Tirahnn

[Innerer Rand | Zeemacht-Sternhaufen | Tirahnn | Tirahnn (Stadt) | Alte Strickerei | Haleths Arbeitszimmer] Simone Camille Favreau, Arda Targon, Aram (NSC), Janan Kis'hor (NSC), Mellah Amroth, Ilanit

Ein wenig war Arda von sich selbst überrascht und es dauerte eine Weile, bis ihr die Tragweite dessen, was sie vorgeschlagen hatte, bewusst wurde. Nie hätte sich die ehemalige Polizistin einmal vorstellen, einen Terroranschlag – oder einen Akt der Sabotage, wenn man es etwas euphemistischer ausdrücken wollte – zu planen. Im Gegenteil, sie hatte einst einen Eid geleistet und war dazu ausgebildet worden, genau solche Ereignisse zu verhindern, wenn nötig ihr Leben für die Sicherheit ihrer Mitbürger zu riskieren oder sogar zu opfern. Und jetzt? Jetzt sann sie getarnt hinter der Fassade einer wohltätigen Einrichtung zusammen mit anderen Widerständlern darüber nach, wie sie der Infrastruktur der Hauptstadt von Tirahnn möglichst viel und möglichst spektakulären Schaden zufügen konnte. Sicher, sie alle dachten auch darüber nach, Leid von Unbeteiligten abzuwenden. Das hier war kein blindwütiges Morden, kein stumpfes Zuschlagen gegen alles und jeden, sondern ein präziser, sauberer Angriff. Aber dennoch, das flaue Gefühl im Magen blieb. War es richtig, was sie taten? War es die Folgen für sie selbst und, was noch wichtiger war, für andere, wert? Das Imperium durfte unter keinen Umständen ungestört auf Tirahnn schalten und walten, doch auf keinen Fall durfte der Widerstand jene feine moralische Grenze überschreiten, bei der aus legitimem Kampf gegen Tyrannei und Unrecht selbst Unrecht wurde. Diese moralischen Fragen wogen schwer und Arda blickte nachdenklich drein, so war sie froh, als Ilanit sich mit seiner grollenden, schnurrenden Stimme zu Wort meldete und auf praktische Probleme hinwies, die ihr Plan mit sich brachte. Aufmerksam hörte die dunkelhäutige Frau zu und sie nickte schließlich. Es stimmte, die Tarnung von Simone Favreau war in diesem Szenario ebenso gefährdet wie der Betrieb der Suppenküche und des Asyls. Beides waren für das Fortleben Tirahnns wichtige Elemente, die man nicht leichtfertig aufgeben durfte. Dieser Ansicht war auch Mellah, die Ärztin wirkte etwas unsicher und räusperte sich, bevor sie um Erlaubnis bat, sich zu äußern. Arda nickte und lächelte ihr ermutigend zu, sie hatte ein Recht, ihre Meinung zu äußern, und auch die anderen hatten keine Einwände. Dr. Amroth unterstrich die Bedeutung der Strickerei und auch von Simone Favreau selbst, und Arda strich sich nachdenklich übers Kinn, bevor sie leicht den Kopf hob.


„Das sind berechtigte Einwände. Danke, dass Sie den Mut finden, offen zu uns zu sprechen, Mellah. Jede Idee und jeder Beitrag ist wichtig, selbst wenn sie später verworfen werden sollten. Die Imperialen mögen die Straßen beherrschen, aber nicht unsere Köpfe. Was die konkreten Punkte angeht...“


Arda machte eine kurze Pause, um ihre Gedanken zu ordnen, und sah zu Simone Favreau. Es stimmte, die ehemalige Ministerin war zu wichtig, um sie überstürzt und riskant ins Spiel zu bringen. Sie mussten langfristig denken, in Monaten und Jahren, der Kampf um Tirahnns Freiheit würde weder kurz noch leicht werden. Aber er war notwendig und sie konnten Blut und Zeit sparen, wenn sie es richtig angehen.


„Bitte entschuldigt. Die Aussicht auf einen so symbolträchtigen Schlag hat mich zu weit denken lassen, glaube ich. Momentan fliegen wir noch unter dem imperialen Radar und diesen Vorteil sollten wir nicht überhastet aus der Hand geben. Vielleicht wäre es wirklich besser, Sie mit der Aktion noch nicht in Verbindung zu bringen, Madame Favreau, und eine allgemeine Botschaft an das Volk von Tirahnn zu senden. Es genügt, dass unsere Mitbürger wissen, dass es uns gibt und sie nicht allein sein. Ich frage mich, wie so etwas aussehen könnte...Reden sind leider nicht meine Stärke.“


Ein wenig bedröppelt senkte die ehemalige Polizistin den Kopf und war im Grunde froh, dass in diesem Moment Mellahs Komlink ertönte. Die Ärztin schien eine wichtige Botschaft erhalten zu haben, bestimmt wegen ihrer Familie, und sie errötete aufgeregt und bat darum, aufbrechen zu dürfen. Arda hielt einen Moment, dann trat sie näher an die andere Frau heran, drückte sie kurz und lächelte zuversichtlich.


„Passen Sie gut auf sich auf, Mellah. Wír brauchen Leute wie Sie...und alles Gute für Ihre Familie. Ich...ich bin mir sicher, Sie werden sie bald wiedersehen. Auf einem freien Tirahnn.“


Ihre Worte kamen von Herzen und ein wenig verlegen räusperte sich nun die ehemalige Polizistin, trat einen Schritt zurück und blickte fragend zu Simone Favreau. Es war nun an ihr, das weitere Vorgehen zu bestimmen.


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[Zeemacht-Cluster :: Tirahnn :: Tirahnn-City :: Raumhafen :: Privatdock :: An Bord der Condor/Nashanas Suite] Nashana, Jayantu Ryn Jaso

Die Zeltron lächelte... strahlte beinahe ... machte sie sich lustig oder fühlte sie sich gut? Nashana wollte das sie sich gut fühlte, dieses Gesicht faszinierte sie, zog sie geradezu in einen Bann. Alles schien in Zeitlupe abzulaufen während ihr Kreislauf unweigerlich mehr und mehr in Wallung geriet. Es war als kämpften mehrere verschiedene Bedürfnisse um die Vorherrschaft in Nashanas Kopf und - es ließ sich schlecht leugnen - die Republikanische Rothaut gehörte definitiv dazu. Dennoch sprach ihr die Vernunft dagegen... egal wie sehr sich Nashana in den Gesichtszügen verlor, den letzten Absprung wollte sie nicht nehmen... wobei von wollen konnte keine Rede sein, da war diese miese kleine Idealistin die alles zurückhielt was jemals Spaß gemacht hatte. Was war denn schon dabei wenn sie jetzt aufstand und ihr Glück einfach versuchte! Was sollte denn schon schiefgehen?

Plötzlich veränderte sich das Äußere der Zeltron, fast wie bei einem Chamäleon verfärbte sich die Haut der Frau, der tiefdunkle Rotton verblasste nach und nach. Absolut fasziniert konnte die Togruta den Blick nicht von dem Phänomen lösen, eigentlich konnte sie sich der Aura ihrer Gegenüber so oder so nicht entziehen aber diese offensichtliche Physische Veränderung weckte zu allem anderen an Gefühlen die sie umschwirrten von allem die Neugier des Raubtiers... ob Zeltron wohl ihren Geschmack veränderten wenn sie ihre Farbe wechselten? Aber warum sollte man Zeltron essen... man sollte viel eher mit ihnen spielen... vielleicht reichte ja auch ein Biss aus? Die plötzliche Annäherung von Jayantu ließ Nashana beinahe die Flucht nach hinten übers Bett antreten, sie kam freiwillig näher, von sich aus, ihre Stimme war wohltuend melodisch, beinahe so als könnte man sie sich wie einen warmen Mantel überstreifen. Es kostete auffällig viel Willenskraft und Konzentration um zu erfassen was die Agentin sagte, während sie Nashana mit diesen unendlichen Augen fokussierte.

