Horatio
Gerissenster Strippenzieher der Galaxie
[: Polith-System | Thyferra | Xozhixi :||: Raumhafen | Landefeld :||: Horatio Kraym, Premier Dimodan und Oberste Händlerin Dofine; imperiale Delegation (darunter Lieutenant Governor Cain), republikanische Delegation (darunter Senator Moor und Senator Dumont), Soldaten der Imperialen Armee und Einheiten der planetaren Sicherheitskräfte in der Nähe :]
Einen Augenblick lang betrachteten sich die beiden erfahrenen Politiker gegenseitig mit maßvollem Blick. Dabei baute sich mehr und mehr eine Barriere des Schweigens zwischen ihnen auf. Hatte der imperiale Governor, Horatio Kraym I., am Ende wirklich die richtigen Worte gefunden? War genug Ehrlichkeit mitgeschwungen? Oder sahen der massige Chevin und dessen stille Begleiter eventuell irgendeinen heimtückischen Schachzug hinter der geäußerten Entschuldigung? Weil der Adlige mit der Zeit auf dem politischen Parkett zu einem echten Profi herangereift war, sah man ihm in diesem Moment nicht an, dass ihn die Spannung, die in seinem Inneren gerade munter gärte, auf absehbare Zeit zerreißen dürfte. Denn schon in diesem frühen, unscheinbaren Stadium der Nachverhandlungen konnte der Samen für Erfolg oder Misserfolg gelegt werden. Sollten sich die Gesandten der Neuen Republik tatsächlich aufgrund ihres Empfangs benachteiligt – oder sogar missachtet! – fühlen, dann rückte eine gemeinsame Einigung auf einen Schlag in weite, sehr weite Ferne.
Dröhnend, aber dennoch „freundlich“ klang die Stimme von Senator Moor als dieser letztendlich zu Horatio sagte: „Wir danken Ihnen im Namen des Senats und der Völker der Neuen Republik für Ihre freundliche Begrüßung und Ihr großzügiges Präsent, verehrter Governor Kraym. Und ich bin auch persönlich erfreut, Sie wiederzusehen.“ Nachdem dem Governor noch einmal die Begleiter des Chevin vorgestellt wurden, reichte ein Protokolldroide das Geschenk dem Delegationsführer, das im Gegenzug dem Gastgeber zustand. In einem feierlichen Tonfall sagte der Chevin dazu: „Im Namen des Kanzlers darf ich Ihnen diese Gabe überreichen, Governor: Quanatha-Tee, der auf der spärlichen Landmasse von Mon Calamari wächst. Eine überaus rare Kostbarkeit, von der pro Jahr nur wenige Kilogramm geerntet werden. Aeksar Quún übermittelt seine Grüße und hofft, dass dieses Stückchen seiner Heimatwelt Ihren Gefallen findet.“
„Ein betörender Duft“, gestand der Imperiale als zufällig ein Hauch seine Nase kitzelte. „In meinem ganzen Leben habe ich noch nicht solch eine Einmaligkeit riechen dürfen. Glauben Sie mir, Senator Moor, diesen Tee werde ich bis aufs Sterbebett in Ehren halten. … Bitte sprechen Sie Ihrem Kanzler meinen Dank für diese Höflichkeit aus.“
Überaus sorgsam verschloss man das Präsent, das in einem tönernen Gefäß ruhte, wieder. Doch der Duft, der bis zu diesem Zeitpunkt in die schwüle, fast schon stehende Luft Thyferras entwischt war, blieb ihnen noch ein ganzes Weilchen erhalten und berauschte – mal mehr, mal weniger stark – die anwesenden Delegierten beider Seiten. Horatio, der nun die erste Hürde überwunden glaubte, fasste sich innerlich auch wieder. Dehsalb kehrte er auch mehr und mehr zu seiner gewohnten Mentalität zurück: Dem selbstsicheren Dompteur in einer Manage voller Raubtiere. Jedoch hatte Vilnok Moor noch einen Trumpf im Ärmel, der den Governor überraschen sollte. Just in dem Augenblick nämlich als der menschliche Verwalter der republikanischen Delegation gerade einen schönen Aufenthalt im „Old Imperia“ wünschen und sie zum Bankett für diesen Abend einladen wollte, ergriff der Chevin noch einmal das Wort. Neugierig schwirrten mehrere Cam-Droiden um das ziemlich ungleiche Paar herum als der Senator einen weiteren Gegenstand zückte.
