auf andere wirkst. Ich fasse es einfach nicht. Warum spielst du ständig mit Gefühlen anderer? Macht es so sehr Spaß sich daran zu ergötzen? Es reicht mir ständig die Etikette zu wahren, auf die du kein wenig setzte und es reicht mir ebenso dass du egal was ist, es ständig auf die leichte Schulter nimmst. Sei es privat noch in deinem verdammten Job. Ständig denkst du nur an dich und es scheint dir egal zu sein wie sich andere fühlen noch interessiert dich irgendetwas anderes. Du bist ein wahrlich ein Meister darin alles, aber auch wirklich alles so zu biegen, damit es ja harmlos wirkt. Aber dies funktioniert bei mir nicht und wird es nie.

Sei einmal in deinem Leben so ehrlich zu gestehen dass du nicht der perfekte Mensch bist, der du so gern wärst. Dass auch du Fehler hast. Dein Ego kann mir in diesem Moment gestohlen bleiben. Ihr Männer seid das letzte wenn es darum geht, wenn man euch angreift. Ihr spielt die kleinen junge die am liebsten zu Mama rennen und sich ausheulen. Oh Gott, meine Ehre wurde angekratzt. Jetzt hast du eine Grund dafür wütend zu sein, denn ich habe deine nicht vorhanden Ehre angekratzt und es tut mir verdammt noch mal nicht leid!“


Serenety funkelt ihn an. In diesem Moment hatte sie ihm so einiges gesagt. Einen Teil ihrer Seele hatte sie damit befreit und sie wusste, dass dieses Gespräch noch nicht beendet sein würde. Wer weiß ob nicht sogar ein Streit daraus entstehen würde. Aber auch dies war ihr gleich, denn sie hatte schon zuviel einstecken müssen was ihn anging. Sie hatte schon zu viel gesehen und durchgehen lassen und diesmal war ein für alle Mal Schluss damit. Er hatte sich dies anzuhören ob er wollte oder nicht und da sie eh die Räumlichkeiten Teilen mussten, würde er auch nicht darum kommen. Sie erwartete hier und jetzt Antworten und sie würde sie erhalten. Selbst wenn sie höchst persönlich ihn an den nächsten Baum knüpfen musste.

- Onderon - Murata-Anwesen - Zentral - Wohnbereich - mit Toji -
 
- Onderon - Murata-Anwesen - Wohnbereich - kleines Zimmer - allein -

Toji stand weiterhin vor dem Fenster und betrachtete die Landschaft. Seine Gedanken kreisten weiter um die Problematik und seine Familie. Viele Möglichkeiten, die ihm in den Sinn kamen, verwarf er im nächsten Moment wieder. Er biss sich leicht auf seine Unterlippe und stützte sich an der Fensterbank ab. Plötzlich hörte er wie die Tür sich leicht aufschob. Sofort drehte sich der Flottenoffizier um, denn er wollte den Störenfried sehen. Serenety war in das Zimmer gekommen. Der Bedienstete, der sie begleitet hatte, verschwand schweigend wieder. Nun war Toji mit dem Raubtier allein in einem Raum. Wollte die eigene Familie ihn in den Suizid treiben? Aufmerksam musterte der junge Mann die junge Frau. Die Wut funkelte noch immer in ihren hellbraunen Augen. Es war die Ruhe vor dem Sturm, dass spürte er bis in die Tiefen seiner Knochen. Sein Herz begann schneller zu schlagen und mental bereitete er sich auf die Konfrontation vor.

“Ich glaube, dass ich ein Recht habe zu erfahren, weshalb du die Frechheit besessen hast mich an diesem Abend zu küssen!”, platzte es aus ihr heraus. “Und dies obwohl du die Nacht davor eine Liebelei hattest. Versuche ja nicht mir mit irgendwelchen Ausreden zu kommen. Ich spiele hier nicht den Spielball, der einfach so weitergegeben werden kann. Genauso wenig werde ich es dieses Mal zu lassen, dass du mir aus dem Weg gehst oder dich drückst!”

Doch bevor er sich auf eine Antwort einstellen konnte winkte sie ab. Anscheinend war auch sie sehr durch den Wind. Wahrscheinlich glich ihr Gefühlsleben im Moment ebenfalls einem Hurrikan. ‘Was das wohl zu bedeuten hat?’, fragte sich Toji. Er kannte bloß ihre kühle Art und somit war diese Seite Neuland für ihn.

“Ehe du dich fragst woher ich davon weiß, dann ganz sicher nicht aus dem Grund, das ich einfach lausche”, sprach sie weiter. “Im Gegenteil ich wollte mit dir reden, weil du dich nach diesem Kuss verhalten hast wie ein…”

Wieder kam sie ins Stocken. Die Spannung, welche sich in Toji aufbaute, erreichte fast ihr Limit. Der Flottenoffizier sehnte sich förmlich nach ihrer Meinung. Nur in diesem Augenblick konnte er endlich einen Blick auf ihre Sichtweise erhaschen. Wahrheit in dieses Dunkel bringen. Er spürte, dass der Nebel sich langsam lichtete. Mit den Augen fixierte er die attraktive Frau. Der Zorn hatte ihre Wangen in ein leichtes Rot gefärbt. In einer anderen Situation hätte er es wirklich als süß empfunden, doch so schnell wollte und würde er diesen Fehler nicht begehen.

“Egal. Jedenfalls habe ich ein Stück dessen mitbekommen, was du deinem Cousin berichtet hast”, fuhr sie fort und ihre Stimme klang noch immer verärgert. “Hast du überhaupt eine Ahnung dessen, wie man sich fühlt, wenn man einfach so abserviert wird nachdem man einen Fehler bemerkt hat oder wie auch immer du dies siehst? Weißt du was du bist? Verdammt egoistisch! Es schien dir völlig gleich zu sein, was dein Benehmen bewirkt oder wie du auf andere wirkst. Ich fasse es einfach nicht…”

Die Worte trafen Toji hart. In seinem Inneren zog er sich mehr und mehr zurück. Er wollte ihre Stimme nicht mehr hören, an einem anderen Ort sein, eine andere Person sein, aber es änderte sich nichts. Toji musste sich einfach diesem Konflikt stellen. Seine Seele war nur noch ein Haufen Elend, doch auch diesen Bruch seiner Selbst zeigte er nicht. Die Erziehung, die er genossen hatte, hatte ihn zu diesem Wrack gemacht. Er steckte in einer Pattsituation.

“… Sei einmal in deinem Leben so ehrlich zu gestehen, dass du nicht der perfekte Mensch bist, der du so gern wärst”, hörte er wenige Sekunden später. “Das auch du Fehler hast. Dein Ego kann mir in diesem Moment gestohlen bleiben. Ihr Männer seid das Letzte, wenn es darum geht, wenn man euch angreift. Ihr spielt die kleinen Jungen, die am liebsten zu Mama rennen und sich ausheulen. Oh Gott, meine Ehre wurde angekratzt. Jetzt hast du einen Grund wütend zu sein, denn ich habe deine nicht vorhandene Ehre angekratzt und es tut mir verdammt noch mal nicht leid!”

Der junge Flottenoffizier musste wirklich seinen Zorn runterschlucken. Sie hatte über das Ziel hinaus geschossen und war zu einem direkten Angriff übergegangen. Was sollte er an dieser Person noch ehren? Heiligte das Ziel die Mittel? Legte man so einen Konflikt bei? Die Hände von Toji ballten sich zu Fäusten. Die Knöchel traten dabei weiß hervor. Aggressivität blitzte in seinen Augen auf. Sie fühlte sich im Recht und war doch so weit davon entfernt.

“Hast du genug gesagt?”, entgegnete Toji und begann etwas auf und ab zu laufen. “Wir können gern über das Geschehene reden, aber ich bin dir keine Rechenschaft schuldig! Du fühlst dich im Recht und bist doch so weit von der Wahrheit entfernt. Den Fehler, den ich bei unserem Kuss verspürt habe, lag in meinem Bruch zu meinen Prinzipien. Ich habe in diesem Fall die Schuld bei mir gesehen, doch bei deinen Anschuldigungen komme ich ins Zweifeln.”

Ein Seufzer kam über seine Lippen und er drehte sich für einen Augenblick zur Seite. Eine Träne suchte sich über seinen Wange, doch er wischte sie kaltherzig weg. Ewig würde er dieses Spiel nicht mitmachen können. Wieder sehnte er sich nach der Freiheit, denn nun fühlte er sich wirklich in einem Käfig. Sein Blick richtete sich erneut auf Serenety.

“Ich habe nie nach Perfektion getrachtet und somit konnte ich immer mit meinen Fehlern irgendwie leben”, sprach er weiter und seine Stimme klang hart (gar militärisch). “Der Kuss geschah aus einem Affekt. Ich habe keine logische Begründung für diese Tat und mittlerweile verfluche ich mich sogar dafür.”

Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern trat die Flucht an. In diesem Räumlichkeiten fühlte er sich wie in einer Fallgrube voller (tödlicher) Schlangen. Schnell schob er die Tür zur Seite und trat auf den Gang. Danach waren es nur wenige Schritte bis er im Freien war. Eine unsichtbare Kette zersprang als er tief Luft holte. Ohne einen Umweg zu machen ging er ins Dojo. Er wollte sich abreagieren…


- Onderon - Murata-Anwesen - im Freien - auf dem Weg zum Dojo - allein -
 
- Onderon - Murata-Anwesen - Zentral - Wohnbereich - mit Toji -

Sie wusste, dass ihre Worte ihn getroffen hatten und dies nicht zu knapp. Sie sah es in seinen Augen und an seiner Körperhaltung. Doch er hatte es nicht anders verdient und dieses Mal würde sie ganz Sicher nicht Rücksicht auf ihn nehmen. Hatte er es denn bei ihr? Nein, ständig trampelte er ihr auf den Gefühlen herum und schien sich einen Spaß daraus zu machen. Tojis Stimme erklang im Raum und er wollte wissen ob sie endlich genug gesagt hatte. Oh nein, dies hatte sie nicht, denn ihr lag noch so einiges auf den Lippen, was sie ihm zu sagen hatte. Doch dazu kam sie erst einmal nicht. Sie konnten also gerne über das Geschehen reden, allerdings glaubte er keine Rechenschaft ablegen zu müssen, besonders nicht bei ihr. Serenety biss sich auf die Zähne. Und ob sie verdammt noch mal das Recht dazu hatte, immerhin waren sie verlobt. Was bildete er sich nur ein? Dass sie das Dumme Ding war, welches man einfach so stehen lassen konnte, weil nichts sie etwas anging? Sie war mehr als nur im Recht. Von der Wahrheit weit entfernt? Was glaubte er eigentlich was er sich einbildete. Dieser nichtsnutzige Kerl. Der Fehler des Kusses war ihm zu spüren gekommen? Lag im Bruch zu seinen Prinzipien? Weshalb hatte er sie dann gebrochen. Aus Jux?

Serenety verging alles als Toji ihr mitteilte, dass der Kuss bloß aus einem Affekt heraus geschehen war. Er hatte keine logische Erklärung dafür und verfluchte sich diesbezüglich. Serenety wollte ihm eine scheppern kam aber nicht dazu, da er die Flucht ergriff und so blieb sie allein zurück. Die Wut in ihrem Bauch verdreifachte sich. Er hatte sie also nur so geküsst. Dieser verdammte Kerl. Oh wie sie ihn hasste. War sich überhaupt darüber im Klaren wie sie sich nun fühlte? Begriff er überhaupt, dass er sie damit völlig verletzte? Nein er tat es nicht. Tränen liefen ihr über die Wangen und sie musste an sich halten ihm nicht nach zu rennen und ihn für diese Frechheit zu erschlagen. Er hätte es wer weiß wie verdient. Sein verdammtes Mundwerk hatte alles nur noch schlimmer gemacht, denn sie fühlte sich wertlos und völlig im Stich gelassen. Sie hatte das Gefühl benutzt worden zu sein. Er hatte sie einfach geküsst ohne darüber nach zu denken, dass ein Kuss Gefühle hervorrufen konnte. Es war ihm gleich, wo wie alles andere auch. So wie ihm egal war, was in seiner Crew vor sich ging, war es ihm ebenfalls gleichgültig, dass er sich benahm wie die Axt im Walde. Einfach alles nieder zu trampeln ohne sich zu entschuldigen schien eine tolle Sache zu sein. Serenety verzweifelte langsam. Sie wusste einfach nicht wie sie damit umgehen sollte und ihr war ebenso wenig klar, wie sie sich weiter verhalten sollte. Diese beiden Wochen würden die Hölle auf Erden werden. Die junge Frau griff nach dem Kissen und warf es quer durch den Wohnbereich. Wäre er noch einen Moment länger hier geblieben sie hätte für nichts garantieren können. Dieser Heuchler.