Eine Panikattacke! Natürlich hatte sie eine Panikattacke gehabt! Und daran war die Zeltron Schuld! Und dieser Scheißkerl von Derek! Und ganz vor allem dieser Arsch von einem Agenten Arkadi Duval! Er hatte sie umgebracht... sie ertrinken lassen, ihr gezeigt wie wenig sie ihrem eigenen Staat trauen konnte und jetzt setzte man ihr erneut so ein Biest des Republikanischen Geheimdienstes vor! Eine Schönheit... eine Meisterin der Verführung... oh mein Gott wieso verspürte sie nur diesen Drang den Hand nach Jays Gesicht auszustrecken... Jay... viel schneller und eingänglicher als Jayantu! Soviel stand auf jeden Fall fest. Sie hatte sich also doch ihren Fähigkeiten bedient um Nashanas Panikattacke einzudämmen? Seltsam, sie fühlte sich zwar eigenartig aber die Fachliteratur hatte unrecht damit gehabt dass man sich wie auf einem Tripp fühlte denn Nashana fühlte sich gut. Frost?! Was sollte sie denn mit Frost?! Blöde Geheimdienstlerin...

Der Druck in ihrem Kopf ließ langsam nach doch das Angebot der Agentin brach das letzte bisschen Selbstkontrolle das die Mental ausgelaugte Togruta in diesem Moment übrig hatte. Aus einer Laune heraus schnellte Nashana nach vorne und küsste die Zeltron, ohne darüber groß nachzudenken folgte ihr Körper und damit landete Nashana Delentes der Länge nach auf Jayantu Ryn Jaso, bevor sich die Senatorin schließlich geschockt hoch drückte und etwas panisch entsetzt ihrer Liaison-Offizierin in die Augen schaute.
"Es ... ich meine ich ... es tut mir leid ich... sie sollten jetzt gehen. Wir haben ... haben ja alles wesentliche besprochen."

[Zeemacht-Cluster :: Tirahnn :: Tirahnn-City :: Raumhafen :: Privatdock :: An Bord der Condor/Nashanas Suite] Nashana, Jayantu Ryn Jaso
 
[Zeemacht-Cluster :: Tirahnn :: Tirahnn-City :: Raumhafen :: Privatdock :: An Bord der Condor/Nashanas Suite] Nashana, Jayantu Ryn Jaso

Die Gedanken schienen sich in der Togruta zu überschlagen, so schnell bewegten sich die Pupillen in ihren Augen , dass ihre Gesichtszüge kaum in der Lage waren zu folgen. Ihre Gefühle taten es ihr gleich denn sie schlugen der Zeltron mit Macht in stürmischen Wellenbewegungen entgegen.

Verwunderung, Wut, Angst, Begehren, Rache, Trauer, Verzweiflung, Neugier, Verletzlichkeit, Angriffslust, Müdigkeit, Verlangen und Sehnsucht jagten sich in einem wilden Durcheinander… all das hämmerte in einem rasenden Stakkato frontal auf Jayantu ein.

Die Panikattacke war zwar vorüber doch jetzt sortierten und sammelten sich die Gedanken und Gefühle neu in der Togruta. Sie erkannte in welcher Lage sie war, und focht einen stillen Kampf in sich selbst um Klarheit zu erlangen. Jay musste sich am Bettrand abstützen, um dieser Gefühlsattacke, der sie nichts entgegensetzte, standzuhalten, ein leiser Seufzer folgte einem kurzen Atem holen.

Währenddessen hatte die Senatorin ihr Gegenüber die ganze Zeit fest im Blick, ihre Augen starrten die Zeltron wie in einer Art Hypnose an. Sie schien diesen inneren Konflikt mit sich auszufechten, und konnte dennoch dabei nicht die Augen von der jungen Geheimdienstlerin lassen. Es sprach so Vieles aus diesem Blick.

Jay behielt den physischen Abstand bei und ließ der Senatorin die Zeit, die sie brauchte wieder zu sich zu finden. Sich wieder in den Griff zu bekommen. Sie spürte, dass es das war was die junge Togruta brauchte und suchte, oder doch nicht? Brauchte sie tatsächlich Kontrolle? Oder brauchte sie etwas ganz Anderes?!

Da waren noch weitere starke Emotionen. Möglicherweise hatte sie diese sozusagen als Nebeneffekt ausgelöst. Jay versuchte ihre eigene Atmung ruhig zu halten. Es gelang ihr nur mässig. Die ungewohnte Nähe zu Nashana Delentes und die Stärke der Emotionen, Nashana s Empfindungen, die auf sie, nein förmlich in sie eindrangen konnte sie nicht ignorieren. Nicht unbeachtet lassen. Alle ihre Sinne waren hellwach und erweckten Ihr Innerstes Verlangen zum Leben. Die Attraktivität und die Anziehungskraft der Togruta taten ein Übriges.

Dennoch hielt Jayantu sich zurück, verharrte in ihrer Position. Versuchte mit aller Kraft sich dieser Gravitation zu entziehen. Emotional und körperlich. Dieser Blick und diese hypnotischen Augen in diesem für die Zeltron exotisch-fein gezeichnetem Gesicht, welches eine ganze Farbpallette an Widersprüchlichkeiten in sich barg und ihr ohne Zögern offenbart hatte.

In diesen Augenblicken, die sich wie eine Ewigkeit anfühlten, durchbrach Nashana Delentes einem inneren Impuls folgend diese Barriere der eigenen Selbstkontrolle, übernahm impulsiv die Initiative. Sie beugte sich ungestüm vor und küßte die Zeltron!

Nur kurz berührten Nashanas wohlgeformte Lippen den empfänglichen weichen Mund der Zeltron. Das Momentum dieser abrupten Bewegung liess Nashana die Zeltron umwerfen und vollständig auf ihr landen.

Doch schon verlangte ihr Innenleben etwas Anderes und ließ sie sich auf ihren Armen hochstemmen und eine Art Entschuldigung murmeln, die die Zeltron nur halb wahrnahm, Jay wußte, daß sie aufstehen und gehen sollte. Zurück zur Routine. Professionell sein. Wieder in ihre Rolle fallen.
All ihr Training hatte darauf abgezielt sie durch eben solche Situationen hindurch zu bekommen, ohne in ihre zeltronischen „Muster“ zu fallen. Den „gefährlichen“ Gefühlen nicht nachzugeben! Die Selbstbeherrschung zu wahren!


Und dennoch, just in diesem Moment war sie dazu nicht in der Lage. Aufgewühlt wie sie war, sei es ob der geballten Ladung an Empfindungen, die die Togruta auf sie unbewußt „abgefeuert“ hatte, oder der physische Kontakt, der schlanke, warme und wohlgeformte Korper, schlussendlich war es einerlei, was die Reaktion auslöste. Jayantus Hände umfassten behutsam Nashana s Kopf, zog ihn sanft aber bestimmt zu sich herunter bis beide den heißen Atem der Anderen auf ihrer Haut spürten. Fast ohne Gegenwehr liess die Togruta dies geschehen, ließ sich leiten, auch als Jay beider Lippen erneut aufeinander brachte. Dieses Mal in einem lang anhaltendem sinnlichen Kuß, der sie beide atemlos zurückließ.

Es muß dir nicht leidtun. Auch du darfst … ausbrechen und dich gut fühlen!

flüsterte die Zeltron der jetzt wieder auf ihr ruhenden Senatorin ins Ohr, als sie ihre Atem wieder kontrollierte. Nur allzudeutlich spürte sie die Sehnsucht nach dem „sich einfach fallen lassen“ und „sich geborgen fühlen“ gleichzeitig auch die Zerrissenheit, die in der Togruta wie ein Schwarm pulsierender Leuchtkäfer, mal hier mal dort wüteten: die Erfüllung ihrer Pflichten verlangten, die Jagdinstinkte entfachten, ungezügelte Rachegelüste zeigten und unverhülltes Begehren offenbarten ...

Laß dich fallen ... genieße .... schick mich nicht weg!

fügte sie noch etwas sanfter hinzu und strich ihr mit einer Hand behutsam über ihre Lekku, die Andere wanderte über Schulter und Rücken hinunter an der schlanken Form der Togruta.

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.:: Tirahnn | Harad | Krankenhaus 'Jadum' | Dienstzimmer | Draen Tel’Set ::.



Es war ein harter Tag gewesen, das spürte Draen Tel’Set an seinen Knochen. Von jetzt auf gleich absolut abrufbereit zu sein, war eine Eigenschaft, die er sich sicherlich noch anzutrainieren hatte. Sie gehörte schließlich zur unabdingbaren Notwendigkeit des Daseins als Mediziner. Zeit entschied in manchen Fällen allein über den Ausgang einer Situation. Ein Notfall verzieh nicht.