Mit dem richtigen Maß an Höflichkeit sagte der Delegierte der Neuen Republik: „Erlauben Sie mir, Ihnen auch in eigener Sache eine kleine Aufmerksamkeit zu überreichen:Ich glaube, Sie kennen und schätzen den Künstler. Die Miniatur ist natürlich weniger imposant als 'Kaschyyyks stählernes Relikt', aber Ethea Caileta Nynies Pinselstrich ist unverkennbar, finden Sie nicht? Ich hoffe, Sie werden einen angemessenen Platz dafür finden.“
Ein schiefes Schmunzeln zierte für einen flüchtigen Herzschlag das Gesicht des Adligen. In der Tat hatte ihn sein Gegenüber mit diesem unerwarteten Präsent eiskalt erwischt. Natürlich war die kleine Vernissage, der er vor einigen Wochen beigewohnt hatte, öffentlich gewesen. Quellia El'jai Marnel, die vermögende Initiatorin, hatte nicht nur namhafte Persönlichkeiten wie den Governor eingeladen gehabt, sondern auch ausgewählten Medienvertretern den Zutritt ermöglicht, aber dass irgendwer in der Neuen Republik davon tatsächlich Notiz genommen haben soll, erstaunte ihn nun doch. Obwohl – oder gerade weil – er so überrumpelt worden war, befasste sich sein Bewusstsein erst einmal mehr mit dem Gegenstand an sich als mit irgendwelchen möglichen Hintergedanken, die dieses Geschenk unwillkürlich aufwarf. Was sollte er dazu sagen? Behutsam nahm er das handliche Bild in Empfang.
„Ich muss gestehen, ich bin erst kürzlich auf Nynies Arbeiten aufmerksam geworden“, entgegnete er im gefassten Tonfall. „Trotzdem haben Sie selbstverständlich Recht. Solch ein Kunstwerk wird in meiner privaten Sammlung natürlich einen angemessenen Platz finden.“ Erneut lächelte er – dieses Mal aber mehr für die Cam-Droiden. Dann, höchstens fünf, sechs Sekunden später, kehrte er wieder zum angedachten Ablauf dieses Empfangs zurück. Zumal sich am Himmel schon das nächste Schiff abzeichnete. „Jedoch möchte ich Sie nicht länger in dieser Schwüle hinhalten, Senator. Für Sie und Ihre Delegation hat man im 'Old Imperia', Xozhixis bestes Hotel, erst vor wenigen Stunden ein paar exklusive Suiten herrichten lassen. Nach dem langen, anstrengenden Flug hierher möchten Sie sich bestimmt einen Moment ausruhen; akklimatisieren. Deshalb schlage ich ungeniert vor: Vertagen wir dieses Gespräch doch auf heute Abend zum Bankett.“
Freundlich – und vor allem kamerawirksam – schüttelten sich die Angehörigen beider Delegationen noch einmal demonstrativ die Hände. Ja, auf der „Reliant“ und auf Umbara hatte man gewiss schon ähnliche Bilder gesehen, aber da der Zustand des großen Friedens noch immer neu für diese Galaxie war, konnte man sich daran anscheinend noch nicht satt sehen. Genau wie Luura Dofine und deren klitzekleiner Stab zuvor, stiegen nun auch die Gesandten der Neuen Republik sowie deren größeres Gefolge in die wartenden Gleiterlimousinen, um anschließend – in Begleitung der Sicherheitskräfte – in Xozhixis beschauliche Innenstadt zu fliegen. Dort würden sie sich dann – so wie alle anderen Teilnehmer dieses diplomatischen Ereignisses auch – in teure Suiten einmieten, sich ausruhen oder auf das abendliche Bankett im hiesigen Gouverneurspalast vorbereiten. Nein, um den Erfolg dieser Nachverhandlungen zu gewährleisten und das eigene Regime von der besten Seite zu zeigen, würde das Galaktische Imperium an diesem ersten Tag nichts unversucht lassen.