Seren setzte sich auf den Boden und zog die Beine an. Legte die Arme darum und weinte. Das Chaos ihrer Gefühle ließ sie nicht mehr klar denken. Wenn dem so gewesen wäre, hätte er sich nicht mehr retten können. Die Hutschnur war ihr schon jetzt geplatzt. Der Kuss, hatte viel mehr in ihr bewirkt, denn sie hatte ihn zum Teil erwidert wenn auch scheu. Aber trotz allem wurde ihr langsam bewusst, dass ihr innerstes sich gewünscht hatte von ihm weiter geküsst zu werden. Doch er hatte ihn einfach beendet ohne etwas zu sagen. Hatte sie zurück gebracht und geschwiegen anstatt ihr eine Erklärung abzugeben. Sie hatte sich zurückgesetzt gefühlt und wie eine Puppe, die einfach so abgesetzt werden konnte. Wie ein Objekt, dem man nichts erklären musste. Ein Gegenstand, ansonsten keinerlei Beachtung bedurfte und genau dies war es was ihr so wehtat. Was ihre Seele quälte und ihr Herz in fetzten riss. Warum nur musste sie so fühlen? Weshalb hatte sie das Gefühl soeben das wichtigste Organ durchbohrt bekommen zu haben. Es tat weh, unendlich weh. Genauso gut hätte er es ihr auch bei lebendigem Leib herausreisen könne, der Effekt wäre der Gleiche gewesen. Nur dass sie dann Tod gewesen wäre als so weiter leben zu müssen.

Die Tränen bahnten sich ihren Weg und durchnässten den Stoff ihres Kimonos. Ihr Körper bebte wie Espenlaub. Wie sollte in Leben einen Sinn machen, wenn man alles genommen bekam? Wie sollte man weiter Leben, wenn man sich fühlte wie eine Tote? Die Grausamkeit seiner Worte halten noch immer in ihrem Kopf wieder und schnürte ihr die Kehle zu. Sie wollte fort von hier. Wollte irgendwo anders sein. Dies alles hier hatte keinen Sinn mehr. Warum also noch hier bleiben? Nur um die nächsten zwei Wochen immer und immer wieder sein Gesicht zu sehen und zu wissen, dass sie nicht mehr war all ein Affekt? Keine Logische Erklärung! Genauso gut hätte er ihr sagen können er hatte sie geküsst nur um Befriedigung zu erhalten. Es wäre das gleiche gewesen. Ein Schlag ins Gesicht, der offensichtlicher nicht sein konnte. Hätte er sie lieber geschlagen hätte sie damit noch eher umgehen können als mit seinen Worten.

Nur langsam endete der Fluss der Tränen und sie fragte sich warum sie diese nun vergossen hatte. Wegen ihm? Wegen seiner Worte oder warum? Zählte dies alles noch? Wie sollte sie einen Mann heiraten, der nichts empfand? Wie sollte sie ihn heiraten, wo er in ihr doch nicht mehr sah als ein weiters Stück Fleisch auf seiner Liste?! War es die Ironie des Schicksals oder steckte eine andere Macht dahinter? Weshalb nur hatte sie mitbekommen müssen, dass er eine Affäre gehabt hatte? Hätte dies nicht einfach unter Verschluss bleiben können? Aber nein, sie hatte ja ausgerechnet mit ihm reden müssen. Verdammt warum hatte er nicht das Gespräch gesucht? Weshalb war er nicht derjenige, der einmal den ersten Schritt tat? Aber nein, der Herr war sich ja zu fein dafür so wie für den ganzen Rest auch. Mister hoch wohlgeboren spielte ja gern mit den Gefühlen anderer und scherte sich nicht darum. Das Leben konnte ja so einfach sein, wenn man seinem Vergnügen nachhing und keine Verantwortung übernehmen musste. Wie praktisch! Wie praktisch es doch war mit allem und jedem zu spielen und sich dabei auch noch ach so toll vorzukommen. Er war ja ein Mann und konnte sich alles erlauben. Diese ganze Welt, dieses ganze Universum war das letzte. Alles lief aus dem Ruder. Das Männliche Geschlecht durfte sich alles erlauben. Sie konnten Affären haben ohne ende und wurden dann nicht als Hu**ren verschrien. Oder billiges Flittchen. Nein, es war ja völlig in Ordnung aber wehe dem die Tochter aus gutem Haus brach die Regeln. Sie wurde aus der Familie ausgestoßen und nicht mehr angesehen. Sie war dann nichts mehr wert und die Herren, ja die lieben Herren kamen mit simplen Strafen davon. Wann endlich würde dies aufhören? Wann würde das andere Geschlecht nicht mehr solche Privilegien eingeräumt bekommen? Wie viel Zeit musste noch verstreichen damit Gerechtigkeit herrschte? Und als ob dies nicht Reichte, glaubten sie stets sich auch noch im Recht zu befinden. Was glaubten sie was sie waren? Heilige? Mit Sicherheit nicht. Sie waren ebenso aus Fleisch und Blut wie jeder Frau, der einzige Unterschied der bestand war, dass sie ihr Gehirn ein ganzes Stück weiter unten aufbewahrten anstatt im Kopf, wo es hingehörte. Toji war nicht anders. Er war ebenso wie der Rest der Männerwelt, der sich alles herausnahm. Er war ebenso ein Schwein wie alle und daran würde sich nichts ändern. Sie hatte sich getäuscht! Wie gern hätte sie geglaubte, endlich einmal jemanden kennen zu lernen, der anders war, der ehrlich war. Der Gefühle zeigte und sie nicht verbarg. Wie sehr hatte sie sich gewünscht vielleicht doch das in ihm sehen zu können was ihr Vater in ihm sah. Doch hatte er alles zunichte gemacht, was sie geglaubt hatte sehen zu können. Wie ein grober Klotz hatte er alles eingerissen und nichts zurück gelassen. Sie verstand es nicht. Verstand sich selbst nicht und warum sie so darunter litt. Verstand nicht warum er sie so behandelte. Sie hasste ihn, hasste ihn für sein schäbiges Verhalten und sie verachtete ihn. Selbst als ihren Vorgesetzten verachtete sie ihn. Alles was sie einst an ihm gefunden hatte war wie ausgelöscht. Er hatte dafür gesorgt, dass ihre Meinung über ihn gleich Null war. Der Zorn stieg von neuem auf. Was sollte sie nur tun? So konnte es nicht weiter gehen und sie brauchte etwas um sich ab zu reagieren. Brauchte etwas um ihre Wut daran aus zu lassen oder aber um einfach nur nach unten zu kommen. Also erhob sie sich betrat den nächsten Raum und warf ihren Koffer aufs Bett. Öffnete ihn und machte sich ans Auspacken. Sie würde die beiden Wochen hier durchstehen, koste es was es wollte. Sie würde nicht den Schwanz einziehen so wie er es gerne tat. Oh nein. Mit jedem Gedanken leerte sich der Koffer und ihre Kleidung fand seinen Platz in einer Schrankhälfte. Ob es Krach machte oder nicht war unwichtig. Der letzte Gegenstand, in dem sich das Schwert ihrer Familie befand blieb in seiner Schachtel auf dem Bett liegen. Der Koffer wurde ebenfalls verstaut, dann sah sie sich um. Wenn sie diese Räumlichkeiten mit ihm teilen musste, dann würde sie es. Als nächstes verließ sie das Schlafzimmer und den Rest. Sie brauchte Luft. Luft um einen klaren Kopf zu bekommen und diese würde sie draußen erhalten. Das Anwesen der Familie Murata war riesig und ein Spaziergang würde ihr helfen und so bahnte sie sich ihren Weg durch den Garten auf der Suche nach Ablenkung.


- Onderon - Murata-Anwesen - Zentral - Garten - auf der Sucher nach Ruhe, allein -
 
- Onderon - Murata-Anwesen - Zentral - auf dem Weg zu den Räumen der Akajis - Han allein -

Nach seinem Gespräch mit Shigeru machte sich Han auf den Weg zu den Räumen, die man ihm und seiner Frau, für die Zeit hier auf dem Anwesen der Muratas zugeteilt hatte. Seine Frau würde sich sicherlich mittlerweile dort aufhalten und gebannt darauf warten mit welchen Nachrichten ihr Gatte zu ihr kam. Noch immer leicht verärgert trat er in den Wohnbereich ein und schritt auf Sayaka zu, die auf einer Couch saß. Als sie ihn sah wurde ihr klar, dass irgendetwas nicht stimmte und so stand sie auf und eilte auf ihn zu. Als sie direkt vor ihm stand blickten ihre Augen fragend zu ihm auf. Er nahm sie in den Arm und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Deinem Gesicht nach zu urteilen ist etwas vorgefallen!“

Han brummte leicht. Wie immer hatte seine Frau ins schwarze getroffen und nun würde er ihr erzählen, was geschehen war.

„Setzt dich liebes. Die Unterhaltung war alles andere als angenehm. Beide waren nach dieser Nachricht nicht sehr erfreut wobei Serenety sich erst einmal Luft gemacht hat. Besonders das sie Anschuldigungen hervorgebracht hat gegen ihren Verlobten, die alles andere als Vorteilhaft sind.“

Sayaka, die dem Wunsch ihres Mannes folge geleistet hatte, sah ihn nun fragend and. Anschuldigungen? Welche Anschuldigen konnte ihre Tochter hervorgebracht haben, die so schwerwiegend sein konnten? Ihr ungutes Gefühl hatte sich also bestätigt!

„Toji hatte eine Affäre mit irgendeiner Frau aus einem Hotel. Wohl eine Angestellte. Dies geschah nach der Schlacht von Belkadan. Danach müssen sich unsere beiden näher gekommen sein, was genau geschehen ist weiß ich nicht, denn beide haben geschwiegen. Jedenfalls hat unsere Tochter wohl von dieser Affäre erfahren und diese offen auf den Tisch gelegt. Seren hat geschworen keinen Mann zu heiraten, der weder Ehre noch sonst etwas besitzt und damit hat sie Toji bloß gestellt. Sowohl Shigeru als auch ich bestehen noch immer auf die Hochzeit, auch wenn ich gestehen muss, dass ich diese anfangs am liebsten gestrichen hätte. Allerdings hat Shigeru mich daran erinnert, dass Kenji in jungen Jahren ähnlich gewesen war und außerdem habe ich ihm versprochen dass sein Sohn meine Tochter erhalten wird. Dieses Versprechen kann ich nicht lösen.“

Han seufzte, dann ließ er sich neben seiner Frau auf der Couch nieder und schüttelte den Kopf. Wenn Shigeru nicht einige Worte zur Beschwichtigung aufgebracht hätte, er wäre sicherlich in Zorn entbrannt. Sayaka schwieg einen Moment und dachte über die Geschehnisse nach. Toji war also doch eine gewisse Art von Frauenheld, wie man ihn ganz gerne einmal nannte und sie konnte den Zorn ihrer Tochter verstehen. Doch der Blickwinkel Sayakas zeigte aber auch auf, das Toji noch ein unerfahrener Knabe war wenn es darum ging zu verstehen was Liebe bedeutete. Männer in jungen Jahren wussten zumeist noch nicht was sie wollten. Ganz zu schweigen, dass sie sich ihrer Gefühlswelt wirklich im Klaren waren. Sie würde Toji nicht in Schutz nehmen, wenn es um seine Handlungsweise ging, aber sie würde ihn deshalb auch nicht verurteilen. Zumindest nicht auf die Art wie viele andere es tun würden. Die wenigen Moment in denen Sayaka Toji gesehen und beobachten hatte können, waren nicht viele gewesen aber sie konnte ihn schon jetzt einschätzen und wenn sie richtig lag, dann war er ein junger Mann, der seinen Weg noch finden würde.

„Toji ist jung Han und auch wenn seine Handlung nicht richtig ist, so werde ich ihn nicht verurteilen. Ihr scheint zu vergessen, dass ihr in seinem Alter ähnlich wart. So viele junge Männer glauben Erfahrungen sammeln zu müssen und dies mag vielleicht nicht verkehrt sein, aber keiner von euch versteht auch nur was liebe bedeutet noch was sie mit sich bringt. Ihr lauft los und sucht euch das nächst Beste Mädchen welches euch gefällt und ihr lasst nicht locker ehe ihr sie dort habt wo ihr wollt. Die Traditionen werden missachtete und in unserem Volk gilt diese, wenn es hart auf hart kommt als Schande. Da ich moderner erzogen worden bin, sehe ich dies aus einem leicht anderen Blickwinkel. Eines jedoch versichere ich dir, ich mag Toji nur kurz gesehen haben aber ich besitze Auge und ich weiß, dass seine Gefühlswelt ihn für diesen Moment in ein Ungleichgewicht gebracht hat.“

Han hörte seiner Frau schweigend zu und in vielen Punkten musste er ihr Recht geben. Kenji war ein Beweis dessen und viele andere ebenso und auch Han war kein absoluter Engel. Bei den letzten Worten seiner Frau allerdings spitze er die Ohren. Worauf mochte sie ansprechen? Sayaka bemerkte dies und lächelte sanft.