Umso erleichterter war er, als er sich auf das Bett in einem der Dienstzimmer des Krankenhauses 'Jadum' in Harad fallen lassen konnte. Nachdem er den Kittel zuvor sorgsam an die Wand gehangen und er sich seiner Schuhe entledigt hatte, hatte er sich bereits in einer liegenden Position vorgefunden. Für einen Moment genoss der junge Student das Gefühl einer abgeworfenen Last und wie es schien, dankten ihm seine Füße für die längst herbeigesehnte Pause nach unzähligen Stunden des Stehens und Gehens.

Seit knapp fünf Tagen war er in der Abteilung für Kinderheilkunde des Krankenhauses im Rahmen einer verpflichtenden praktischen Rotation seines Studiums. Draen mochte Kinder sehr, doch im Krankenhaus gestaltete sich ein Aufeinandertreffen mit Kindern anders als sonst. Die Sorglosigkeit und Neugierde, die Kinderaugen allzu oft erfüllte, wich hier Angst und Schmerz. Sie waren Ausdruck einer Not, von der sich die Kinder wünschten, befreit zu werden. Allzu oft bemerkte Draen im Kontakt, wie genau dieser Schmerz seine Seele erreichte, auf ihn abfärbte und ihn veränderte. Für ihn war es schlicht etwas anderes, wenn ein Erwachsener oder ein Kind unter qualvollen Schmerzen zu leiden hatte. Draen hatte bereits versucht, dieses Gefühl zu konkretisieren, ihm auf den Grund zu gehen. Es gelang ihm jedoch nicht und übrig blieb nur diese vage Sinnesempfindung. Das was am Ende zählte, war, geholfen zu haben, dachte er sich. Im schlimmsten Fall bedeutete das nämlich, jemanden vor dem Tod bewahrt zu haben. Das unklare Gefühl verflog dann schnell wieder. Draen dachte sofort an den kleinen Jungen, der von seiner Mutter aufgrund tiefster Bauchschmerzen am Nachmittag in die Klinik gebracht worden war. Wäre noch mehr Zeit verstrichen, wäre die Notoperation zu spät gekommen. Dass er den Jungen schmerzverzerrt gesehen hatte, war mittlerweile zehn Stunden her. Um zu schauen, wie er die Operation überstanden hatte, war Draen noch vor einer halben Stunde bei ihm gewesen. Der Junge hatte bereits tief und fest geschlafen. Die Schmerz- und Betäubungsmittel trugen gewiss dazu bei. Dennoch besänftigte es die Seele des herangehenden Mediziners, ihn so ruhig und friedlich zu erblicken.

Draen lag nun da, die Augen leer zur Decke gewandt. Seine Gedanken kreisten weiter, denn der Tag hatte eine Vielzahl neuer Eindrücke mit sich gebracht. Wenn er etwas aus den praktischen Rotationen mitnahm, dann die Tatsache, dass sie mindestens so lehrreich, wenn nicht sogar lehrreicher waren als das theoretische Studium. Draen empfand, dass das teils von den ärztlichen Betreuern und deren Engagement abhing. Bislang war der Student mit der Betreuung während seiner Rotation zufrieden. Frau Dr. Mellah Amroth war für seine Betreuung eingteilt. In den ersten Tagen hatte die Ärztin ihm einiges näherbringen können, Draen war sehr zufrieden. Unglücklicherweise war sie vor zwei Tagen erkrankt, so dass der heranwachsende Mediziner in den letzten Tagen improvisierte und sich hie und da an anderes ärztliches Personal wandte. Draen arrangierte sich erst mal mit der Situation, denn auch wann sie wiederkam, war unklar.

Mittlerweile spürte der junge Tirahnner, wie sich ein Gefühl von Müdigkeit anbahnte. Kaum war der Druck gewichen, so schien sich sein Körper zu entspannen. Dabie hatte die Nacht unlängst begonnen. Der Himmel war in tiefstes schwarz gehüllt. Gänzliche Entspannung erreichte Draen dennoch nicht, davon hielt ihn das Notfall-Kom ab. Er war zwar Student, in Notfallsituationen wurde er aber auch geweckt. Er sollte lernen und so auch mitten in der Nacht mit Notfällen umzugehen. In Gedanken versunken bemerkte Draen nicht, wie ihn schließlich die Müdigkeit übermannte und sein Körper dem Schlafbedürfnis nachgab.

Ein schrilles Tönen schallte durch das Dienstzimmer und riss Draen aus dem Schlaf. Er bemühte sich, die Trägheit abzulegen, allein um auf den Alarm reagieren zu können. Mit verquollenen Augen erblickte er den hellen Himmel, der sich hinter dem Fenster auftat. Immerhin war nicht mehr Nacht, so dass er einige Stunden geschlafen haben musste, schlussfolgerte Draen. Mit einer gezielten Bewegung betätigte er das Notfall-Kom.


„Tel’Set, ja?“


Es folgte jedoch keine Antwort. Was war geschehen? Hatte er zu spät reagiert? Schlagartig wich die Müdigkeit durch ein elektrisierendes Gefühl, das seinen Körper durchzog. Draen richtete sich im Bett auf und prüfte das Chrono an der Wand. Als er es erblickte, ließ er sein Haupt mit Erleichterung wieder aufs Kissen fallen. Der Alarm war kein Notfallruf, es war der integrierte Morgenalarm im Kom. Er hatte die Funktion vergessen. Noch dazu war er die vergangenen Nächte nicht zum Schlafen gekommen. Erleichtert seufzte er. Wie es schien, war die vergangene Nacht ruhig geblieben. Die Routine des Tages sollte aber bald wiederbeginnen. Draen gab sich noch fünf Minuten. Danach würde er sich für den Tag bereit machen.




.:: Tirahnn | Harad | Krankenhaus 'Jadum' | Dienstzimmer | Draen Tel’Set ::.
 
[Innerer Rand | Zeemacht-Sternhaufen | Tirahnn | In der Nähe von Rhovan | In einem Dorf] Sebastian Karstein-Winters, Mikka Kanerva, Erwin Rosenbaum

Der Bürger hatte keine Gelegenheit zu antworten, bevor er von seinen Mitbürgern, welche wohl noch nicht genug getankt hatten um sich mit mehreren Imperialen Offizieren gleichzeitig an zu legen, weggezerrt wurde. Erwin bebte vor Wut, allerdings in keinster Weise auf die Bürger, sondern viel eher auf das IGD, welche vermutlich hinter dieser Aufruhr steckten. Für ihn war damit der Abend gelaufen, er hob zwar wieder seinen Stuhl auf, um sich wieder zu seinen Kameraden zu setzten, allerdings starrte er nur fassungslos in sein Glas, was hatte sich der IGD dabei gedacht, eine bessere Rekrutierungskampagne hätten die Rebellen sich gar nicht wünschen können, abgesehen davon das es sowieso geschmacklos war Zivilisten, auch wenn es Xenos sind, zu malträtieren. Als die andern auch endlich fertig waren machte sich die Gruppe auf den Weg aus der Kneipe und zog dabei viele verächtliche Blicke auf sich. Auf dem Rückweg war Erwin sehr nachdenklich und auch bei seinen Kameraden war die fröhliche Stimmung, welche bei der Hinfahrt noch herrschte verflogen. Er wusste, dass sie etwas unternehmen müssten, wenn sie keine offene Rebellion riskieren wollten. Die Imperialen Soldaten durften kein Feindbild abgeben, doch das IGD arbeitete darauf zu sie zu dem perfekten Feindbild zu formen. Sie mussten in dieses Dorf und alles richtig stellen, Erwin musste einfach wissen was dort genau vorgefallen ist. Als sie sich der Basis näherten wurde er jedoch aus seinen Gedanken gerissen, als die Grellen Suchscheinwerfer der Wachposten ihre Transporter in ein kaltes Licht tauchten. Als sie dann endlich an ihren Baracken angekommen waren verabschiedeten sich die Soldaten leise von einander, alle wirkten bedrückt, bis auf Winters doch von seinem Gesicht konnte Erwin bisher noch nie auch nur den Funken einer Emotion lesen. Auch Erwin machte sich auf rasch auf den Weg in seine Baracke, er wollte so schnell wie möglich schlafen, er musste über das was heute passiert war erst einmal schlafen, bevor er den IGD Idioten noch Gewalt antut. Erwin schlief auch rasch ein, es war ein sehr anstrengender Tag gewesen und er hatte noch viel zu tun.