Beim Empfang der Repräsentanten verschiedener, großer Unternehmungen – unter anderem Sienar Fleet Systems und Kuat Drive Yards – war für den unbedarften Zuschauer kaum ein Unterschied zu den Begrüßungen auszumachen, die man davor gesehen hatte. Mit freundlichen Mienen empfingen Thyferras amtierender Statthalter, dessen neue Stellvertreterin sowie der derzeitige Premierminister die einzelnen Delegationen, überreichten Präsente – jeweils eine Bacta-Ampulle und teuren Stoff – und verwiesen sie anschließend an das „Old Imperia“, wo das ganze Personal natürlich schon voller Freude auf die jeweiligen Gäste warte. Obwohl sich die imperialen Gastgeber bei diesem Spektakel außerordentlich Mühe gaben, konnte man trotz allem kleine, feine Unterschiede bei der Behandlung der einzelnen Vertreter erkennen – sofern man die ganze Zeit über aufmerksam zuschaute. Aviendha Cain schickte man beispielsweise stets dann voraus, wenn der Betreffende keine großes Ansehen in der Galaxie genoss.
Derweil Horatio also als erster die Hand von Rüstmeister Oret Quamar, einem Manager von Sienar Fleet System und zudem ein Schoßhündchen Seiner Majestät, schüttelte, hatte sich die Bakuranerin mit kleinen Lichtern wie der „Expansionist Oligarchie“, „VargeCorp“, „Rothana Havy Engineering“ oder „Viraxo Industries“ zu tun. Weil zu allem Überfluss noch immer auf dem gesamten Landefeld kein laues Lüftchen aufgekommen war, klebte die Kleidung inzwischen an ihren Körpern. Zwar war es noch nicht so schlimm, dass man sich in der Öffentlichkeit gar nicht mehr zeigen konnte, aber im Gegensatz zu dem Erscheinen, das sie zu Beginn des Empfangs gehabt hatten, hatte sich schon eine gewisse Liederlichkeit – ungewollt – eingeschlichen. Innerlich verfluchte der Governor immer mehr den thyferrianischen Hochsommer. Wann normalisierten sich die Temperaturen bloß wieder?
Quamar, der den Blick kurz mit gelangweilter Miene über die ebene Fläche hatte schweifen lassen, sagte abschließend zu dem adligen Verwalter: „Schön haben Sie es hier, Governor. Die frische Luft; das warme Wetter. Ja, hier kann man es tatsächlich aushalten.“ Theatralisch atmete der Manager ein und wieder aus. Danach musterte er seinen Gegenüber umso eindringlicher: „Wissen Sie, Governor, hätte Thyferra die richtige Infrastruktur für die Produktion von Sternjägern, ich wäre wohl hier, um auf der Stelle über einen geeigneten Standort einer Sienar-Anlage zu sprechen … anstatt mich bloß mit einer Ausschreibung zu beschäftigen. Verstehen Sie mich nicht falsch, Sir. Es hat mich wirklich in Verzücken versetzt als ich von den nahen Plänen, die 'Imperial Bacta' hegt, hörte. Jedoch verlangt unsere Wirtschaft mehr – insbesondere bei Unternehmungen dieser Größe!“
„Nun, Rüstmeister“, entgegnete Horatio sogleich. „Bestimmt lassen sich in den nächsten Tagen der eine oder andere Anlass finden, um über solche Dinge zu reden. Ich habe zwar größtes Vertrauen in den momentanen Vorstand von 'Imperial Bacta', aber trotz allem wird man ein offenes Ohr für einen Experten – wie Sie einer sind – haben. Da bin ich mir sicher.“
Der Mensch, den man im Dunstkreis von Imperator Allegious wähnte, lachte hell auf und bedankte sich anschließend in aller Höflichkeit für das Kompliment. Schon oft haben kleinere Firmen ihn um Rat gebeten, gestand er dem Verwalter und streckte dabei voller Stolz die Brust heraus, und weil er auf diese Weise die Neue Ordnung unterstütze, habe man ihn nicht nur in den berühmten Imperialen Ritterorden aufgenommen, sondern relativ schnell zu einem „Meister“ ernannt. Dabei deutete er mit einer einstudierten Handbewegung auf die glänzende, polierte Auszeichnung, die – unübersehbar – um seinen Hals hing. Premier Dimodan, der sich die meiste Zeit eher wie die zweite Geige vorkam, übernahm exakt in dem Moment den Manager, der gut Mitte vierzig war und am Haaransatz schon ein leichtes Grau besaß, als sich die nächsten Repräsentanten von Lieutenant Governor Cain lösten.