„Wenn es darum geht im kleinsten zu beobachten, seit ihr Männer nicht besonders Geschick. Was auch immer zwischen unserer Tochter und Toji geschehen sein mag, klar ist, dass es beide aufgewühlt hat. Sie ringen beide mit einer Gefühlswelt, die ihnen fremd ist. Gib ihnen Zeit, besonders Toji. In den nächsten Tagen wird sich zeigen, wie tief seine Gefühle unserer Tochter gegenüber sein werden und ich bin mir sicher, dass er weit mehr empfindet als er vorgibt. Was Serenety angeht, nun ich glaube dass auch sie Zeit braucht um mit ihren Empfinden fertig zu werden.“

Han fuhr sich übers Kinn. Die Logik seiner Frau machte ihnen einen Moment sprachlos. Er musste zugeben, er hatte nicht darauf geachtete, wie sich die beiden benahmen. Zumindest nicht im Detail. Auf der Dragon jedenfalls hatte er beobachten können, dass beide einander zugeneigt waren. Wenn seine Frau Recht hatte, dann würde die Verlobung am ende der beiden Wochen bekannt gegeben werden. Ein grinsen überlief sein Gesicht.

„Du siehst mehr als ich. Ich werde das Gefühl nicht los, dass hinter alle dem sehr viel mehr steckt. Es ist so als ob, nun als ob die beiden versuchen etwas zu leugnen.“

Sayaka lachte über die Vermutung ihres Mannes und strich ihm über den Arm. Er mochte damit gar nicht einmal so falsch liegen.

„Ich gebe dir Recht. Wir werden sehen was sich in den beiden Wochen entwickelt und ich denke jeder von uns wird die Gelegenheit bekommen mit dem jeweils anderen zu sprechen. Liebe ist manchmal etwas sehr kompliziertes. Die Knospe die entsteht, ist fein und zerbrechlich. Sie muss gut umsorgt werden damit daraus eine Blume in all ihrer Schönheit hervorkommen kann. Mit der Liebe ist es ähnlich auch sie braucht Zeit zu wachsen. Unsere Tochter Han, wird denke ich mehr Zeit brauchen wie er, denn was ihr in Zeiten der Akademie widerfahren ist, trägt sie noch heute mit sich herum. Er hat ein gutes Herz und er wird ihr das Gefühl geben mehr zu sein. Du wirst sehen.“

Han nickte. Der Optimismus seiner Frau schlug auf ihn über. Ihre Worte ließen auch die letzten Fetzchen Wut verschwinden. Mit einem leichten lächeln legte er ihr seine Hand an die Wange und Küsste sie zärtlich auf die Lippen. Allein ihre Nähe machte ihn überglücklich und er vertraute auf ihr Urteilsvermögen.

„Wir werden sehen liebes und bis dahin lass uns die Entwicklung beobachten.“

- Onderon - Murata-Anwesen - Zentral - Räumlichkeiten der Akajis - Han & Sayaka -
 
- Onderon - Murata-Anwesen - Zentral - Garten - auf der Sucher nach Ruhe, allein -

Der Gemütszustand einer Person konnte sich wandeln und dies von jetzt auf gleich. Entweder vom Negativen ins Positive oder aber umgekehrt. Stets hing es mit der Form zusammen, wie man sich selbst fühlte oder was man soeben erlebt hatte. Es gab Momente in denen man das Gefühl nicht los wurde sich einfach verkriechen zu müssen oder aber alles und jeden im Universum zu lieben. Die Komplexität eines Geschöpfes, welches sich auf das innerste prägte und damit auf Emotionen, Gefühle und andere multipler Eigenschaften, war von jedem selbst abhängig. Die Psychologie war stets ein kompliziertes Handwerk von verschiedenen Elementen, die man nicht einfach so deuten konnte. Fehldeutungen konnten zu Schwierigkeiten führen, wenn man die Materie nicht beherrschte. Do stand noch so viel mehr im Zusammenhang mit all diesen Dingen, dass jeder „Normale“, sich fragen würde, ob ein Subjekt noch gescheit sein konnte sich diesen Aufgaben zu widmen. Doch trotz allem war es nötig und dies nicht zu knapp. Sich mit anderen Personen zu beschäftigten, deren Zustand schon fast Fragwürdig war, war doch etwas völlig anders als sich selbst zu behandeln. Seine eigenen Gefühle nicht verstehen zu können, oder nicht völlig damit zu Recht zu kommen, wie einem Lücken auf, die geschlossen werden mussten. Doch das Problem hierbei war, dass man andere für wichtiger Empfand als sich selbst. Es ging nicht darum sich selbst zu helfen, indem man seine Zeit darauf verwendete sich und seine Welt in völligen Einklang zu bringen, denn diese war es schon, zumindest bis zu einem bestimmten Punkt. Es ging darum all jenen zu helfen, die ein Problem hatten, welches gelöst werden musste, weil es sonst keinen Ausweg gab. Für diesen Moment allerdings spielte dies keine sonderliche Rolle, denn Hilfe brauchte sie nun selbst.

Schließlich war es ihre Gefühlswelt die zutiefst erschüttert worden war. Eine Welt, die sich von jetzt auf gleich in etwas verwandelt hatte, was sie zuvor noch nicht kennen gelernt hatte. Zumindest nicht bei sich selbst. Wo sollte man Anfangen zu suchen, wenn einem nicht einmal klar war, wo es begonnen hatte? Das Leben als solches konnte so einfach sein, wenn die Höhen und Tiefen nicht existieren würden. Wenn Gefühle nicht alles übermannen konnten und man schließlich sich fragte, ob man nicht doch an einem Punkt angelangt war, der alles nur noch verschlimmerte anstatt zu verbessern. Die Geschichte dessen wie viele Geschöpfe sich einen Weg durch diese Probleme gebahnt hatten war riesig. Unendlich viele Bücher wiesen dies auf. Abhandlungen darüber gab es genug und während des Studiums hatte sie viele gelesen. Jedes für sich war einzigartig oder aber der letzte Schrott gewesen. Zumal jede Persönlichkeit sich von der jeweils anderen unterschied. Es mochte hierbei ein Muster geben, aber dieses verlor sich mit der Zeit im Sand. Es gab niemanden denn man gleich behandeln konnte, wenn es darum ging ihm psychologische Hilfe zu geben. Die Komplexität eines jeden auf seine ganz eigene Art einzigartig. Hin und wieder hatte man sehr starke Ähnlichkeiten, die aber gegen Ende doch auseinander Triefteten und so musste man bei allem versuchen spezifisch vor zu gehen. Abwegen musste man stets, da der Verstand meist anders von statten ging als die Emotionale Basis. Körper und Geist sollten in Einklang miteinander harmonieren, doch auch hier fand man Bruchpunkte, die herausgefilterte werden mussten um sie im Einzelnen zu verstehen.

Der Glaube an die Hoffnung war tief verwurzelt und dies in jedem einzelnen von ihnen. Aber es gab Momente wo dieses ins wanken gebracht wurden und man darauf achten musste, dass sie nicht völlig zerstört wurden. Ihre Hoffnung war ins Wanken gebracht wurden und schien sich fast auf zu lösen. Es war traurig zu beobachten, wie oft dies vorkam und wie die jeweiligen dann reagierten. Serenety hatte stets versuchte, darauf aufzubauen. Zu vermeiden, dass dies geschah und nun würde sie selbst ein Opfer dessen. Dies bewies nur, dass man selbst nicht gefeit vor dem war was kommen konnte. Stets musste man mit allem rechnen. Der Kampf dessen, wie das Leben sich entwickelte war anstrengend. Die einen gewannen ihren Kampf die anderen jedoch verloren ihn. Wurden zu Opfern der Gesellschaft. Serenety versuche ihren Kampf nicht so einfach zu verlieren, gleich wie extrem die Erschütterungen auch sein mochten. Jetzt wo sie selbst an einem Scheidepunkt dessen stand, wie ihr Leben von statten gehen sollte, würde sie nicht einfach aufgeben sondern weiter kämpfen. Das Leben war gespickt von allerlei Fallen. Tiefen Gruben und Spalten. Doch stets gab es einen Ausweg. Ihn allerdings zu finden entpuppte sich oft als eine riesige Hürde. Der Grad zwischen Versagen und Erfolg betrug manchmal nur wenige Millimeter.

Seren hatte sich in ihren Gedanken vertieft. Versuchte Logik in all dies hinein zu bringen und schaffte dies vielleicht auch bis zu einem bestimmten Punkt. Dahingehend was sie einst gelernt hatte und all dies führte wenigstens dazu, das sie für diesen Moment nicht darüber nachdenken musste, was geschehen war. Die frische Luft und die Schönheit des Anwesens machten es ihr noch einmal leichter. Auch wenn sie wusste, dass dies nur vorübergehend sein würde, so war dies doch ein Anfang. Die junge Exotin wandte sich nach links und durchstreifte die Gegend, bis sie zu einer kleinen Brücke kam, die sie über einen Bach führen würde. Dort blieb sie stehen, sah ins Wasser hinab und beobachtete die leichten Wellen, die entstanden, wenn Fische an die Oberfläche kamen um nach Luft zu schnappen und Insekten. Das Wasser war etwas Magisches. Nicht nur dass es nass und kühl war, nein, es bahnte sich stets seinen eigenen Weg und kämpfte sich dabei durch Erdreich und Gestein. Ein Fluss oder Bach war frei und befolgte seine eigenen Befehle. Sein Leben bestand darin seinen eigenen Weg zu gehen und sich von nichts aufhalten zu lassen, gleich wie schwierig die Lage sein mochte. Die Wildheit des Wassers war faszinierend und so einzigartig wie nur etwas in der Natur. Wasser war eines der Elemente, so wie auch der Wind, Feuer oder die Erde. Sie alle waren für sich gesehen starke Persönlichkeiten, Naturgewalten, die sich niemandem beugten. Wären sie als Lebewesen ähnlich veranlagt gewesen, wie würde es heute aussehen? Serenety schüttelte leicht den Kopf. Ein schwerer Vergleich.

Der Kreislauf jedenfalls harmoniert seid je her und alles ging seiner Wege. Weshalb konnte es in zwischenmenschlichen Beziehungen nicht ähnlich sein? Warum harmonierte es dort nicht? Weshalb entstanden so viele Probleme, mit denen man nicht sonderlich einfach fertig wurde? Lag es wirklich nur an der Komplexität? Nein! Die Verschiedenen Schichten der Bevölkerung, die aus so unterschiedlichen Rassen bestanden und alle auf einer eigenen Ebene existierten hatten eines bis heute noch nicht geschafft. Nämlich in Einklang mit sich selbst, der Natur und dem Rest zu leben. Die Ich Bezogenheit war nur eines der Grundlegenden Faktoren, die stets zu Zwist und Uneinigkeit führte. Darüber nach zu denken würde Stunden, wenn nicht sogar Jahre in Anspruch nehmen und doch war eines klar, nämlich das die Perfekte Harmonie zwischen allem nie würde existieren können, wenn niemand Einsicht zeigte oder Verständnis noch wenn jeder auf sein eigenes Recht pochte. Also würde eine Welt wie diese, ein Universum wie es hier existierte, nie einen Punkt finden Glück und Zufrieden in Harmonie zu existieren.