Als am nächsten Tag die Trompete einen schneidigen Appell durch die Baracke donnern ließ war Erwin so schnell auf den Beinen, wie lange nicht mehr, er hatte sich heute viel vorgenommen. In Rekordzeit war Er geduscht, das Bett gemacht, der Bart rasiert und die Uniform angezogen und gerichtet. Erwin schnappte sich nur noch schnell seine Offiziersmütze, bevor er zur Kantine stürmte. Er war der erste an dem Tisch, an welchem er immer mit Winters und neuerdings auch Mikka, welche wie er das Gefühl hatte sich ein wenig an Winters gehängt hatte, aß. In der Kantine herrschte reges Treiben, Roboter sammelten das dreckige Geschirr ein, Soldaten plauderten und Köche teilten Essen aus. Die Überfälle auf den Imperialen Konvoi waren noch immer Gesprächsthema Nummer eins und es wurden regelrechte Horrorgeschichten erzählt, was die Rebellen mit den Leichen ihrer Feinde anstellen. Erwin hatte kein gutes Gefühl bei der Sache, solche Geschichten können verheerend für die Moral der Soldaten sein, zum Glück hielten sich solche Erzählungen bei seinen Soldaten in Grenzen, immerhin waren sie alle vor Ort gewesen und konnten sehen was wirklich geschehen war. Doch Erwin musste auch nicht lange warten, da kamen Winters und Mikka auch schon, sie begrüßten sich rasch bevor sie sich daran machten zu essen. Erwin ließ ein paar Minuten der Gefräßigen stille verstreichen, bevor er seinen Kameraden seine Sorgen mitteilte:

„Dieser Zwischenfall in diesem Dorf, von dem wir gestern so harsch in Kenntnis gesetzt wurden, beunruhigt mich sehr muss ich sagen. Es war diesmal zwar nur ein kleines Dorf, doch Gerüchte verbreiten sich schnell, das haben wir ja gestern auch zu spüren gekriegt und außerdem fürchte ich wird das kein Einzelfall bleiben, wenn wir nichts unternehmen. Wenn das IGD erst anfängt in den großen Städten für Terror zu Sorgen werden wir jeglichen Rückhalt in der Bevölkerung verlieren und der ist jetzt schon nicht all zu gefestigt. Wenn der IGD nämlich denkt durch Terror die Tirahnner ruhig halten zu können, dann haben sie sich geschnitten.“

[Innerer Rand | Zeemacht-Sternhaufen | Tirahnn | Tirahnn | Planetare Militärbasis| Kantine] Sebastian Karstein-Winters, Mikka Kanerva, Erwin Rosenbaum
 
[Innerer Rand | Zeemacht-Sternhaufen | Tirahnn | In der Nähe von Rhovan | In einer Bar] Sebastian Karstein-Winters, Mikka Kanerva, Erwin Rosenbaum

Das langsame Klavier setzte seinen gemächlichen Rhythmus weiter fort, als sich die Tirahnner vom imperialen Offizierstisch entfernten um einer Konfrontation letztendlich dann doch aus dem Weg zu gehen. Anschließend setzten die anderen Bandmitglieder mit Trompete, Saxophon und folglich auch die junge blonde Sängerin ein, die mit ihrem weißen Glitzerkleid und schwarzen Handschuhen ab und zu Gesang beisteuerte. Für Winters war das wahrlich wunderschön, obwohl er es gewiss nicht zeigte gefiel ihm so einiges an der ganzen Szenerie; Die Tirahnner waren immer noch bedrück über die Anwesenheit der imperialen, sie mochten sie nicht, aber dennoch hatten sie einen furchbegründeten Hass gegenüber sie. Winters lehnte sich somit zurück und genoss einen großen Zug Überlegenheit, ganz im Stillen, ganz ohne Reaktion nach außen. Die Stimme der jungen Frau und der Band hallten weiter in seinem Kopf während er seine Bestellung auf dem Datapad auf dem Tisch machte. Die restlichen Offiziere hatten vor ihm ausgewählt, das meiste war Standard, Biere, Schnaps, eine Apfelschorle. Sebastian hingegen wollte dank der Stimmung etwas ganz besonderes. Als er abschickte wurde die Daten rüber zu dem Mixerdroiden gesendet ein sehr luxuriöser C5 von Leisure Tech. Um ehrlich zu sein war Winters erstaunt das die Tirahnner so etwas besaßen und dazu noch in einer Bar in einem Dorf. Vielleicht konnte der Wirt es ja durch die imperialen Verbesserungen einbauen lassen oder er war mit den imperialen Befreundet. Letzeres war unwahrscheinlich, als musste es wohl doch die erste Variante sein, wobei sich Winters dabei ertappte ein amüsiertes Lächeln auf seinem Gesicht zu formen. Während sich seine Kollegen fleißig unterhielten musterte er dieses Etablissement; Es war relativ geräumig mit einer Bühne samt Band. Direkt gegenüber dem Eingang befand sich knappe zehn Meter entfernt die Bar, samt Droid und Getränkelager. Eine Stufe unterhalb der Bar gelegen war eine große Fläche mit Tischen an denen diverse Personen aller sozialen Schichten saßen. An den Seiten gab es Erker, die privatere Gruppen beherbergten. Als der Blick des Soldaten weiter nach oben wanderte, bemerkte er einen zweiten Stock welche wohl Zimmer zur Vermietung enthielten.
Einige Zeit später, in welcher er sich dann doch in ein Gespräch mit den anderen eingeklingt hatte, kam auch schon ein älterer Mann mit Bart, Glatze und einer Augenklappe um die Ecke und balancierte gekonnt die bestellten Getränke auf einer hölzernen Tablett. Winters ließ sich daraufhin seinen kuatischen Scotch einschütten und wartet dann bis der ältere Mann wieder verschwunden war um mit seinen Kameraden sachte anzustoßen.

"Auf das Imperium.", sagte er dabei leise, kaum hörbar für die Leute, außerhalb der Sitzecke.


Der Wind zog an den Außenwänden des Transporters vorbei, wie sich dieser durch die kühle Nacht des Planeten bewegte, zurück zu Garnision in Tirahnn-City. Indes war Winters aufgefallen das sein langjähriger Kamerad und Freund Erwin einen bedrückten Eindruck machte. Irgendwas schien ihn sichtlich zu bewegen; Seine Halsmuskeln spannten sich ständig an und er hatte seitdem sie aus der Bar hinausgegangen sind seine Faust nicht mehr entspannt. Allerdings machte der Offizier keinerlei Anstalten auf dem Weg zurück darüber zu sprechen. Hat er eine Nachricht von zuhause erhalten? Oder ging es ihm um den Unmut der Bevölkerung die ihm entgegengebracht wird? Sebastian konnte sich gut vorstellen das Rosenbaum lieber gefeiert werden möchte, als Befreier von Tirahnn, als ein Offizier der den Fortschritt auf diese Welt brachte und sie mit Effizienz und Präzision verbreitete. Aber wer wollte das nicht? Viele Garnisionen des Galaktischen Imperiums mussten mit der Undankbarkeit der Einheimischen zurecht kommen, wie unfair das auch klingen mag.
Die Tür des Transporters öffnete sich bevor der Trupp Offiziere den Appellplatz betrat und frohen Mutes in Richtung ihrer Quartiere marschierte. Sebastian hingegen suchte Erwin um mit ihm über sein Unbehagen zu sprechen, wobei er diesen schleunigst aus den Augen verlor, wie es aussah hatte es Rosenbaum eilig…

Am nächsten Tag traf Winters – wie üblich – als einer der ersten in der Kantine ein, in welcher – zu seiner Überraschung – bereits Erwin saß und fleißig, ja beinahe passioniert sein Frühstück verspeiste. Es schien fast so als ob er sich Energiereserven für eine Expedition beifügte. Nach Sebastian folgte auch Fräulein Kanerva und setzte sich neben ihm auf die Bank, vor Kopf von Oberstleutnant Erwin Rosenbaum.

„Du warst gestern sehr angespannt, als wir aus der Bar zurückkamen.“, entgegnete Winters seinem Kameraden mit interessiertem Unterton. Und er behielt recht bei seiner Annahme, dass ihn die Distanz der Bevölkerung wurmte, nur benannte er dafür nun einen konkreten Grund. Die Maßnahmen die der ISB ergriffen hatten waren problematisch. Schließlich würden sie nicht zur Befriedung des Planeten beisteuern, empfand Winters, dafür waren die Taten zu unverhältnismäßig.