Ein Pantoraner, wohl genährt und zudem aufgrund der teuren Kleider, die er am Leib trug, offenbar recht vermögend, ging an der Seite einer altbekannten Rothaarigen (Alaine Aren) auf den Governor zu. Freundlich lächelte die blauhäutige Gestalt, strich sich eher beiläufig über den gepflegten Bart, der sein Gesicht zierte, und sagte dann sofort zu Horatio: „Governor Kraym, es ist mir eine Ehre Sie endlich persönlich treffen zu dürfen.“ Eine bescheidene Verbeugung folgte daraufhin. „Klai Qui-Xot mein Name. 'Viraxo Industries', ein Unternehmen für allerhand Transportangelegenheiten am Rande des Galaktischen Imperiums, ist mein Auftraggeber. … Ach, und darf ich Ihnen meine entzückende Begleiterin vorstellen: Lady Alaine Aren.“
„Mister Qui-Xot, die Ehre ist ganz meinerseits“, sagte er daraufhin als Entgegnung und wandte sich danach sogleich an die Corellianerin. „Lady Aren, schön Sie wiederzusehen...“
Einen Augenblick lang betrachteten sich die beiden erfahrenen Politiker gegenseitig mit maßvollem Blick. Dabei baute sich mehr und mehr eine Barriere des Schweigens zwischen ihnen auf. Hatte der imperiale Governor, Horatio Kraym I., am Ende wirklich die richtigen Worte gefunden? War genug Ehrlichkeit mitgeschwungen? Oder sahen der massige Chevin und dessen stille Begleiter eventuell irgendeinen heimtückischen Schachzug hinter der geäußerten Entschuldigung? Weil der Adlige mit der Zeit auf dem politischen Parkett zu einem echten Profi herangereift war, sah man ihm in diesem Moment nicht an, dass ihn die Spannung, die in seinem Inneren gerade munter gärte, auf absehbare Zeit zerreißen dürfte. Denn schon in diesem frühen, unscheinbaren Stadium der Nachverhandlungen konnte der Samen für Erfolg oder Misserfolg gelegt werden. Sollten sich die Gesandten der Neuen Republik tatsächlich aufgrund ihres Empfangs benachteiligt – oder sogar missachtet! – fühlen, dann rückte eine gemeinsame Einigung auf einen Schlag in weite, sehr weite Ferne.