Serenety empfand dies als Traurig und doch entsprach es der Wahrheit. Einer tiefen unbeirrbaren Wahrheit. Ihre Schritte lenkten sie über die Brücke hinweg und hinüber zu einer kleinen Bank, die am Bach stand. Dort setzte sie sich hin und schloss die Augen. Lauschte dem plätschern des Wassers. Die Halbstille tat ihr gut. Ließ ihre Gedankenwelt allerdings nicht zur Ruhe kommen. Jetzt wo sie darüber suggeriert hatte wie alles sein sollte kehren die Gedanken zurück zu ihrem Problem. Aus welcher Sicht sollte sie dies noch alles sehen? Aus der seinen? Allein diese Vorstellung war suspekt. Wieder hörte sie seine Worte und die darin enthaltene Beleidigung nichts weiter als ein Affekt zu sein. Denn aus einem andern Grund hatte er sie ja schließlich nicht geküsst nicht wahr!? Wenn schon der Rest nicht verletzt hatte so dann diese Worte, die in sie gefahren waren und sie nicht nur wütend sondern auch tief verletzt hatten. Sie hatte stets gewusst, dass Männer um ihres Vergnügenswillen so einiges taten und von sich gaben. Aber dass er auch dazu gehörte, dies hatte sie nicht geahnt. Es war ein Schock für sie gewesen. Warum nur machte es manchen so sehr Spaß andere zu verletzen? Die einen weil sie darin Befriedigung sahen, die anderen, weil sie selbst so behandelt worden waren. Die Minderheit bemerkte es nicht einmal. Er gehörte nicht zu letzterem, denn er wusste sehr wohl was er sagte. Konnte sie ihm den überhaupt noch glauben? Serenety atmete durch und versuchte auf ihr innerstes zu hören. Doch dieses sagte ihr, dass sie dem nicht konnte. Sie konnte ihm nicht mehr glauben, selbst dann nicht wenn er sich noch so anstrengen würde. Das Vertrauen war fort und würde nicht so schnell zurückkehren. Die Emotionale Achterbahn, die sie durchlebt hatte und das Chaos machten es ihr nicht einfacher. Der Wunsch ihrer Eltern so wie der seiner Großeltern, dass beide Heiraten sollten war in eine unwiederbringliche Ferne gerückt. Wie sollte sie jemals Glücklich werden mit einem Mann an ihrer Seite, der sich nicht darum scherte wie er sich verhielt? Wie sollte man jemanden Heiraten, dem nicht ebenso das wichtig war was einem selbst? Wohin sollte dies führen? Zu einer Scheidung nach einem halben Jahr oder Jahr? Nein, denn dies wollte sie nicht. Sie würde sich nicht die Blöße geben und in der Schande versinken. Lieber blieb sie allein. Wenn Gefühle keine Rolle spielten und man nur Heiratete weil die Eltern es wünschten, welchen Sinn hätte dann noch das Leben? Sie wäre nicht bereit dazu dies zu tun.
Ihr Schwur Toji nicht zu heiraten würde bestehen bleiben. Die Dinge auf die sie Wert legte, hatten bei ihm keinen. Hier würden zwei aneinander Geraten, die sich selbst die Hölle heiß machen würden. Was er getan hatte war unentschuldbar und sie würde ihm dies nicht verzeihen. Heute nicht und auch nicht in einigen Jahren. Die Verlobung mit ihm musste gelöst werden. Jetzt wo er dafür gesorgt hatte, dass sie ihn hasste würde nicht sie es sein, die ihn mit offenen Händen empfing. Hätte er seine letzten Worte mit Bedacht gewählt, hätte dies alles vielleicht noch anders ausgesehen, doch nun wusste sie woran sie bei ihm war.


- Onderon - Murata-Anwesen - Zentral - Garten - Bank am Bach, Serenety allein -
 
- Onderon - Murata-Anwesen - Dojo - allein -

Ehrfürchtig betrat Toji den Dojo, der abseits vom Haupthaus errichtet worden war. Die ganzen Räumlichkeiten dieses separaten Gebäudes waren schon seit mehreren Generationen in einem schlichten Stil gehalten. Nur das Familienwappen und das Abbild des Schutzpatrons der Krieger zierten die Wände des Trainingsraumes. Zwar trug der junge Offizier nicht die richtige Kleidung, aber im Moment musste er einfach seine Aggressionen abbauen. Mittlerweile war sein Körper bis zum Rand mit Wut, über sich und Serenety sowie das Schicksal allgemein, gefüllt. Dennoch wirkte er nach außen recht ruhig. Toji holte tief Luft und ließ die Umgebung auf sich wirken.

Erinnerungen über seine Kindheit überfluteten sein Bewusstsein. Als Kind hatte er viel Zeit in diesem Dojo verbringen müssen. Unter der strengen Leitung von seinem Großvater hatte er seine Grenzen kennen gelernt. Oft unter Schmerzen und von Schweiß durchnässt. Hier waren ihm die Traditionen der Krieger gelehrt worden. Bräuche und Techniken der eigenen Familie hatte man ihm an diesem Ort näher gebracht. Mit kindlichem Eifer und der entsprechenden Naivität hatte er sich den Aufgaben von Shigeru gestellt. Manchmal zusammen mit Daichi oder gar mit Aiden. Alles in allem waren die Jungs durch diese Erziehung zusammengeschweißt worden. Jeder kannte die Gefühlslage des anderen und konnte sich (bis zu einem gewissen Grad jedenfalls) in den anderen auch versetzen. Man hatte von einander gelernt.

Wie es für die Männer seines Volkes üblich war, kniete sich Toji vor den Schrein nieder und schickte ein Gebet an den Schutzpatron. Auch beim Eintritt hatte er sich zur Vorderseite verbeugt um auf diese Weise sich den Regeln dieser Räumlichkeiten zu unterwerfen. Außerdem trug er, streng nach den Regeln, keine Schuhe während er sich an diesem Ort aufhielt. Gemächlich legte er das Oberteil seines Anzugs zur Seite. Des Weiteren knöpfte er sein Hemd bis zu einem gewissen Punkt auf. Erst danach griff er zu einem Trainingsschwert und begann mit den Aufwärmübungen. Nur das Zischen der Schwertbewegungen und die Geräusche seiner Atemtechnik zerrissen die Stille für wenige Sekunden. Hier war er in seinem Element. Er liebte den Kampf wie der Fisch das Wasser. Auf diese Weise konnte er seine inneren Probleme am besten verarbeiten.

Plötzlich brachte ihn ein förmliches Hüsteln aus dem Konzept. Toji vollendete seine Übung abrupt und steckte das Schwert weg. Danach drehte er sich zum Eingang. Dort erblickte er seinen Cousin Daichi. Dieser trug noch immer den schwarzen Kimono und das Vibroschwert. Seine Haltung war ernst und nur ein erfahrener Menschenkenner konnte in seinem Gesicht eine Emotion erkennen. Die beiden Männer musterten sich einen Augenblick. Schon vor Jahren war eine kleine Rivalität zwischen ihnen ausgebrochen, die von Henzo und Shigeru mit Wohlwollen beobachtet wurde. Es gehörte zum Temperament der Muratas sich einen Gegner zu suchen, an dem man sich respektvoll messen konnte. In vielen Wettkämpfen hatten sie sich gegenseitig ihre Stärke und Talente bewiesen.

“Du bist nicht bei deiner Begleitung?”, fragte Daichi direkt mit monotoner Stimme.

Toji konnte die Blicke des Cousin auf sich spüren. Sie durchbohrten ihn förmlich. ‘Wahrscheinlich hat der Ausbruch von Serenety und unser Streit schon die Runde gemacht’, dachte sich der Flottenoffizier und begegnete den Blick mit eigener Härte. Im Moment konnte er jeden Gegner gebrauchen, denn die Wut, die in ihm brodelte, verlieh ihm erstaunlicher Weise Kraft. Sein Körper stand unter Hochspannung und der kleinste Funke würde eine Explosion verursachen.

“Du hast es doch schon mitbekommen, also frage nicht scheinheilig”, entgegnete Toji.

Daichi nickte und näherte sich dem Flottenoffizier. Die Haltung des ausgebildeten Infanteristen strotzte vor Überzeugung. Er ließ sich sogar zu einem leichten Lächeln herab. Die Rivalität zwischen den beiden Verwandten war auf neue Weise entflammt worden. Der junge Mann legte sein Vibroschwert zur Seite und griff ebenfalls nach einer schlichten Übungswaffe.

“Wahrscheinlich ist es ein Fehler von unserem Familienoberhaupt dich als unseren Abgesandten für diese Vereinigung der beiden Familien gewählt zu haben”, sagte der Sturmtruppenoffizier leicht abfällig. “Wie konntest du nur die Traditionen brechen und deine Familie mit dieser Schande zu überziehen! Dir werde ich Demut lehren…”

Schwungvoll ging Daichi in eine Ausgangsposition für einen Schwertkampf. Toji erwiderte diese Geste mit der gleichen Haltung. Nur wenige Schritte waren zwischen den beiden Kontrahenten. Die Spitzen der stumpfen Klingen berührten sich fast. Keiner der beiden Kämpfer ließ seinen Gegner aus den Augen. Man studierte die Bewegungen des anderen ganz genau. Jahre des Trainings zeigten nun ihre Resultate. Die Haltungen der beiden jungen Männer sprachen von Konzentration und Willensstärke.

Mit einem flinken Ausfallschritt eröffnete Toji den aktiven Teil des Kampfes. Sofort kreuzten sich die Schwerter und ein dumpfes Geräusch war dabei zu hören. Im nächsten Augenblick trennten sich die beiden Kämpfer wieder und ein schneller Schlagabtausch fand statt. Toji konnte auf diese Weise seine Aggressionen abbauen und kämpfte deshalb sehr offen. Kraftvoll drosch er mit der Übungswaffe auf seinen Gegner ein. Doch Daichi wehrte mit überraschender Ruhe die Schläge ab. Hektik dominierte die Technik des Flottenoffiziers und stellte dadurch einen Kontrast zu seinem Cousin dar. Einen Moment später fiel Toji auf eine Finte seines Gegners rein und musste deshalb einen kräftigen Schlag am Rücken einstecken.

“Was ist nur los mit dir?”, herrschte ihn Daichi plötzlich an. “Seit wann fällst du auf diese Sachen herein. Nimm deine Gedanken zusammen!”

Toji biss sich auf seine Unterlippe und rappelte sich auf. Die Wut hatte ihn blind gemacht. Doch warum war er wütend? War es wegen seiner Art zu leben oder wegen Serenetys Gefühlsausbruch? War es sein Hass auf das Schicksal und manche Traditionen? Vielleicht war es sogar eine Mischung aus diesen Sachen. Auf alle Fälle hemmte dieser Zorn seine Konzentration. Erneut gingen die beiden in ihre Angriffspositionen und ein weiterer Zweikampf entbrannte zwischen ihnen. Struktur entwickelte sich bei diesem Anlauf. Der Flottenoffizier lernte seine Gefühle zu beherrschen. Alte Lektionen über diese Thematik kamen ihm in den Sinn und er lief zu seiner Hochform auf. Schlag für Schlag entstand ein Gleichgewicht zwischen diesen rivalisierten Verwandten.

“Ich habe der Familie keine Schande gebracht, denn ich wusste von keinem Versprechen zwischen den Muratas und den Akajis”, sagte plötzlich Toji und wehrte einen Schlag ab. “Ich habe mein Leben nach meinen Vorstellungen gelebt und bin damit niemals an die Rahmenbedingungen der Familie geraten.”

Kurzes Schweigen herrschte zwischen den beiden, obwohl sie sich weiter bekämpften. Sowohl der Kampf als auch diese Offenbarung seiner Sicht nahmen dem Flottenoffizier etwas Last ab. Er fühlte sich freier. Natürlich würde Daichi, der streng nach den Verhaltensregeln und Traditionen seines Volkes erzogen worden war, ihn nicht verstehen. Wahrscheinlich war Tojis Vater die einzige Person innerhalb der Familie, die ihn verstanden hätte. Mit einer Rolle zur Seite brachte sich Daichi in Sicherheit, denn Toji war ihm sehr nah gekommen. Durch ein paar Sprünge vergrößerte sich der Abstand zwischen den beiden. Wieder musterte man sich gegenseitig.

“Dennoch war dein Fehltritt schwerwiegend”, erwiderte der Infanterist weiterhin monoton. “Du hast dich in der Gesellschaft dieser Frau einfach falsch verhalten. Würde ich dich kennen, hätte ich diese Art für primitiv und rüpelhaft gehalten. Was ist nur los mit dir?”

Ohne seinem Gegner eine Chance auf eine Antwort zu lassen sprintete Daichi auf seinen Rivalen zu. Erneut knallten die beiden Klingen aufeinander. Dabei knirschte das Holz sogar. Es war merklich, dass dieser Kampf sein großes Finale erreicht. Das Tempo nahm dramatisch zu und man versuchte sich mit neuen Techniken zu übertrumpfen. Beide Männer waren geübte Kämpfer, aber es kostete sie trotzdem viel Schweiß. Elegante Drehungen vermischten sich mit dem schlichten Austausch von präzisen Schlägen. Die Wut, welche sich in Toji angestaut hatte, verlor langsam ihre Wirkung. Trotz des Kampfes arbeitete sein Verstand an einer Antwort. Warum hatte er eine Kränkung zugelassen? Weshalb hatte das Schicksal ihn so leicht erwischt? Bestand eine Möglichkeit auf eine Veränderung? Konnte er seinen Hals aus dieser Schlinge holen? Im Bruchteil eines Herzschlages überkamen ihn die Gefühle, die er bei dem Kuss mit Serenety erlebt hatte. Noch einmal genoss er ihre Lippen auf den seinen. Ihre schüchterne Art in seinen Armen. Ihr Wesen zog ihn an. Er hatte in ihr die Möglichkeit für eine Veränderung in seinem Leben gesehen, doch die eigenen Regeln verboten ihn diese Beziehung. Dieser Fakt hatte die Vorstellung wie ein Kartenhaus zusammenfallen lassen. Die Realität hatte ihm diesen Traum verbaut.