„Ich glaube auch nicht das die Aktion eine gute Idee war, ich sehe aber auch ein Problem wenn sich das Militär nun dagegenstellt. Das würde Uneinigkeit den Aufständischen gegenüber zeigen und uns schwächen. Sich dagegenzustellen würde die einen sicherlich befrieden, aber die anderen kreisen schon wie Krähen über uns und suchen nach einer Schwäche.“, Sebastian dachte noch einen Moment über eine Lösung nach.
„Man könnte es natürlich zu einem Ausrutscher deklarieren und den ISB in der inneren Bürokratie hier in der Hauptstadt davon abhalten unverhältnismäßig zu reagieren. Vielleicht solltest du im Führungsstab Beschwerde einreichen.“

[Innerer Rand | Zeemacht-Sternhaufen | Tirahnn | Garnision Tirahnn | Offizierskantine ] Sebastian Karstein-Winters, Mikka Kanerva, Erwin Rosenbaum
 
Galaxie/Inner_Rim/Zeemacht_Cluster/Tirahnn_System/Tirahnn/Rhovan/ Seitenstraße/Darulon_Toga.exe


Wenn das Galaktische Imperium auf einer Welt, selbst eine eigene Welt, ihre Präsenz erhöht, lernen die Bürger schnell stets einen Blick über die Schulter zu riskieren. Das Galaktische Imperium regiert über Misstrauen, Verrat und Angst. Die Politik dieses Staates reflektiert diese Trinität: Das Denunziantentum wird belohnt, der Bürger hat das Gefühl eines stets wachsamen Auges und übt so eine Einschüchterung aus, die beinahe pathologisch ist und sich in jeden Bereich des öffentlichen und privaten Lebens frisst. Die Beschatter konnten vielfältig sein: Sei es ein Agent des ISB, ein Fanatiker der KOMENOR, andere im Untergrund operierende Agenten des Imperial Intelligence oder niedere lokale Beamten des Imperiums, die nach einem vermeintlichen Weg suchen ihren Status zu verbessern. So konnte die Paranoia sich wie eine Metastase festsetzen und wachsen, sich gar ausbreiten. War der Techniker dieselbe Person, die man eben noch im Geschäftsviertel mit einer Aktentasche gesehen hatte? Darulon Toga musste sich nicht einmal in ihre Datapads einhacken um zu wissen, dass die Subjekte um ihn herum so dachten und stets wachsam waren. Das erschwerte seine Arbeit ungemein. Je unachtsamer die Wesen um ihn herum, desto leichter konnte er in ihrer Mitte wandeln, ein Wolf im Schafspelz. Die ständigen Checkpoints waren ihm dabei ein Dorn im Auge. Seine gefälschten Papiere waren sauber, waren sie schließlich vom Imperial Intelligence selber ausgestellt worden. Baba Tunde war sein Deckname, bereits seit Monaten baute er die richtige Identität auf dem großen Bazaar von Tiraahn auf, um endlich in die nächste Phase der Infiltration treten zu können.

Der Aqualish stoppte seinen Weg durch die schmutzigen Straßen Rhovans und hielt inne. Seine zwei Augenpaare wanderten über das Schaufenster eines Ladens, der gefühlt alles anbot, was man für den täglichen Hausbedarf benötigen konnte. Doch interessierte sich Toga nicht für die verschiedenen chemischen Reiniger, sondern für die Spiegelbilder der Schaufenster. In ihnen suchte er nach Wesen und Gesichtern, die ihn beschatteten. Er fand keine. Er hatte auf dem Weg hierher verschiedene öffentliche Nahverkehrsmittel genommen, um potenzielle Verfolger abzuschütteln. Statt jedoch weiterhin auffällig rumzustehen und nichts zu tun, tat der Imperiale so als würde er die Arbeit der Verladedroiden observieren, die gerade neue Ware in den Laden beförderten. Seine Zielperson war nicht weit, doch musste er ein wenig Abstand aufbauen. Nach einigen Sekunden hatte sich der nervös an seinem Mantel tastende Nichtaqualish von ihm entfernt. Unauffällig nahm er die Verfolgung auf und ging hinter dem dunkelfelligen Menschen hinterher. Er merkte sich die Kleidung des Menschen, an ihr würde er ihn leichter identifizieren können. Doch die Verlockung den Hacker einer wohlmöglichen Untergrundbewegung ausfindig zu machen, einen Konkurrenten, die Versuchung war zu groß. Er folgte dem Mann weiterhin, zu einer kleinen Kneipe die "zur Katze" hieß.


Na dann wollen wir mal ...“flüsterte der Aqualish und atmete tief ein bevor er die Tür zur Kneipe öffnete und hineinschritt. In der Kneipe roch es nach abgestandenem Rauch und noch viel abgestandenerem Alkohol. Auch das ein oder andere verschwitzte Körperteil der Anwesenden hätte eine Nasszelle vertragen. Innerlich verfluchte der Aqualish sich dafür, dass er seinen Auftrag auf Coruscant vergeigt hatte. Nun musste er irgendwo im Niemalsland des Galaktischen Imperiums nach drittklassischen Widerstandszellen suchen, statt sich um die wahren, prestigeträchtigen Aufträge zu kümmern. Er schritt durch den Raum, bemerkte die taxierenden Blicke der Einheimischen und Stammgäste und ging zum Tresen, wo er sich ein corellianisches Ale bei der menschlichen Wirtin bestellte und sogleich bezahlte.


Da erregte das obere Augenpaar des Aqualish etwas. Zwei Personen, die seinen Informationen nach potenziell zum Widerstand gehören könnten, befanden sich nicht weit von ihm, doch befanden sich außerhalb der Hörweite des Spions. Der eine war die Person die er hierher verfolgt hatte, die andere neu. Stattdessen versuchte er allein schon anhand der Körperhaltung der kleineren Frau zu erkennen, dass sie miteinander sprachen und die Stimmung angespannt war. Stritten sie? Wenn ja worüber? Er blickte sich um und fand, zu seinem Unmut, keinerlei Möglichkeit irgendwie in die Nähe der beiden zu kommen um das Gespräch in irgendeiner Art und Weise lauschen zu können. Er verzog den Mundwinkel. Er konnte eben nicht alles wissen, ein Umstand, der ihn wirklich störte. Doch er würde anders die Aufmerksamkeit des Widerstands auf sich lenken können. Am Tisch unweit des Tresens waren mehrere Männer, schwarz gekleidet aber sonst unauffällig. Sie hatten unterschiedlich farbende Kopffelle und auch ihre Haut war im Farbspektrum von Sand bis Schlamm breit gefächert.


„Hey Vierauge, mit dem Gesichtsаrsch würde ich mich ja nicht aus dem Haus trauen!“


Wesen waren so vorhersehbar. Natürlich triggerte er eine Truppe imperialer Soldaten nach Dienstschluss, weil er kein Mensch war. Stereotypen wurden bedient und so bediente sich auch Darulon des Stereotyps, dass Aqualish leicht aufbrausend und aggressiv waren.

„Was war das, du rasierte kowakianische Affeneidechse?“ entgegnete Darulon, in seiner Tarnidentität steckend, provozierend, den Sturmtruppen in Zivil mit seiner typisch gurgelnden, basshaltigen Stimme. Sein Basic hatte einen undefinierbaren Akzent, nicht alle Aqualish wurden darin erzogen die meist humanozentrisch geprägte Sprache zu sprechen. Er würde den nächsten Teil nicht genießen, doch war der Job beim Imperial Intelligence kein Beruf, sondern eine Berufung. Das Leid was er hier ertragen musste, war seine Versicherung. Seine Identität wurde gestärkt, denn wer ließ sich schon freiwillig verprügeln? Doch mit dem nächsten Schritt hatte der Aqualish nicht gerechnet. Statt dass nur der Nichtaqualish mit der großen Klappe ihm nachging, waren alle neun Männer direkt zur Stelle und begannen auf ihn einzuprügeln. Dumm gelaufen. Er spürte die Schläge, versuchte mit seinen Armen seinen Kopf zu schützen und versuchte eine der Techniken anzuwenden, die ihm während seiner Ausbildung beigebracht wurde. Den Geist vom Körper trennen, den Schmerz auszuschließen. Tür zu, Schmerz weg. Was für eine idiotische Taktik, sie funktionierte nicht, denn Darulon spürte jeden Schlag, jeden Tritt und das alle, bis sein Bewusstsein ihn verließ.