Dröhnend, aber dennoch „freundlich“ klang die Stimme von Senator Moor als dieser letztendlich zu Horatio sagte: „Wir danken Ihnen im Namen des Senats und der Völker der Neuen Republik für Ihre freundliche Begrüßung und Ihr großzügiges Präsent, verehrter Governor Kraym. Und ich bin auch persönlich erfreut, Sie wiederzusehen.“ Nachdem dem Governor noch einmal die Begleiter des Chevin vorgestellt wurden, reichte ein Protokolldroide das Geschenk dem Delegationsführer, das im Gegenzug dem Gastgeber zustand. In einem feierlichen Tonfall sagte der Chevin dazu: „Im Namen des Kanzlers darf ich Ihnen diese Gabe überreichen, Governor: Quanatha-Tee, der auf der spärlichen Landmasse von Mon Calamari wächst. Eine überaus rare Kostbarkeit, von der pro Jahr nur wenige Kilogramm geerntet werden. Aeksar Quún übermittelt seine Grüße und hofft, dass dieses Stückchen seiner Heimatwelt Ihren Gefallen findet.“
„Ein betörender Duft“, gestand der Imperiale als zufällig ein Hauch seine Nase kitzelte. „In meinem ganzen Leben habe ich noch nicht solch eine Einmaligkeit riechen dürfen. Glauben Sie mir, Senator Moor, diesen Tee werde ich bis aufs Sterbebett in Ehren halten. … Bitte sprechen Sie Ihrem Kanzler meinen Dank für diese Höflichkeit aus.“
Überaus sorgsam verschloss man das Präsent, das in einem tönernen Gefäß ruhte, wieder. Doch der Duft, der bis zu diesem Zeitpunkt in die schwüle, fast schon stehende Luft Thyferras entwischt war, blieb ihnen noch ein ganzes Weilchen erhalten und berauschte – mal mehr, mal weniger stark – die anwesenden Delegierten beider Seiten. Horatio, der nun die erste Hürde überwunden glaubte, fasste sich innerlich auch wieder. Dehsalb kehrte er auch mehr und mehr zu seiner gewohnten Mentalität zurück: Dem selbstsicheren Dompteur in einer Manage voller Raubtiere. Jedoch hatte Vilnok Moor noch einen Trumpf im Ärmel, der den Governor überraschen sollte. Just in dem Augenblick nämlich als der menschliche Verwalter der republikanischen Delegation gerade einen schönen Aufenthalt im „Old Imperia“ wünschen und sie zum Bankett für diesen Abend einladen wollte, ergriff der Chevin noch einmal das Wort. Neugierig schwirrten mehrere Cam-Droiden um das ziemlich ungleiche Paar herum als der Senator einen weiteren Gegenstand zückte.
Mit dem richtigen Maß an Höflichkeit sagte der Delegierte der Neuen Republik: „Erlauben Sie mir, Ihnen auch in eigener Sache eine kleine Aufmerksamkeit zu überreichen:Ich glaube, Sie kennen und schätzen den Künstler. Die Miniatur ist natürlich weniger imposant als 'Kaschyyyks stählernes Relikt', aber Ethea Caileta Nynies Pinselstrich ist unverkennbar, finden Sie nicht? Ich hoffe, Sie werden einen angemessenen Platz dafür finden.“
Ein schiefes Schmunzeln zierte für einen flüchtigen Herzschlag das Gesicht des Adligen. In der Tat hatte ihn sein Gegenüber mit diesem unerwarteten Präsent eiskalt erwischt. Natürlich war die kleine Vernissage, der er vor einigen Wochen beigewohnt hatte, öffentlich gewesen. Quellia El'jai Marnel, die vermögende Initiatorin, hatte nicht nur namhafte Persönlichkeiten wie den Governor eingeladen gehabt, sondern auch ausgewählten Medienvertretern den Zutritt ermöglicht, aber dass irgendwer in der Neuen Republik davon tatsächlich Notiz genommen haben soll, erstaunte ihn nun doch. Obwohl – oder gerade weil – er so überrumpelt worden war, befasste sich sein Bewusstsein erst einmal mehr mit dem Gegenstand an sich als mit irgendwelchen möglichen Hintergedanken, die dieses Geschenk unwillkürlich aufwarf. Was sollte er dazu sagen? Behutsam nahm er das handliche Bild in Empfang.