“Ich stehe am Rand zu einem Umdenken”, gestand Toji mit einem Seufzen und wehrte einen weiteren Schlag ab. “In der Nacht, die zum Mittelpunkt des Streits geworden war, hatte dieses Umdenken provoziert. Ich will mich ändern, aber man lässt mir keine Chance. Eine weitere Erklärung fiel damit flach.”

Daichi nickte und stellte den Kampf ein. Toji war überrascht. Was war denn mit seinem Cousin los? ‘Wieso bricht er die ganze Sache ab?’ Unverständnis zeigte sich auf dem Gesicht des Flottenoffiziers. Dennoch ließ er von einer weiteren Attacke ab und steckte ebenfalls das Übungsschwert weg. Für einen Moment konnte Toji auf dem Gesicht seines Cousins sogar ein Lächeln erkennen.

“Ich habe alle Informationen, die ich brauche”, sagte Daichi und verließ das Dojo ohne ein weiteres Wort.

Toji blieb allein zurück. In seinem Kopf herrschte noch immer ein brutales Chaos, aber irgendwie fühlte er am Rand eine schwache Sicherheit. Hoffnung stellte sich für ein paar Nanosekunden in seinem Denken ein. Erneut überkam ihn ein Seufzen und er setzte sich auf den Boden. Verständnislosigkeit über die letzten Minuten, Stunden und Tage dominierte nun seine Gefühlswelt. Wie sollte er mit dieser Problematik, die wahrlich komplex war, umgehen? Auf dem Schlachtfeld kannte er sein Aufgabenfeld, doch diese Seite des Lebens war irgendwie Neuland für ihn. Er stellte sogar seine Fähigkeit im Umgang mit Frauen in Frage. Lag vielleicht in diesem Wesenszug der Fehler?


- Onderon - Murata-Anwesen - Dojo - allein -
 
[ Onderon ~ Murata-Anwesen ~ Westflügel ~ Shigerus Räumlichkeiten ~ Shigeru (NPC) mit Henze (NPC) ]

Nachdenkliche Mienen spiegelten sich auf den Gesichtern von Shigeru und Henzo wieder. Die unüberlegte Handlung von Toji bereitete ihnen Probleme. Besonders der korpulente Henzo blickte etwas verdrossen rein. Er malte sich schon die neuen Ansprüche der Akajis aus und schimpfte über die Dummheit seines Neffen. Shigeru sah die Sache ebenfalls sehr kritisch. Nur mit viel Mühe hatte er Han (für den Moment jedenfalls) umstimmen können. Beide Männer schwiegen sich an. Man hing seinen eigenen Gedanken nach.

“Ob Daichi seine Aufgabe erfüllen wird?”, brach der ältere Murata das Schweigen und blickte seinen Sohn an. Toji ist manchmal kein einfacher Mensch und die Rivalität der beiden könnte ihm Probleme machen.”

Henzo blickte seinen Vater an. Schon immer hatte er viele Hoffnungen in seinen Sohn gesteckt und ihn deshalb in jeder Sache gefördert. Als Daichi das Kommando über eine regionale Infanterieeinheit bekommen hatte war er vor Stolz fast geplatzt. Es war eine Ehre für die Familie gewesen und durch seine Vorarbeit gebührte ihm ein kleiner Teil dieses sonnigen Gefühls. Doch Shigeru sprach die Wahrheit. Der Wettstreit zwischen Toji und seinem Cousin konnte eine Gefahr darstellen.

“Ich habe Hoffnungen”, antwortete Henzo nach kurzem Zögern. “Mein Sohn ist fähig sich in die Lage seines Cousin zu versetzen. Er wird zumindest einen Ansatz finden. Da bin ich mir sicher!”

Shigerus Blick schweifte durch den bunten Garten. Eigentlich brauchte er mehr Zeit um fundierte Entscheidungen zu treffen. In diesen zwei Wochen konnte er nur wenige Weichen für diese Beziehung stellen. ‘Die meiste Arbeit müssen wohl die beiden hinbekommen’, dachte sich das Clanoberhaupt und grummelte. ‘Doch vielleicht kann Han ein Auge auf sie haben.’ Er strich sich über seinen Bart und musterte seinen Sohn. Plötzlich wurde die Tür zum Zimmer aufgeschoben und Daichi trat demütig ein. Schweißperlen glitzerten auf seiner Stirn und der Atem war etwas schneller. Seine schlichte Kleidung war auch etwas durcheinander, doch er wirkte noch immer stilvoll.

“Gute Neuigkeiten, Großvater”, sprach Daichi, gemäß der Tradition, nur das Familienoberhaupt an und verneigte sich knapp. “Er war unwissend und bereut seine Tat. Sogar ein Umdenken setzt bei ihm ein.”

Der Anflug eines Lächelns zeichnete sich auf dem Gesicht des alten Mannes. Kenji war damals in einer ähnlichen Situation gewesen. Anscheinend gehörte dieser Wandel zum Leben der wilden Seite der Murata-Männer. Shigeru hatte durch eine harte Erziehung nie dieses Freiheitgefühl genießen können. Sehr früh war er auf diversen Militärakademien und lernte sein Leben in den Dienst des Imperiums zu stellen. Eine ähnliche Erfahrung hatte er vor Jahren an Daichi weitergeben können. Dieser junge Mann würde vielleicht in die Fußstapfen von Henzo treten. Wobei unter Umständen auch Toji geeignet war. ‘Man wird in dieser Sache wohl erst später eine Entscheidung treffen können.’

“Das sind wunderbare Neuigkeiten”, entgegnete Shigeru und klatschte dabei in die Hände. “Nun haben wir einen Punkt, an dem wir arbeiten können. Subtil müssen wir vorgehen, aber zusammen mit den Akaji werden wir dieses schwankende Boot wieder in eine ruhige Lage versetzen können.”

“Nun müssen die Akaji nur noch auf weitere Forderungen verzichten”, murrte Henzo und schickte seinen Sohn mit einem Wink wieder heraus. “Dann können wir diese Krise als gemeistert ansehen.”

Mit einer weiteren Verbeugung verabschiedete sich Daichi. Wahrscheinlich würde er die weitere Zeit in einem der vielen Räume innerhalb des zentralen Gebäudeteils verbringen. Oft tauchte er für ein paar Stunden beim Personal unter und tauchte erst zum Abendessen wieder auf. Die beiden älteren Männer sahen in dieser Verhaltensauffälligkeit kein Problem. Starke Männer wurden überall im Haus gebraucht und in seinem Herzen war der junge Murata sozial und hilfsbereit.

“Geduld ist in dieser Sache der Schlüssel zur Weisheit”, sagte Shigeru und rutschte etwas auf seinem Sitzkissen hin und her. “Im Moment brauchen wir noch ein paar Gedanken von unseren Frauen und die Ideen der Akaji. Ganz ohne eine Absprache wird es nicht klappen.”

[ Onderon ~ Murata-Anwesen ~ Westflügel ~ Shigerus Räumlichkeiten ~ Shigeru (NPC) mit Henze (NPC) ]
 
- Onderon - Murata-Anwesen - Zentral - Garten - Bank am Bach, Serenety allein -

Serenety bekam keine Ruhe, ihre Gedanken ließen sie nicht einfrieden. So sehr sie sich auch bemühte. Was wäre denn gewesen, wenn er seine Worte mit Bedacht gewählt hätte? Was wäre geschehen, wenn er sich nicht verhalten hätte wie jemand, der ihr gerade die Faust ins Gesicht gerammt hatte? Hätte sie ihm dann verziehen? Wäre es dann so viel leichter gewesen? Vielleicht, zumindest hätte sie sich dann nicht so wertlos gefühlt, nicht so erniedrigt. Worte konnten messerscharf sein und tiefer schneiden als so manch andere Gegenstand. Er hatte sie getroffen und dies mehr als sie je für möglich gehalten hätte. Warum nur fühlte sie sich so verletzt? Weshalb hatte sie das Gefühl erniedrigt worden zu sein? Nur weil dieser Kuss nichts bedeutete und aus einem Moment heraus geboren worden war? Aber küsst man dann so? Seren biss sich auf die Zähne. Wie hatte er sie denn geküsst? Es war kein einfacher simpler Kuss gewesen, der einfach so geschehen war. Er konnte nicht aus einem Affekt heraus geboren worden sein. Oder doch? Aber warum war der Kuss dann mehr gewesen? Wenn ihr Urteilsvermögen bei Sinnen war, dann hatte sie mehr mitbekommen als einen einfachen Kuss. Er war tiefer gewesen und genau aus diesem Grund machte ihr all dies so viel zu schaffen. Was war nur los? Was empfand sie denn wirklich? Warum hasste sie ihn manchmal und warum hatte sie stets das Gefühl die Luft genommen zu bekommen, wenn sie miteinander sprachen und es nicht Dienstlich war? Weshalb hatte sie das Gefühl den Boden unter den Füßen zu verlieren, wenn er Gesten einsetzte und warum hatte sie manchmal das Gefühl ihn am liebsten erwürgen zu wollen für sein dämliches Verhalten? All dies war merkwürdig und doch musst es eine Erklärung geben. Serenety öffnete leicht die Augen und sah auf das Wasser hinab. Wie einfach dieses es doch hatte. So unbeschwert! Im Vergleich zu ihr war ihr Leben von jetzt auf gleich zu kompliziert geworden. Wo sollte man den Anfang machen? Am besten dort, wo er begonnen hatte.

Man hatte sie auf die Musashi versetzt und dort war sie ihm zum ersten Mal begegnet, seit dem spielte alles Verrückt. Ging alles schief und drunter und drüber. Dies konnte sie nicht leugnen. Es musste mit ihm zu tun haben. Aber inwiefern? Wo war der Anhaltspunkt? Bei wem sollte sie suchen, bei ihm oder sich selbst? In diesem Falle wäre es wohl einfacher bei sich zu suchen und heraus zu finden was mit ihr und ihren Gefühlen war. Warum sie sich ständig über ihn aufregte und weshalb er sie stets so zornig machte. War dies denn normal? Ging es hierbei mit Rechten Dingen zu? Es konnte unmöglich sein, dass sie mehr empfand oder war dem doch so? Lag es im Rahmen, dass er ihr vielleicht doch um einiges mehr Gefiel als sie sich eingestand? Als was betrachtete sie ihn denn? Als ihren Vorgesetzten oder als einfachen Mann? Die Antwort darauf wusste sie jedenfalls. Als ihren Vorgesetzten aber nicht nur als diesen und dies war der Haken. Sie sah nicht nur den Commander in ihm sondern auch einen Mann ihres Volkes, der dazu auch noch sehr gut aussah. Konnte dies die Schwachstelle all dessen sein? Sie fand ihn Attraktiv! Aber war dies alles? Warum nur musste alles so kompliziert sein? Die Gefühlswelt konnte zu einem Chaos werden, wenn man sie selbst nicht verstand, zumindest jetzt nicht. Aber was war so schwer daran endlich hinter das Geheimnis zu kommen? Vielleicht weil man sich einiges nicht selbst eingestand? War es dies? Wenn dem so war, dann würde dies bedeuten, dass ihre Gefühle ihrem Vorgesetzten Gegenüber mehr waren als sie vorgab. Dann würde man auch sagen können, dass sie ein wenig in ihn verschossen war. Seren schüttelte innerlich den Kopf. Nein, dies traf es nicht im Entferntesten. Auf gar keinen Fall. Sie war mit Sicherheit nicht ihn vernarrt noch würde sie es je sein.