Langsam erwachte Darulon aus seiner Bewusstlosigkeit. Er lag nicht mehr in der Kneipe und musste seinen Instinkt unterdrücken direkt aufzuspringen und seine Umgebung nach dem nächsten Ausgang abzusuchen. Darulon Toga hätte das vielleicht gemacht, aber nicht Baba Tunde. Stattdessen versuchte er seine Gliedmaßen zu bewegen um im nächsten Moment von einer Schmerzwelle durchzogen zu werden. Seine Augenpaare waren geschwollen, sodass er sie vorerst nicht öffnen konnte und daher sich auch nicht orientieren konnte.


„Wo bin ich?“ gluckerte die Stimme des Aqualish. Seine beiden großen Hauer schmerzten, doch waren sie nicht locker. Das war gut. Allerdings zeugten ein paar Bactaverbände sowie der pulsierende Schmerz in seinem Cranium davon, dass er stark in Mitleidenschaft gezogen war.



Galaxie/Inner_Rim/Zeemacht_Cluster/Tirahnn_System/Tirahnn/???/unknown.exe
 
{Inner-Rim, Zeemacht-Cluster, Tirahnn-System,Tirahnn, Tirahnn, Raumhafen}

Geradezu weich landete das Shuttle auf einer Landeplattform der Hauptstadt Tirahnns. Der Flug war interessant gewesen. Informativ. Entspannt klappte die frisch gebackene Commander der Tempest das Buch zu und packte es in ihre schwarze Handtasche. Langsam stand sie auf und strich sich ihre Uniform sauber. Man würde sie vorerst in einem Hotel im Zentrum der Stadt unterbringen. Nur das Beste für die Elite des Imperiums. Mit selbstbewussten Schritten trat Maila aus dem Shuttle und schaute sich dann um, wagte es nicht die Luft einzusaugen wie es ein paar ihrer Mitreisenden taten. Es war für ihre Ansichten idiotisch. Die Luft hier um Raumhafen war durchsetzt mit Giftstoffen. Anders als die gesäuberte, gefilterte auf der Brücke eines Raumschiffes. Ihr Blick wanderte über die Gestalten im Raumhafen. Es waren niedere Wesen in ihren Augen. Nichts. Wertlos. Sie seufzte und lief weiter. Irgendwas war hier nicht richtig. Aber es war doch ein imperialer Planet? Wozu also Sorgen machen? Der Imperator war unfehlbar. Er würde jegliches Aufbegehren um Keim ersticken. Davon war Maila überzeugt. Mit kaltem Blick musterte sie alles was ihr unter die Augen trat. Die Stimmung hier war ungewöhnlich. Nachdem die allgemeinen Formalitäten erledigt waren, bei der Einreise schaute sie ein Twi‘lek finster an, während er Mailas Dokumente prüfte. Diese ignorierte es und sehnte sich den Befehl für ein Bombardement der Heimat dieses Individuums herbei. Die recht kleine Frau nahm ihre Papiere wieder entgegen und lief dann weiter zum Ausgang. Dort wurde sie bereits von einem Taxi erwartet. Das Ziel wäre ein Hotel mit sehr gutem Ruf. Ungeachtet dessen dass der Besitzer wohl kein Mensch wäre. Diese Nichtmenschen waren wirklich eine Last. Manchmal nützlich, aber am Ende verhältnismäßig wertlos. Maila setzte sich in das Taxi und nickte dem Fahrer zu. Die Commander der Tempest hatte keine Augen für die Gassen, die schönen Seiten der Stadt. Ihr Blick war auf das Datapad gerichtet auf welchem sie sich durchgängig darüber informierte wie gut oder schlecht es um ihr Schiff stand. Die Tempest war ein Schiff der Enforcer-Klasse, dazu noch ein wenig in die Jahre gekommen. Ursprünglich sollte sie außer Dienst gestellt und dann abgewrackt werden. Nun hatte man die Pläne geändert und dazu entschieden das Schiff wieder zurück in den aktiven Dienst zu holen. Das bedeutete dass man sämtliche Waffen wieder neu bestücken musste. Dazu Hangar und alle möglichen Stationen quasi neu einrichten. Man setzt das Schiff langsam wieder zusammen. Zufrieden schaute Maila auf die bisherigen Fortschritte. Man war also fast fertig. Bald würde sie ihre nächsten Befehle erhalten.

Das Taxi hielt vor dem Hotel das schon von außer wirklich hervorragend aussah. Natürlich musste sie selbst ein wenig beisteuern. Eine nicht nennenswerte Menge Credits. Dafür war das Gebäude sehr ansehnlich. Weiße Säulen stützten das Vordach des Einganges und bildeten einen schönen Rahmen zu der lachsfarbenen Fassade. Auch die Inneneinrichtung war von bester Qualität wie Maila feststellte sobald ihr Weg in die Eingangshalle führte. Man hieß sie in der „Perle Tirahnns“ willkommen. Ihr Blick wanderte über die feine Gesellschaft die sich in bequemen Sitzecken nieder gelassen hatte und schon eher ihr eigenes Klientel war. Sie konnte sogar gut damit leben dass ein paar dieser Nichtmenschen am Empfang standen. Wenigstens lungerten sie nicht nur herum und hatten einen ehrlichen Job. Dennoch. Trinkgeld brauchten die nicht erwarten! So nahm Maila ihre Schlüssel entgegen und ging mit ihrem Gepäck zum Aufzug. Sie hatte ein Zimmer in einem der oberen Stockwerke. Sie würde heute nicht lange hier verweilen. So ließ sie ihre Koffer abstellen und nickte ruhig. Dann wurde der Zimmerservice weg geschickt. Ihr Zimmer war geräumig und schön weitläufig eingerichtet. Zufrieden trat Maila auf den Balkon und schaute sich den Ausblick an. Zufrieden nickte sie. Genau dies war ihr Leben. Schließlich drehte sich die Frau um und entledigte sich erst einmal ihrer Uniform. Sie würde erst einmal Duschen. Gesagt, getan. Bereits eine Stunde später stand Maila wieder in ihrem Zimmer und kleidete sich ein. Ihre Kleidung wirkte wie eine weiße uniform eines fremden Militärs. Lediglich das Fehlen von Rangabzeichen und Wappen legte offen dass sie Zivilkleidung war. Die Jacke war verziert mit goldenen Stickereien die perfekt zu einer weißen Anzughose passte und die weißen Schuhe. Maila mochte die Extravaganz. Mochte es zu zeigen wer sie war und was sie hatte. Sobald sie zufrieden mit ihrem Styling, Kleidung und jeglichem Detail ihres Auftretens war streifte sich Maila ihre edlen, weißen Handschuhe über und nahm sich einen Gehstock. Dieser war aus einem schwarzen Holz gefertigt mit einem Silbernen Knauf dessen Kopf einem Drachen nachempfunden war. Auffallen um jeden Preis wäre ihr Ding.

Maila verließ schließlich das Hotel wieder und lief ein wenig durch die Straßen. Nun konnte die kleine Frau nicht anders als auch mal ein Auge auf die Bevölkerung zu werfen. Mit jedem Schritt weg von ihrem Hotel wurde gefühlt die Art der Wesen um sie herum weniger menschlich und dazu kam noch diese merkwürdige Dorfgesellschaft. Nach wenigen Minuten ließ sich Maila in einem Cafè nieder und bestellte sich erst einmal einen Kaff mit einem Kuchen aus Beeren die für sie sehr fremd anmuteten. Sie liebte es einfach zu schlemmen. Kuchen gehörte zu Kaff wie eine gute Lektüre. So lehnte sich die Comander gemütlich in ihrem Stuhl zurück und fing an zu lesen. Ihr Blick blieb unweigerlich auf einem Artikel hängen der das Imperium vielleicht ein wenig zu kritisch betrachtete. Kritik am Imperium? Lächerlich! Es war perfekt! Diese Narren wollten es nur nicht begreifen dass sie diese ganzen Wesen von dem Chaos der Republik zu befreien gedachten. Mehr nicht. Aber auch garantiert nicht weniger! Sie schnaubte leicht und schloss ihre Augen. Ruhig bleiben. Man konnte nicht alle erschießen. Zumindest nicht ohne entsprechenden Befehl. So legte Maila das Pad bei Seite und schaute und die Ländereien die man von hier aus so schön betrachten konnte. Es hatte sie schließlich an den Rand der Stadt getragen ohne es zu merken. Die Felder erstrahlten regelrecht unter ihren Augen. Es machte fast den Ländereien auf ihrem Zweitwohnsitz konkurrenz. Der Ausblick. Das hier war wirklich angenehm. Genüsslich probierte Maila den Kuchen. Fruchtig. Aber der Boden war ein wenig zu trocken. Eindeutig. Der Kaff war dafür aber auf den Punkt perfekt. Immerhin das war gut. Der Service war freundlich und zuvorkommend. Also insgesamt mal jemand der seine Arbeit halbwegs zu erledigen wusste. Es war durchaus erfrischend auch mal außerhalb des Militärs eine halbwegs existente Kompetenz anzutreffen. Wenn auch mit gewissen Abzügen bei dem Endergebnis. Dennoch. Keine totale Katastrophe. So konnte sie das Leben genießen. Ohne Probleme. Zufrieden las Maila so weiter ihre Aufzeichnungen und Artikel über die aktuelle Lage auf dem Planeten und der Hauptstadt. Bald würde auch sie wieder für ihren großartigen Imperator Dienst tun. Es wäre eine Befreiung ihrer Selbst. Maila lebte um dem Imperium zu dienen. Niemandem sonst.