„Ich muss gestehen, ich bin erst kürzlich auf Nynies Arbeiten aufmerksam geworden“, entgegnete er im gefassten Tonfall. „Trotzdem haben Sie selbstverständlich Recht. Solch ein Kunstwerk wird in meiner privaten Sammlung natürlich einen angemessenen Platz finden.“ Erneut lächelte er – dieses Mal aber mehr für die Cam-Droiden. Dann, höchstens fünf, sechs Sekunden später, kehrte er wieder zum angedachten Ablauf dieses Empfangs zurück. Zumal sich am Himmel schon das nächste Schiff abzeichnete. „Jedoch möchte ich Sie nicht länger in dieser Schwüle hinhalten, Senator. Für Sie und Ihre Delegation hat man im 'Old Imperia', Xozhixis bestes Hotel, erst vor wenigen Stunden ein paar exklusive Suiten herrichten lassen. Nach dem langen, anstrengenden Flug hierher möchten Sie sich bestimmt einen Moment ausruhen; akklimatisieren. Deshalb schlage ich ungeniert vor: Vertagen wir dieses Gespräch doch auf heute Abend zum Bankett.“
Freundlich – und vor allem kamerawirksam – schüttelten sich die Angehörigen beider Delegationen noch einmal demonstrativ die Hände. Ja, auf der „Reliant“ und auf Umbara hatte man gewiss schon ähnliche Bilder gesehen, aber da der Zustand des großen Friedens noch immer neu für diese Galaxie war, konnte man sich daran anscheinend noch nicht satt sehen. Genau wie Luura Dofine und deren klitzekleiner Stab zuvor, stiegen nun auch die Gesandten der Neuen Republik sowie deren größeres Gefolge in die wartenden Gleiterlimousinen, um anschließend – in Begleitung der Sicherheitskräfte – in Xozhixis beschauliche Innenstadt zu fliegen. Dort würden sie sich dann – so wie alle anderen Teilnehmer dieses diplomatischen Ereignisses auch – in teure Suiten einmieten, sich ausruhen oder auf das abendliche Bankett im hiesigen Gouverneurspalast vorbereiten. Nein, um den Erfolg dieser Nachverhandlungen zu gewährleisten und das eigene Regime von der besten Seite zu zeigen, würde das Galaktische Imperium an diesem ersten Tag nichts unversucht lassen.
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Beim Empfang der Repräsentanten verschiedener, großer Unternehmungen – unter anderem Sienar Fleet Systems und Kuat Drive Yards – war für den unbedarften Zuschauer kaum ein Unterschied zu den Begrüßungen auszumachen, die man davor gesehen hatte. Mit freundlichen Mienen empfingen Thyferras amtierender Statthalter, dessen neue Stellvertreterin sowie der derzeitige Premierminister die einzelnen Delegationen, überreichten Präsente – jeweils eine Bacta-Ampulle und teuren Stoff – und verwiesen sie anschließend an das „Old Imperia“, wo das ganze Personal natürlich schon voller Freude auf die jeweiligen Gäste warte. Obwohl sich die imperialen Gastgeber bei diesem Spektakel außerordentlich Mühe gaben, konnte man trotz allem kleine, feine Unterschiede bei der Behandlung der einzelnen Vertreter erkennen – sofern man die ganze Zeit über aufmerksam zuschaute. Aviendha Cain schickte man beispielsweise stets dann voraus, wenn der Betreffende keine großes Ansehen in der Galaxie genoss.
Derweil Horatio also als erster die Hand von Rüstmeister Oret Quamar, einem Manager von Sienar Fleet System und zudem ein Schoßhündchen Seiner Majestät, schüttelte, hatte sich die Bakuranerin mit kleinen Lichtern wie der „Expansionist Oligarchie“, „VargeCorp“, „Rothana Havy Engineering“ oder „Viraxo Industries“ zu tun. Weil zu allem Überfluss noch immer auf dem gesamten Landefeld kein laues Lüftchen aufgekommen war, klebte die Kleidung inzwischen an ihren Körpern. Zwar war es noch nicht so schlimm, dass man sich in der Öffentlichkeit gar nicht mehr zeigen konnte, aber im Gegensatz zu dem Erscheinen, das sie zu Beginn des Empfangs gehabt hatten, hatte sich schon eine gewisse Liederlichkeit – ungewollt – eingeschlichen. Innerlich verfluchte der Governor immer mehr den thyferrianischen Hochsommer. Wann normalisierten sich die Temperaturen bloß wieder?