Er regte sei einfach auf, machte sie Krank und weckte den Wunsch in ihr ihn am liebsten zu vergasen. Warum machte sie sich eigentlich solche Gedanken darum? Weshalb verschwendete sie ihre Zeit dafür? Er war dies doch nicht einmal wert. Und doch sagte etwas in ihrem inneren, dass es eine Lüge war. Was sie versuchte in ihren Gedanken zu schaffen, war nichts weiter als Selbstbetrug und damit verletzt sie sich nur umso mehr. Aber weshalb? Warum nur gestand sie sich nicht ein, dass sie mehr empfand als sie sollte? Warum wollte sie dies nicht wahr haben? Aus Angst enttäuscht zu werden? Oder steckte etwas anders dahinter. War es ihre Vergangenheit? Die Zeit auf der Akademie? Möglich, denn Frauen waren dort nicht viel Wert gewesen und die männlichen Geschlechter hatten sich stets einen Spaß daraus gemacht ihre weiblichen Kolleginnen zu quälen. Sie anzumachen und zu verletzten. Es war gang und gebe gewesen dass eine Frau erniedrigt worden war auf kosten ihrer selbst. Der Kampf war hart gewesen. All diese Faktoren spielten eine Rolle. Dumme Sprüche und Anmachen, die dahingehend enden konnten dass die ein oder andere gegangen war weil man sie zu sehr belästigt hatte. Viele der Frauen hatten geschwiegen. Ihre Zeit an der Akademie war nichts gewesen, was sie einem anderen wünschte. Wie dankbar konnte sie sein nicht das erlebt zu haben, was andere früher hatten erleben müssen und doch hatte es aus ihr die Frau gemacht, die sie heute war. Serenety hatte sich geschworen dies nicht zu dulden und deshalb hatte sie Psychologie studiert. Sie wollte Ruhe und Frieden bringen. Einheit unter die Offiziere. Ihnen helfen mit Problemen fertig zu werden und in all der Zeit hatte sie gelernt ihre eigenen Ängste zu vergessen. Die Erinnerungen waren zum teil verblasst, andere waren in den Hintergrund getreten. Männer waren für sie zu nichts weiter geworden als Arrogante Schweine, die alles dafür taten eine Frau zu bekommen. Dies in ihr Bett zu zerren und dann wieder fallen zu lassen. Dabei spielte es keine Rolle dass ihre eigenen Eltern glücklich waren. Zuviel hatte sie gesehen, zuviel gehört. Die Achtung vor dem männlichen Geschlecht war gesunken und bis heute ließ sie schon von ihnen nichts sagen. Besonders dann nicht, wenn sie entweder nichts mit ihrer Arbeit zu tun hatten oder aber unter ihr standen.

Die Blicke in die Vergangenheit taten weh. Manche wunden rissen erneut auf und die junge Frau drückte die Nägel in ihre Hände. Ob es weh tat spielte keine Rolle, denn der Momentan Schmerz überwog alles andere. Ihre Seele war geschunden und es spielte keine Rolle dass ihre Nägel scharf waren. Nur wenig hatte sie anfangs mit ihren Eltern darüber gesprochne. Sie hatte die Erlebnisse für sich behalten, bis ihr Vater sie eines Tages fast dazu zwang zu berichten und als sie dies getan hatte, hatte sich alles geändert. Es war leichter geworden. Nur das es zu späte gekommen war, denn alles Vorherige war bereits geschehen. Was bedeutet Liebe denn? Wenn sie diese aus der Sicht von Paaren sah, die scheinbar glücklich miteinander waren, dann musste die Liebe etwas besonders sein. Etwas, was niemand zerstören konnte. Aber sie besaß dies nicht und hatte kein Vertrauen zur Liebe, wenn es unter Paaren ging. Sie hatte Angst davor enttäuscht zu werden und genau dies war das Problem. Sie wollte nicht noch mehr leiden, wie sie eh schon gelitten hatte. Sie glaubte nicht an die Liebe, glaubte nicht, dass es ihr vergönnt sein könnte glücklich zu werden, so wie es ihre Eltern waren. Leichte Tränen liefen ihr über die Wange, aber sie merkte es nicht. Ebenso wenig wie den Wind, der zart um ihr Gesicht strich.

Wenn sie von alle dem Absah, wenn sie alles andere zurück drängte und sich nur darauf konzentrierte was sie empfand, dann würde sie merken dass sie ihn liebte. Dann würde sie begreifen warum sie sich so verhielt und dann würde sie endlich verstehen warum er sie manchmal reizte und dann wieder verzauberte. Wenn sie all ihr innerstes zurücksetzten würde um nur zu erfahren was es mit den tiefen ihres Ichs auf sich hatte, würde sie merken dass sie mehr wollte als das Leben was sie bisher geführt hatte. Denn dann würde sie wissen, dass sie geliebt werden wollte. Nicht nur als einfache Frau, sondern als eine Person von Wert. Der Wunsch Respektier zu werden gehörte ebenso dazu. Sie wollte als die gesehen werden, die sie war und nicht als ein Stück Fleisch, welches man vernaschen konnte. Sie wollte jemand sein der auch zeigen durfte was er empfand. Doch um sich dieses bewusst zu machen gehörte mehr dazu. Sie würde Zeit brauchen dies zu erkenne und noch einmal ein wenig Zeit um sich selbst einzugestehen, dass sie bereits jetzt schon liebte. Sie würde noch lernen müssen. Dies war der Grund warum Han wollte, dass sie Toji heiratete. Nicht nur weil sie miteinander Verlobt waren. Nein, sondern weil ihr Vater mehr in dem jungen Mann sah als nur einen Mann. Ihr Vater kannte Kenji und er wusste, dass sein Sohn ihm ähnlich war. Was also sollte er sich Besseres für seine Tochter wünschen? Doch auch dies wusste sie noch nicht. Würde es aber schon bald erfahren.

Alles im Leben brauchte seine Zeit. Einiges erkannte man sofort, anders erst später. Die Jahre machten einen klüger, weiser und erfahrener. Sie konnte noch nicht alles kennen. In ihrem bisherigen Leben hatte sie noch nicht so fiel Erfahrungen sammeln können wie andere, die bereits in einem hohen alter waren. Und doch war das, was sie erlebt hatte zum Teil mehr als dass was andere erlebt hatten in ihrem Alter. Stets war es verschieden wie und wohin die Erfahrung eines jeden reichte. Sie war dreiundzwanzig. Jung und hübsch und sollte es nicht schwer haben und doch war es so. Erfahrungen und Geschehnisse prägten einen. Sie formten und hinterließen was man heute war. Für Serenety hieß dies viel. Die eigene Welt war oft ein größeres Rätsel als das der anderen. Aber sie war lernfähig und die mit der Zeit würde sich auch dies alles erkenne. Jetzt allerdings ging es darum sich selbst einzugestehen, dass die eigenen Gefühle so viel mehr waren als man sich eingestand. Denn Hebel umzudrehen, die Augen zu öffnen und nicht davon zu laufen. Es war ihr Leben um dass es sich hier drehte. Ihre Zukunft. Es war ihre Gefühlswelt, die in Ordnung gebracht werden musste, nicht die eines anderen….


- Onderon - Murata-Anwesen - Zentral - Garten - Bank am Bach, Serenety allein -
 
- Onderon - Murata-Anwesen - Speisesaal - mit der gesamten Verwandtschaft und dazu noch die Akajis -

Das Abendessen zwischen den Muratas und den Akaji verlief mehr oder weniger schweigend ab. Der Konflikt von Serenety und Toji hatte die feierliche Stimmung der beiden Familien zerstört. Hitomi hatte ein wunderbares Essen auf den Tisch gezaubert. Für den Kommandant der “Musashi” schmeckte dieses Mahl jedoch fad. Dennoch sagte er nichts dazu und versuchte seinen Hunger zu stillen. Seine Gedanken kreisten noch immer um sein Leben. Ein kleines Fenster war durch das Gespräch mit Daichi geöffnet worden. Es war für den Flottenoffizier ein Lichtblick gewesen. Sein Blick wanderte durch den Raum. Die Miene von Han Akaji war ernst und verschlossen. Toji konnte bei ihm einfach keinen Gedanken aus dem Gesicht lesen. Sayaka Akaji war für den Flottenoffizier eine unbekannte Person, weshalb er sich kein Urteil erlauben konnte. Den Versuch, einen Blick auf Serenety zu herhaschen, erlaubte er sich nicht. Seine Gefühlswelt war nur zu erschüttert um einen weiteren Kontakt zu versuchen.

Im Hinterkopf war auch noch ein bestimmter Restzorn auf die junge Akaji. Sie hatte ihn direkt angegriffen und diesen Part hat er noch nicht verkraftet. Die Ehre war ein hohes Gut für einen Murata. In vergangenen Jahrhunderten hatte es Männer dieser Familie gegeben, die bei einem Angriff dieser Art ihren Widersache getötet hatten. Jedoch war auch dieses Volk moderner und zivilisierter geworden. Die Ehre wurde nicht mehr auf diese Weise wiederhergestellt. Außerdem war Serenety ihm versprochen worden und damit wäre ein Mord mehr als hinderlich für die engere Verbindung zwischen den Akaji und den Muratas.

Nachdenklich kaute Toji auf seinem Essen. Er hatte sich von dem einfachen Gespräch, das sich zwischen den Anwesenden entwickelt hatte, abgeschottet. Seine eigenen Gedanken beschäftigten ihn auch zu sehr. Auf der einen Seite wollte er diesen Kuss mit Serenety wiederholen, auf der anderen Seite hatte sie ihn verletzt. Natürlich war sein Ego angekratzt, aber dazu kam noch der Bruch mit dem Vertrauen zwischen Kommandant und ersten Offizier. Wieder erinnerte er sich an seine Gedanken über die Isolation als Kommandant auf einem Schiff. Eigentlich war der erste Offizier der einzige neutrale Bezugspunkt für ihn, aber nach so einem Bruch würde diese Sache schwer sein. Toji zog ein Versetzungsgesuch für Serenety in Erwägung. ‘Aber wäre das nicht Flucht?’, fragte er sich durch die Stimme der Vernunft.

Wie schon auf dem Flug entschuldigte sich Toji mit einer einfachen Ausrede um den Tisch (und damit das Mahl) verlassen zu können. Shigeru, der Hausherr, erlaubte es seinem Enkel, wobei die Miene des alten Mannes Bände sprach. Es war kein Zeichen von Höflichkeit, aber die Stimmung war so oder so gedrückt. Für den Kommandanten der “Musashi” war es kein gutes Gefühl seine Familie so im Stich zu lassen, aber er hatte es einfach nicht mehr ausgehalten. Mit einem Seufzer kehrte er in sein Zimmer zurück. Er wusste, dass er diese Räumlichkeiten mit Serenety teilen musste und so zog er es vor auf das Sofa sich zu verlagern. Die Muratas hatten diese Gästezimmer mit voller Absicht nicht ganz nach dem Stil des eigenen Volkes eingerichtet. Man wollte einen Kontrast zum Rest des Hauses schaffen.

“Ein echt harter Tag, wer hätte das gedacht?”, sagte der Flottenoffizier und entledigte sich seiner Kleidung.

In Nullkommanix hatte er sich ein einfaches Stück Stoff um den Körper geworfen. Den Abend wollte er nicht in einem steifen Anzug verbringen. Allgemein brauchte er im Anwesen seiner Familie nicht diese seriöse Kleidung, denn die Bediensteten gehörten fast dazu. Shigeru und Hitomi gehörten nicht zu den Menschen, die etwas auf Illusionen setzten. Natürlich hatten sie manche Räume so eingerichtet, dass die Gäste erstaunt waren, aber sie wollten diese Dominanz nicht ausbauen. Toji genoss dieses andere Bild des Hauses. Durch seine Erziehung auf Bastion waren seine Wurzeln sowieso nicht ganz so tief in die Erde der eigenen Kultur eingedrungen. Manchmal führte er sich sogar außerhalb seines Volkes erst richtig frei. Dieser Gedanke kehrte in diesem Moment in sein Bewusstsein zurück.


- Onderon - Murata-Anwesen - Wohnbereich - kleines Zimmer - allein -
 
- Onderon - Murata-Anwesen - Zentral - Garten - Bank am Bach, Serenety allein -

Aber konnten Gefühle einfach so in Ordnung gebracht werden? Von jetzt auf gleich wahrscheinlich nicht. So wie alles im Leben Zeit brauchte, würde sie auch hierbei einen Kampf führen, der nicht einfach werden würde. Auf was sie sich da im genauen einlassen würde, schwante ihr noch nicht, aber sobald die Erkenntnis kam würde diese ihr einiges aufweisen und bis dahin hieß es, durch zu halten. Stark zu sein und zu kämpfen. Gleich wie sehr man litt oder sich wünschte fliehen zu können. Denn Flucht war keine Lösung. Im Gegenteil. Vor Problemen konnte man nicht davonlaufen. Hatte man noch nie und würde es auch nie. Die Probleme eilten einem stets hinterher. Vielleicht in einem größeren Abstand, aber sie waren der ständige Begleiter. Serenety senkte leicht den Kopf. Die Stunden waren vergangen wie im Flug. So schnell, als ob sie nicht existiert hätten. Sie hatten an Bedeutung verloren und die Dämmerung war schon hereingebrochen als die junge Frau endlich aufstand um sich zurück zum Haus zu begeben und damit erneut in die Hölle des Löwen. Das Abendessen stand vor der Tür und es war Serenety keinesfalls angenehm. Erst Recht nicht, da sie ihn wieder sehen musste.