{Inner-Rim, Zeemacht-Cluster, Tirahnn-System,Tirahnn, Tirahnn, Cafè "lachender Gizka"}
 
[Innerer Rand - Zeemacht-Sternhaufen - Tirahnn - Rhovan - Gasthaus "Zur Katze"] Myrun (NSC), Darulon Toga, andere

Das hatte ihr gerade noch gefehlt! Als ob es nicht schon erniedrigend genug war, die Besatzer Abend für Abend in ihrem Gasthaus ertragen zu müssen, begannen sie nun auch noch, ihre Gäste zu beleidigen. Was kommen mußte, war abzusehen. In der ohnehin schon angespannten Atmosphäre der letzten Tage entlud sich der Unmut des Aqualish (Darulon Toga) am Tresen und er nahm die Provokation durch die imperialen Soldaten nicht hin, sondern bot ihnen unklugerweise die Stirn. Die rothaarige Wirtin schüttelte kaum merklich den Kopf, als hinter den Soldaten an mehreren Tischen Stühle zurückgeschoben wurden und ihre Landsleute Anstalten machten, einzugreifen. Wenn das hier noch mehr eskalierte und es zu einem offenen Kampf zwischen Einheimischen und Besatzern kam, wäre die imperiale Reaktion mit ziemlicher Sicherheit tödlich.

Mit einem weiteren Wink schickte die resolute Frau das Pärchen, das an der Bar stand, hinaus. Beren hatte bereits nach dem Blaster unter seiner Jacke gegriffen und Winnie hinter sich geschoben. Die zart gebaute Frau mit den wasserblauen Augen hatte sich ihnen schon vor einer ganzen Weile angeschlossen und war als Hackerin beinahe unverzichtbar. Ihr dunkelhaariger Freund verstand den Wink und schaffte es gerade noch, den Schankraum zu verlassen, als die ersten Schläge auf den unbeherrschten Nichtmenschen (Darulon) einprasselten. Jetzt war sie allein mit den neun Schlägern und ihrem Opfer. Neun. Sie verzog angewidert das Gesicht. Dass diese jungen Männer sich nicht schämten. Hass hatte ihre Gesichter zu unmenschlichen Fratzen verzerrt. Es war nicht unwahrscheinlich, dass sie ihr nächstes Opfer wäre, wenn sie jetzt eingriff. Aber tat sie nichts, würden sie den bedauernswerten Aqualish mit Sicherheit totprügeln.

Myrun verließ ihren Platz hinter der Bar und bewegte sich langsam auf den äußeren Ring der Männer zu, die den am Boden liegenden Aqualish umgaben. Jeder von ihnen überragte sie um wenigstens anderthalb bis zwei Köpfe und keiner war älter als ihre Söhne. Sie gab sich keinen Moment, um noch einmal darüber nachzudenken, was sie da eigentlich tat, und sich vielleicht doch noch zu fürchten, sondern steckte kurz entschlossen zwei Finger in den Mund und pfiff so laut sie konnte...

"Ich glaub' es hakt!"

Im Nachhinein fand sie es immer noch erstaunlich, was dann passiert war. Mit den Händen in den Hüften hatte sie den Jungs eine Standpauke erteilt, die sie so von ihrem Vorgesetzten wohl schon lange nicht mehr gehört hatten. Danach war es sehr still geworden. Sie konnte förmlich sehen, wie die blinde Wut sich in den Augen der Jungs auflöste und sie etwas anderem wich. Einige wirkten tatsächlich betreten, aber in zwei Gesichtern sah sie einen solch kalten Hass, dass sie beinahe zurückzuckte. Beinahe. Von diesen Rotzlöffeln würde sie sich nicht einschüchtern lassen! Sie warf ihre kupferrote Mähne zurück und legte abwartend den Kopf schief. Schließlich trat einer unter ihnen vor und als er begann, die umgeworfenen Stühle aufzuheben, schlossen sich die anderen an.


"Entschuldigen Sie, Ma'am. Wird nicht wieder vorkommen, Ma'am." Dann trollten sie sich und ließen sie mit dem bewußtlosen Aqualish zurück.

Mit nachdenklich gerunzelter Stirn sah sie auf den Fremden hinab. Aus Rhovan kam der wohl nicht. Fremde machten immer Ärger. Sogar dieser Aelfstan, obwohl der sich der Corellianer eine ganze Weile als recht nützlich erwiesen hatte. Aber der Aqualish konnte nicht hier bleiben.
Als Myrun ihn schließlich auf die Ladefläche ihres alten Speeders verfrachtet hatte, war es bereits kurz vor Tagesanbruch und die kleinen Hologramme auf dem Friedhof zu ihrer Linken erhellten den schweren, kalten Nebel mit einem geisterhaft blauen Leuchten, dass sie schnell hinter sich ließ und den träge vor sich hin wälzenden Fendduin überquerte. Um dem schon dichter werdenden Verkehr in die Hauptstadt zu entgehen, nahm sie den Umweg über Harad, durch die Flickenlandschaft aus Feldern und Wäldern und kam im Morgengrauen an der Alten Strickerei, einem zweistöckigen Fabrikgebäude aus dem vorletzten Jahrhundert an. Haleth, Simones Mädchen für alles, öffnete ihr die Toreinfahrt und winkte schnell einige Helfer herbei, als sie ihm erklärte, was passiert war. Eine Trage wurde gebracht und der Aqualish wurde über den weiten Innenhof in eines der anderen Gebäude geschoben, die zu dem Komplex gehörten. Beruhigt, das Problem los zu sein, verabschiedete sie sich von Haleth, jedoch nicht ohne dem blonden Hünen zuvor noch herzliche Grüße an ihre alte Freundin Simone mitzugeben.

Als Darulon aufwachte, war der schwarze Cathar mit dem beeindruckenden Backenbart das erste, was er sah. Allerdings ließ der sich von seiner Frage nicht im Geringsten aus der Ruhe bringen und las weiter Werte von einem Monitor ab, der sich hinter dem Aqualish am Kopfende seines Bettes befanden. Erst nach einer ganzen Weile steckte er den Flimsiblock, auf dem er sich Notizen gemacht hatte, in eine der zahlreichen ausgebeulten Taschen seines blauen Arbeitsoveralls.

"Für's erste bist du in Sicherheit. Allerdings solltest du noch eine Weile liegenbleiben - ein paar deiner Knochen sind noch nicht wieder vollständig zusammengewachsen. Wenn du Glück hast, kann sich das die nächsten Tage vielleicht mal ein Arzt anschauen. Bis dahin mußt du mit mir Vorlieb nehmen."

Die Worte von Darulons bepelzter Krankenschwester wurden von einem tiefen Knurren begleitet und hin und wieder blitzten äußerst spitze Fangzähne auf.

"Mein Name ist Ilanit, ich werde regelmäßig nach dir schauen, aber jetzt muß ich mich um andere Dinge kümmern. Nachher wird noch jemand kommen und dir ein paar Fragen stellen, bis dahin solltest du dich ausruhen. Vielleicht ein bisschen schlafen."

Der etwas wortkarge Cathar mußte den Kopf einziehen als er den kleinen Raum verließ, in dem Darulon jetzt wieder alleine lag.