Quamar, der den Blick kurz mit gelangweilter Miene über die ebene Fläche hatte schweifen lassen, sagte abschließend zu dem adligen Verwalter: „Schön haben Sie es hier, Governor. Die frische Luft; das warme Wetter. Ja, hier kann man es tatsächlich aushalten.“ Theatralisch atmete der Manager ein und wieder aus. Danach musterte er seinen Gegenüber umso eindringlicher: „Wissen Sie, Governor, hätte Thyferra die richtige Infrastruktur für die Produktion von Sternjägern, ich wäre wohl hier, um auf der Stelle über einen geeigneten Standort einer Sienar-Anlage zu sprechen … anstatt mich bloß mit einer Ausschreibung zu beschäftigen. Verstehen Sie mich nicht falsch, Sir. Es hat mich wirklich in Verzücken versetzt als ich von den nahen Plänen, die 'Imperial Bacta' hegt, hörte. Jedoch verlangt unsere Wirtschaft mehr – insbesondere bei Unternehmungen dieser Größe!“
„Nun, Rüstmeister“, entgegnete Horatio sogleich. „Bestimmt lassen sich in den nächsten Tagen der eine oder andere Anlass finden, um über solche Dinge zu reden. Ich habe zwar größtes Vertrauen in den momentanen Vorstand von 'Imperial Bacta', aber trotz allem wird man ein offenes Ohr für einen Experten – wie Sie einer sind – haben. Da bin ich mir sicher.“
Der Mensch, den man im Dunstkreis von Imperator Allegious wähnte, lachte hell auf und bedankte sich anschließend in aller Höflichkeit für das Kompliment. Schon oft haben kleinere Firmen ihn um Rat gebeten, gestand er dem Verwalter und streckte dabei voller Stolz die Brust heraus, und weil er auf diese Weise die Neue Ordnung unterstütze, habe man ihn nicht nur in den berühmten Imperialen Ritterorden aufgenommen, sondern relativ schnell zu einem „Meister“ ernannt. Dabei deutete er mit einer einstudierten Handbewegung auf die glänzende, polierte Auszeichnung, die – unübersehbar – um seinen Hals hing. Premier Dimodan, der sich die meiste Zeit eher wie die zweite Geige vorkam, übernahm exakt in dem Moment den Manager, der gut Mitte vierzig war und am Haaransatz schon ein leichtes Grau besaß, als sich die nächsten Repräsentanten von Lieutenant Governor Cain lösten.
Ein Pantoraner, wohl genährt und zudem aufgrund der teuren Kleider, die er am Leib trug, offenbar recht vermögend, ging an der Seite einer altbekannten Rothaarigen (Alaine Aren) auf den Governor zu. Freundlich lächelte die blauhäutige Gestalt, strich sich eher beiläufig über den gepflegten Bart, der sein Gesicht zierte, und sagte dann sofort zu Horatio: „Governor Kraym, es ist mir eine Ehre Sie endlich persönlich treffen zu dürfen.“ Eine bescheidene Verbeugung folgte daraufhin. „Klai Qui-Xot mein Name. 'Viraxo Industries', ein Unternehmen für allerhand Transportangelegenheiten am Rande des Galaktischen Imperiums, ist mein Auftraggeber. … Ach, und darf ich Ihnen meine entzückende Begleiterin vorstellen: Lady Alaine Aren.“
„Mister Qui-Xot, die Ehre ist ganz meinerseits“, sagte er daraufhin als Entgegnung und wandte sich danach sogleich an die Corellianerin. „Lady Aren, schön Sie wiederzusehen...“
[: Polith-System | Thyferra | Xozhixi :||: Raumhafen | Landefeld :||: Horatio Kraym, Premier Dimodan, Klai Qui-Xot und Lady Aren; imperiale Delegation (darunter Lieutenant Governor Cain), Soldaten der Imperialen Armee, zwei B-Zwei Kampfdroiden (Leibwächter mit dem Logo von „Viraxo Industries“) und Einheiten der planetaren Sicherheitskräfte in der Nähe :]
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