Während des Essens über schwieg sie. Hunger besaß sie kaum, aber der Anstand verlangte, dass sie wenigstens ein wenig aß und so zwang sie sich dazu. Dabei wünschte sie sich nichts mehr als erneut allein zu sein oder aber fort von all diesen Personen, bei denen sie das Gefühl hatte beobachtet zu werde. Es fehlte nicht viel und man würde sie wohl ansprechen wollen. Genau dies wollte sie nicht. Sie war nicht dazu fähig sich zu verhalten als sei nichts gewesen und sie wollte nicht Reden. Nicht mit ihren Eltern noch mit seiner Familie. Der Abend ging an der jungen Frau vorüber, zumindest was das Essen anging und die Unterhaltung. Ihr Vorgesetzter ließ sich nach einer Weile entschuldigen, was nicht sonderlich viel Anklang fand, aber es wurde ihm gestattet. Seren ließ sich Zeit aber auch sie verabschiedete sich. Länger hätte sie es nicht ertragen.

Ihre Füße trugen sie zu den Räumen, die sie mit ihm teilen musste und einen langen, sehr langen Moment blieb sie davor stehen. Was würde geschehen, wenn sie eintrat? Würden erneut die Fetzen fliegen? Würde man sich ignorieren? Sich aus dem Weg gehen, bis es höchst peinlich wurde? Wie sollte man sich verhalten? Ihre Worte halten durch ihren Kopf. Jene Worte, die sie ihm gegenüber verwendet hatte. Sie war nicht gerade die Höfflichkeit in Person gewesen, aber er auch nicht. Es viel ihr schwer nun auch noch diese Räume mit ihm Teilen zu müssen. Weshalb bürdete man ihr dies nur auf? Warum löste man die Verlobung nicht einfach? Das Herz der jungen Frau wurde schwerer und schwerer. Sollte sie hineingehen? Sollte sie dies wirklich auf sich nehmen? Wenn sie es nicht tat würde seine Familie es als Beleidigung auffassen. Warum nur war dies alles kein Traum, aus dem man nicht einfach aufwachen konnte? Konnte die Realität so grausam sein? Ja sie konnte. Denn sie erlebte es. Weshalb konnte sie nicht einmal frei sein? Frei von alle dem? Weil sie eine Frau ihre Volkes war und weil ihre Pflichten es ihr geboten entsprechend zu handeln. Sie würde nie wirklich frei sein, denn eine solche Freiheit gab es nicht. Seren kämpfte um Fassung. Darum nicht erneut in Tränen aus zu brechen. Was war nur los? Warum war ihr so elend, so bang? Weinen half zwar, die innere Anspannung ab zu bauen, aber sie kam sich lächerlich vor. Wie ein Kind. Weiter Minuten vergingen in denen Seren tief durchatmete. Konnte es den so weiter gehen? Nein, denn sie würde es nicht ertragen.

Mit einem weiteren tiefen Atemzug schob sie die Türen auf und trat ein. Erst als sie diese geschlossen hatte, wandte sie ihren Blick dem Mann zu, denn sie Heiraten sollte. Für eine Millisekunde schien die Zeit still zu stehen. Ihre Augen zeigten schmerz, der nun anstelle des Zorns getreten war. Die Farbe ihrer Wangen war ein wenig bleich. Man sah ihr an dass es ihr nicht sonderlich gut ging. Mitleid allerdings wollte sie nicht. Seren ging weiter in den Raum hinein, blieb ein Stück von der Couch entfernt stehen. Sie musste etwas sagen, damit die Atmosphäre sich nicht noch mehr zusammenzog. Sie wollte nicht die nächsten Tage damit verbringen müssen der Idiot zu sein. Diejenige, die zu starsinnig war und sich nicht entschuldigte. Auch wenn er es hätte sein sollen, der den Anfang machte. Doch darauf würde sie wohl lange warten müssen.


„Es tut mir leid. Mein Ausbruch tut mir leid.“

Es war nicht so einfach dies zu sagen, aber sie tat es und es war ehrlich gemeint. Sie wollte nicht so schlafen müssen. Ein wenig Ruhe würde für beide gut sein. Sie konnten sich nicht ewig hassen und keiner konnte dem anderen die ganze Zeit über aus dem Weg gehen. Dies war schlicht weg unmöglich. Dafür war das Anwesen dann doch zu klein und zumal mussten sie sich diese Räumlichkeiten teilen, was bedeutete, dass sie auf engstem Raum miteinander auskommen mussten ohne sich die Köpfe ein zu schlagen. Wieder einmal war sie die Klügere und die die nachgab. Warum taten dies ständig die Frauen? Weil das Männliche Geschlecht zu feige war sich gegenüber und anderen Fehler einzugestehen. Selbst darüber konnte man eine Litanei führen. Eine auf die sie nun keine Lust hatte. Also blieb ihr nichts anders übrig als darauf zu warten, dass er eine Reaktion von sich gab, wenn der dies überhaupt würde.

Ihre Augen wichen nicht von ihm und sie ertappte sich dabei, dass ihr wieder ungemein seine Augen gefielen. Innerlich fluchte sie. Dies konnte einfach nicht wahr sein, durfte nicht wahr sein. Diese Gedanken mussten umgehend gelöscht werden. Seren stand unbeweglich da, so als ob man sie dort abgesetzte und mit dem Boden verankert hätte. Weder tat sie einen Schritt vor noch zurück. Gebannt wartete sie darauf dass er etwas sagte und sie hoffte, dass wie wenigstens ein wenig ihres Kriegsbeiles begraben konnte. Zumindest wäre es von Vorteil.


- Onderon - Murata-Anwesen - Wohnbereich - gemeinsame Räumlichkeiten - mit Toji -
 
- Onderon - Murata-Anwesen - Wohnbereich - kleines Zimmer - allein -

Nachdenklich lag Toji auf dem Sofa. Er hatte alle Vorbereitungen für sein Nachtlager getroffen. Es hätte gegen sämtliche Vorstellungen und Prinzipen verstoßen, wenn er trotz dieses Streites ein Bett mit Serenety geteilt hätte. Vielleicht würde sie seine Sache sogar ein bisschen anerkennen. Er zuckte mit den Schultern und legte sein Gepäck in eine Ecke des Aufenthaltsraumes. ‘So hattest du dir deinen Landurlaub nicht vorgestellt, was?’, sprach er in Gedanken zu sich selbst und seufzte. Pläne, die er auf der Reise nach Onderon geschmiedet hatte, waren nun zerstört. ‘Doch wahrscheinlich wird es ihr in dieser Situation nicht besser gehen.’

Plötzlich hörte er das Geräusch, das sich öffnende Schiebetüren machten. Gemächlich wanderte sein Blick zu der Tür und da stand Serenety. Sein Atem stockte für einen Moment. Eigentlich wollte er ihr aus dem Weg gehen, aber nun kam es doch zu einer weiteren Konfrontation. Aufmerksam musterte er sie. Der Vorgang glich sogar fast einem kleinen Studium. Toji sah ihr den Schmerz an, den er hinterlassen hatte. Blässe und Trostlosigkeit hatten das hübsche Gesicht bis zu einem gewissen Grad “entstellt”. Sein Magen zog sich zusammen und das Herz wurde schwer. Was hatte er mit seinem Leichtsinn nur angerichtet? Für einen Moment schien die Zeit in diesem Raum still zu stehen. Niemand sagte ein Wort und die Stimmung erreichte einen weiteren Tiefpunkt.

“Es tut mir leid”, sagte im nächsten Augenblick Serenety zögerlich. “Mein Ausbruch tut mir leid…”

Damit hatte der Flottenoffizier nicht gerechnet. Wie sollte er diese Haltung verstehen? Wollte sie sein Leiden noch verstärken, indem sie einen Teil der Schuld auf sich nahm? Sein Hals wirkte wie zugeschnürt. Kein Wort wollte aus seinem Mund kommen. Sogar das Formen von Gedanken zu Worten fiel ihm in diesem Moment nicht leicht. Keine Antwort war wirklich passend, aber er konnte diese Chance auf eine leichte Glättung der Wogen nicht verstreichen lassen.

“Wenn sich einer entschuldigen muss, dann bin ich das”, entgegnete Toji stockend mit sanfte Stimme, wobei sein Blick zum Boden abdriftete. “In meiner Position hätte ich nicht so naiv handeln sollen. Mir hätte bewusst sein sollen, wie mein Volk die Ehre arrangiert…”

Diese Offenbarung war ihm schwer gefallen. Erst jetzt, nachdem sie ohne ein weiteres Wort in ihrem Zimmer verschwunden war, fiel ihm dies auf. War sein Stolz mittlerweile zu so einer Mauer herangewachsen? Hatte in den letzten Jahren keine geistige Entwicklung stattgefunden oder kam dies jetzt mit seinem Umschwung? Toji verschränkte die Arme hinter seinen Kopf und starrte die Decke an. Das Sofa war kein ordentlicher Ersatz für ein weiches Bett, aber noch war er in seiner Beziehung zu Serenety völlig unsicher. Die Sicherheit, die er auf der Brücke in einer gewaltigen Schlacht ausstrahlte, fehlte ihm hier total. Hier war er ein einfacher Mann. Ein Mensch unter Millionen. Er seufzte.

Innerlich ertrank Toji in seinen widersprüchlichen Gefühlen. Auf der einen Seite sehnte sich sein Herz nach einem weiteren Kuss. Auf der anderen Seite schirmte sich sein Stolz vor dieser Frau ab. Sie hatte ihn verletzt und seine Familie in eine Krise gestürzt. Im Moment war sein Bewusstsein mehr auf sein Inneres gerichtet. Nach und nach versuchte er seine Gefühle zu erforschen. Selten hatte er eine solche Situation erlebt. Normaler Weise gingen sein Verstand und sein Herz immer Hand in Hand in eine Richtung, doch bei dieser Frau hatte es sich alles verschoben. Lag es daran, dass er keine Wahl hatte? War sein Denken wirklich so egoistisch? Er wusste es nicht und ihm kam diese Sache auch nicht leicht vor. Unsicher schlief er nach mehreren Stunden ein…

…​

Zwei Tage waren nun seit ihrer Ankunft vergangen. Eine wirkliche Aussprache zwischen den beiden Versprochenen hatte es noch nicht gegeben. Eigentlich drückte sich sogar Toji vor diesem Gespräch. Er sah keine Chance auf Gleichheit in seinem Gespräch. Außerdem konnte er sich nicht hinter seinem Rang oder seiner Position innerhalb der Flotte verstecken. ‘In einer Aussprache wäre ich nackt’, dachte er zum tausendsten Mal. Toji hatte sich ein schattiges Plätzchen unter einem der riesigen Bäume gesucht. Sein Blick war auf die Ferne gerichtet. Wieder fielen ihm die Vögel auf, die in kämpferischen Bahnen ihren Weg durch die Lüfte suchten, und wieder beneidete er sie um ihre Freiheit. Erneut kam er sich in einem Käfig gefangen vor.

“Ist meine Situation erstrebenswert?”, fragte er sich murmelnd.

Sein Körper schmerzte von dem unbequemen Schlaf auf dem Sofa. Die letzten Nächte hatte er nur wenig Erholung gefunden, denn seine Gedanken hielten ihn wach. Sie hielt ihn wach. Seine Gefühlswelt war zerrissen und in stillen Moment schien er zu glauben, dass sie einen bitteren Krieg um seinen Verstand führten. Noch nie war ihm der Umgang mit einer Frau so schwer gefallen. Doch er machte es sich auch nicht leicht. Nachdenklich nahm er ein Datapad in die Hand und las die Nachrichten der letzten Tage. Matachi hatte ihm ein paar Zeilen geschrieben. ‘Wenigstens das Schiff läuft zu alter Höchstform wieder auf.’

Im nächsten Moment erblickte er ein paar Bilder, die sein alter Freund als Anhang mitgeschickt hatte. Sie zeigten ungewohnte Bilder aus Serenetys Vergangenheit. Ein Schmunzeln schlich sich auf das Gesicht des Offiziers. ‘Eines muss man ihr lassen, sie ist wirklich bildhübsch’, dachte er sich und bewunderte weiter die Jugendsünden seines ersten Offiziers. Wie immer hatte Matachi ein paar scherzhafte Anmerkungen unter die Bilder gesetzt. Sofort machte sich Toji an eine Antwort und speicherte die Bilder in einem privaten Ordner. Erst jetzt fiel ihm auf wie wenig er doch über seine Zukünftige wusste.

“Hätte ich mich mehr mit ihr beschäftigen sollen?”, fragte er sich und lehnte sich zurück.

Die harte Rinde des Laubbaumes stellte einen starken Kontrast zu dem Kissen dar, welches er sonst zum Schlafen nutzte. Mit einer schnellen Handbewegung verdeckte er ein Gähnen. Nach dem ganzen Nachdenken meldete sich wieder seine Müdigkeit. In der Stille des Tages gönnte sich der junge Mann ein Schläfchen. Wahrscheinlich würde ihn sowieso niemand vermissen, denn er handelte ja nicht anders als sein Cousin Daichi. Wirklichen Gesprächsbedarf hatte er zudem auch nicht.


- Onderon - Murata-Anwesen - abgelegenes Plätzchen im Garten - allein -
 
- Onderon - Murata-Anwesen - Wohnbereich - gemeinsame Räumlichkeiten - mit Toji -

Sie hörte seine Worte, die er aussprach und die als Antwort genügen musste. Er entschuldigte sich ebenso nahm es auf seine Kappe. Er erklärte dass er in seiner Position nicht so naive hätte handeln sollen. In seiner Position!? Glaubte er vielleicht dass seine Handlungsweise auch in einer anderen Position zu rechtfertigen gewesen wäre? Sicherlich nicht. Wieder einmal verstand er nicht und würde dies wohl auch nie. Serenety war ohnehin schon verletzt und sie wollte nicht wütend werden noch sich weiterhin über ihn ärgern. Also ließ sie ihn allein und betrat das nächste Zimmer. Schloss die Türen und setzte sich aufs Bett. Wie sollte sie ihn jemals verstehen? Er war nicht durchschaubar wie so viele andere Männer, zumindest nicht in allem. Er war ein Dickkopf und unbelehrbar. Es wäre durchaus leichter mit einer Wand zu reden als mit ihm. Denn ein lebloser Gegenstand konnte einem zumindest keine Widerworte geben, noch sich aufregen. Er hingegen war so schwierig wie nur etwas. Aber war sie so viel einfacher? Nein, in diesem Punkt waren beide sich ähnlich. Sowohl sie als auch er besaßen einen ungemeinen Dickkopf und wollten damit stets durch die Wand. Gleich wie groß die Kopfschmerzen auch sein mochten, die zurück blieben, wenn der Stoß zu groß war. All dies galt nicht. Es bereitete ihr Kopfweh so viel über ihn und seinen Charakter nachzudenken. Sie sollte schlafen anstatt sich verrückt zu machen. Dies wäre eine bessere Lösung. Seren stand erneut auf und machte sich daran ihren Kimono zu öffnen. Der Stoff war nicht leicht und mehrfach um den Körper geschlungen. Ausziehen allerdings ging wesentlich schneller als anziehen. Seren öffnete den Gürtel und streifte dann den Stoff vom Körper. Als er von ihren Schultern rutschte ließ sie auch den Rest nach unten gleiten. Hob den Stoff auf und hängte ihn dann in den Schrank um im gleichen Zug ein Nachtgewand heraus zu holen. Dieses zog sie an schritt an einen Spiegel vor dem ein Frisiertisch stand und zog die Lilie sowie die Nadeln aus dem langen schwarzen Haar. Als es über ihren Rücken glitt und bis zu ihrem Gesäß hinab nahm sie eine Bürste zur Hand und fuhr damit durch die seidige Pracht. In ihrem Volk war es ein Zeichen für Weiblichkeit dass Haar lang zu tragen und es gehörte ebenso zur Kultur. Serenety flocht ihr Haar zu einem langen Zopf und ließ es über ihren Rücken fallen. Um das Make-up zu entfernen brauchte sie ebenfalls nicht viel Zeit und so ließ sie sich anschließend erneut auf dem Bett nieder, zog die Decke über sich und versuchte zu schlafen. Aber dieser wollte nicht über sie kommen. Ihre Gedanken kamen noch immer nicht zur Ruhe. Stunden lang lag sie wach und versuchte hinter das zukommen was sie beschäftigte und als sie schon fast glaubte dass es ihr gelang schlief sie doch ein. Die Müdigkeit übermannte sie und tauchte sie in einen kurzen Schlaf.

+++​

Zwei Tage waren seid ihrer Ankunft vergangen. Zwei Tage, die schwerer nicht sein konnten. Serenety hatte das Gefühl zu verzweifeln. Sie versuchte sich stets zu beschäftigen und baute darauf nicht ausgefragt zu werden. Man ließ sie zumeinst in Ruhe und stellte keine Fragen. Ihrem Zukünftigen begegnete sie nur selten. Sie schaffte es geschickt ihm aus dem Weg zu gehen, sorgte aber dafür, dass es nicht wirklich auffiel. Für den heutigen Morgen nahm sie sich erneut vor Trainieren zu gehen. Das Dojo war nicht weit fort und dort konnte sie wenigstens Entspannung finden.

Seren trug Kleidung die ihrem Volk entsprach, welche Trainieren wollte und betrat kurz darauf die Räumlichkeiten. Hier fühlte sie sich momentan am aller wohlsten. Serenety legte eine lange Schachtel auf den Boden, zog die Schuhe aus und ging in die Knie. Zündet einige Räucherstäbchen an und betete kurz, ehe sie erneut auf die Beine kam, nach der Schachtel griff und betrat die eigentlichen Räumlichkeiten. Die Luft war frisch. Seren schritt über die Dealen, legte die Schachtel ab, in der sich das Schwert ihrer Familie befand und ging in Position. Sie begann mit Aufwärmübungen. Die Kampftechniken ihres Volkes waren geläufig, aber jede Familie hatte im laufe der Jahre eine ganz eigene Technik entwickelt, die auf Jahrhundert zurück zuführen war. Eigentlich hätte dies der Sohn der Familie lernen und weitergeben sollen, doch da die Familie Akaji keinen Männlichen Nachkommen besaß hatte Han es seiner Tochter weitergegeben. Unüblich für ihr Volk, welches in den meisten Frauen noch immer die Hausfrau sah und Mutter.

Seren legte die Hände aneinander und setzte ihr rechtes Bein ein Stück nach hinten. Ihr Körper gewann an Spannung. Sie war konzentriert, glitt nach vorn und ließ zuerst nur die Hände in den entsprechenden Bewegungen vor ihrem Körper kreisen, ehe dann auch Fußtritte folgten. Ihre Gedanken waren geordnet, ihr Körper im Einklang mit sich selbst. Es dauerte einige Minuten ehe, sie sich dazu entschloss eine der Stäbe, die an der Wand angebracht waren zu nutzen. Was dann folgte war ein Schlagabtausch, gegen einen unsichtbaren Gegner. Seren fixierte sich auf einen bestimmten Punkt. Ihre Kleidung flog um sie wie ihr Haar, welches geflochten war. Ihre Schritte folgten einem Rhythmus, denn nur sie zu kennen schien. Hier vergaß sie die Zeit und alles andere. Die Übungen erfüllten sie. Mittlerweile kam sie jeden Morgen hier her um zu Trainieren. Einen Ausgleich zu finden und es half.

- Onderon - Murata-Anwesen - Dojo - allein -

+++​

- Onderon - Murata-Anwesen - Wohnbereich - Räumlichkeiten - Sayaka -

Sayaka stand am Fenster und sah hinaus. Beobachtete ihren Zukünftigen Schwiegersohn, der beschäftigt zu sein schien. Die letzten Tage hatte sie Zeit gehabt ihn ausführlich zu beobachten und ihr war klar geworden, dass er trotz seines Fehlers ein Mensch war, der ein gutes Herz besaß. Ihre Beobachtungsgabe hatte ihr ebenso gezeigt, dass er sich noch immer nicht völlig über seinen Gefühlen im Klaren war. Aber bisher hatte sie sich Zeit gelassen, besonders, da sie hoffte, dass er selbst dahinter kam. Aber wie junge Männer so waren, brauchten sie meist noch länger. Also entschloss sie sich mit ihm zu sprechen.
Sayaka verließ das Haus und trat nach draußen. Toji saß unter einem Baum und schlief. Ein Lächeln lag auf den Lippen der älteren Frau als sie an ihn heran schritt.


„Ein wunderschöner Tag, denn man nicht verschlafen sollte, selbst dann nicht, wenn die Couch alles andere als bequem ist.“

Sie lächelte. Eine ungemeine Wärme lag in ihrem Gesicht als er die Augen öffnete. Sie deutet ihm sitzen zu bleiben, bat aber darum sich neben ihn setzten zu können.

„Förmlichkeiten sind für diesen Moment nicht so wichtig Toji. Die Schönheiten der Natur zu genießen ist dabei sehr viel angenehmer. Nun ich hatte Zeit dich zu beobachten und ich glaube der Zeitpunkt ist gekommen, um mit dir zu sprechen.“

Erneut lächelte sie und ließ ihren Blick auf seinem Gesicht ruhe. Er war jung und hübsch und würde gut zu ihrer Tochter passen. Aber er musste anfangen endlich sich selbst zu verstehen.

„Manchmal ist das Leben sonderbar. Besonders dann, wenn man sich nicht selbst versteht. Gefühle sind einzigartig. Manchmal kommen und gehen sie so schnell wie der Wind. Einige berühren einen nicht so sehr wie andere. Sich vor ihnen zu verstecken oder davon zu laufen hat zumeist wenig sinn, besonders weil sei einem folgen. Stets begegnet man ihnen wieder. Han hat mir viel erzählt und ich kenne deine Familie schon seit Jahren.“

Sie machte ein kurze Pause in der sich den Kopf leicht schräg legte.

„Liebe ist manchmal nicht sofort ersichtlich. In jungen Jahren glaubt man zu wissen was es bedeute zu lieben. Aber oft wird man eines besseren belehrt. Zu leugnen was man fühlt führt oft dazu dass Herzen gebrochen werden, besonders dass eigene. Du brauchst nichts sagen Toji, denn ich kann auch so sehen, was du empfindest.“

Wieder lächelte. Sein überraschtes Gesicht amüsierte sie ein wenig. Denn genau dies hatte sie hervorgesehen.

„Ich bin eine Frau Toji und ich sehe mehr, sehr viel mehr als ihr Männer. Wir beobachten und unsere Gabe besteht nicht darin zu kochen und für die Familie zu sorgen, sondern darin sie glücklich zu machen. Sieh dir die Vögel dort an. Wenn du acht gibst erkennst du wie wundervoll sie sich umsorgen. So sollte es auch bei uns sein. Du bist ebenfalls zum Teil ein wenig moderner aufgewachsen ebenso wie ich. Um seine Gefühle zu verstehen sollte man nach innen gehen. Sich selbst erforschen und ehrlich sein zu sich selbst. Was du suchst ist mittlerweile mehr als eine Frau für eine kurze Affäre nicht wahr? Zeiten ändern sich und damit auch die Ansprüche.“

Sie erhob sich, warte bis er es ihr gleich tat, was einen Moment Zeit kostete. Dann deutete sie ihm ein Stück mit ihr zu gehen.

„Ich will dir etwas zeigen.“

Sayaka lief einen Moment schweigend neben ihm her, bis zu einer Stelle vor einem Bet an dem sie stehen blieb. Dann ging sie leicht in die Knie und strich die Erde ein wenig zur Seite. Darunter kam eine kleine Pflanze zum Vorschein.

„Diese kleine Pflanze hier kann gut mit der Liebe vergleichen. Anfangs ist sie so kleine und erscheint einem unbedeutend, aber sie wächst. Mag sie auch jetzt noch schwach erscheinen wird sie mit der Zeit stärker. Die Liebe mag am Anfang auch nicht ersichtlich sein und vielleicht auch ebenso unbedeutend. Aber auch sie wächst, reift und wird stärker. Was daraus entstehen kann erkennt man erst dann, wenn man ihr eine Chance gibt. Deine Mutter und dein Vater haben dies getan und einige andre ebenso. Lass den Keim nicht ersticken, denn somit machst du dich noch unglücklicher wie du eh schon bist.“

Sayaka kam nach oben. Sie war ein Stück kleiner als er. Ihre braunen Augen ruhten auf den seinen und ihr lächeln brachte die Sonne zum erblassen.

- Onderon - Murata-Anwesen - Garten - ruhiges Plätzchen - Sayaka & Toji-
 
Zurück
Oben