[Innerer Rand - Zeemacht-Sternhaufen - Tirahnn - Tirahnn (Stadt) - Alte Strickerei] Darulon Toga

 
Galaxie/Inner_Rim/Zeemacht_Cluster/Tirahnn_System/Tirahnn/ Alte Strickerei/Darulon_Toga_und_Ilanit.exe

Ein Agent, der ohne offizielle Legende arbeitete, war praktisch vogelfrei. Eine offizielle Legende bedeutete, dass ein Agent bei der imperialen Verwaltung oder einer anderen imperialen Behörde, außerhalb des eigenen Territoriums zum Beispiel einer Botschaft, bekannt war und seine Tarnidentität gelistet wurde. Das war einerseits ein gutes Sicherheitsnetz, denn flog die Tarnidentität auf, konnte man sich in das Gebäude flüchten und genoss den wohlig sicheren Schutz Andererseits war man aber für Gegenspionage empfänglich und somit verwundbar. Manchmal schaffte man es nicht in Sicherheit, sondern wurde mit einigen Schüssen in den Körper hingerichtet. Die meisten Genau aus diesem Grund gab es Agenten wie ihn, ohne offizielle Legende. Tief im Feindesgebiet, selbst auf nominell eigenem Territorium, eingebettet. Im Volksmund kannte man solche Agenten auch als „Schläfer“. Selbst ein Treffen mit seinem Führungsoffizier nach imperialem Protokoll unter Feindbeobachtung wäre in dieser Situation zu heikel, sodass Darulon Toga in jeglicher Hinsicht vorerst auf sich allein gestellt war. Selbst seine Bewaffnung hatte er aufgeben müssen und war somit „nackt“ in diese neue Mission gegangen. Zwei Jahre Vorbereitungszeit hatte er hinter sich. Netzwerken, Strukturen auf dem Planeten aufbauen, bis er zu diesem Punkt angekommen war. Bis zu einem Moment, in dem er sich von imperialen Sturmtruppen windelweich prügeln lässt. Vielleicht war seine Tarnung zu gut, die Schmerzen die er hier empfand waren so nicht eingeplant.

Mühsam und nur unter großen Schmerzen, mit einem eingeschränkten Sichtfeld, schaffe es der Aqualish das obere linke Auge seiner beiden Augenpaare soweit zu öffnen, dass er was sah. Vor ihm war ein haariges Wesen mit einem beeindruckenden Backenbart, allerdings konnte er aufgrund des schwammigen Sichtfeldes nicht genau sagen, welche Spezies es war. Vielleicht ein Wookiee? Nein, der Nichtarachnid begann zu sprechen und Darulon verstand die Worte. Da er kein Shyriiwook sprach, konnte es auch nicht diese Sprache sein. Das Wesen sprach Basic und anhand des Akzentes glaubte er zu wissen, dass es sich um ein Cathar handeln musste. Zumindest nach den imperialen Spezifikationen die sie in Xenobiologie kennengelernt hatten. „Xeno“ war in diesem Umfeld alles, was laut imperialem Lehrbuch ein „Nichtmensch“ war, also auch er selbst. Sehr zur Belustigung seiner damaligen Kurskameraden.

Was der Cathar genau sagte, hörte er nicht in jedem Detail. Es hörte sich für ihn wie die Aufnahme aus einer Nasszelle an, sehr stumpf, in Watte eingepackt. Seine Höröffnungen waren mit etwas restlichem Blut verklebt, als er vorsichtig danach tastete. Die Wortfetzen, die er verstand, sagten ihm, dass er in Sicherheit sei. Das war in seinen Augen relativ. Sein linker Unterarm schmerzte besonders schlimm. Ihm fiel auf, dass dieser Arm auch geschient war. Ein Bruch? Ärgerlich. Das würde eine Weile dauern, bis er den Arm wieder richtig benutzen können würde. Durch den Schmerz hindurch hörte er auch den Namen der Felinoiden. Dynamit? Nein, Trilobit? Quatsch. Sein Kopf schmerzte so sehr, dass er einige Augenblicke benötigte, um die Information, die von seinem Gehörgang aufgenommen war, richtig in seinem Gehirn zu entschlüsseln. Ilanit. Das war der Name. Das Grollen, das der Cathar seiner Kehle entspringen ließ, hielt der lädierte Agent für ein entferntes Gewitter, dass er von draußen zu vernehmen dachte. Alles in allem war er in einem wirklich desolaten Zustand. Der Cathar ließ ihn alleine, doch bevor er sich weiter mit irgendwas befassen konnte, merkte er wie sein Kopf immer schwerer wurde und er wieder einnickte.

Wieviel Zeit genau vergangen war, konnte Darulon nicht sagen. Was er aber sagen konnte war, dass der Schmerz, verhältnismäßig zur Situation vor seinem Nickerchen, besser war. So gut sogar, dass er sich nach etwas mühevoller Anstrengung erhob. Sein oberes Augenpaar war soweit abgeschwollen, dass er es halbwegs öffnen konnte. Sein Sichtfeld war noch immer verschwommen, er konnte aber immerhin Umrisse erkennen. Wenn er sich stark konzentrierte, waren diese Umrisse sogar scharf genug um rudimentär bestimmen zu können, was es sein könnte. Grobe Strukturen erkannte er zumindest. Zum Beispiel erkannte er, dass das Gebäude, in dem er sich befand, vom Interieur her, wirklich alt sein musste. Welche zivilisierte Gesellschaft baute noch mit Backstein? Er hatte sich zu sehr an die durastählernen Kolosse von Coruscant, Bastion und anderen Welten gewöhnt, die er während seiner Zeit beim Imperial Intelligence besucht hatte. Mehrmals atmete der Aqualish tief ein und aus und versuchte erneut seine Umgebung zu erfassen. Er konnte so etwas wie einen Infusionsständer erkennen, ein Ablageobjekt mit verschiedenen Dösschen und Verpackungen, die beschriftet waren. Allerdings konnte Agent Toga aus der Entfernung nicht die Aurebesh lesen, mit der sie beschriftet war. Er drehte den schmerzenden Kopf und sah sich das Bett an, die Umgebung in unmittelbarer Nähe des Bettes. An seinem Kopfende ist sowas wie ein Herz-Kreislauf-Monitor angebracht. Er sah die Zahl seines Pulses, für seine Situation normal. Kleinere Beschriftungen konnte er nicht erkennen, doch begann er langsam, nachdem er das Gerät gesehen hatte, das Piepen zu vernehmen. Es war bisher von einem hartnäckigen Tinnitus übertönt worden.


Er konnte nicht hierbleiben, er musste seine Umgebung inspizieren, schauen ob er etwas nützlich sehen konnte. Seine Rastlosigkeit rührte von seinem Gefühl des ausgeliefert sein her. Er war diesen Wesen hier auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, eine Situation die für einen Agenten des Imperial Intelligence gelinde gesagt nicht angenehm war. Auch wenn es Teil der Mission war, musste er sich einen Informationsvorteil verschaffen. Aufgerichtet versuchte er nun vorsichtig seine Beine den Boden berühren zu lassen. Zahlreiche Blessuren begrüßten ihn und machten sich bei dem Versuch den Boden zu berühren bemerkbar. Der Schmerz ließ ihn aufkeuchen. Damit hatte er nicht gerechnet. Imperiale Sturmtruppen zielten scheinbar nicht nur mit ihrem Blaster mit Präzision, ihre Beine und Arme wussten sie auch einzusetzen. Darulon wünschte sich, er hätte das nicht auf diesem Wege lernen müssen. Er fühlte sich miserabel. Als er versuchte aufrecht zu stehen, durchflutete ihn zum ersten Mal ein Glücksgefühl, er stand aus eigener Kraft! Doch Hochmut kommt vor dem Fall, wortwörtlich. Seine Beine waren anderer Meinung gaben vor dem Diktat der Gravitation nach und hielten das Gewicht des Aqualish nicht, der Schmerz schnitt tief und ließ in Sterne sehen. Während er vornüberfiel, versuchte er, ein Geräusch seiner Kehle entweichen lassend was wohl das Aqualish Pendant zu einem Schrei war, nur viel gurgelnder, sich an dem kleinen Tisch mit den Medikamenten festzuhalten. Doch dieser hielt ihn nicht, er stürzte. Der Tisch samt aller Gegenstände auf ihm fielen in großer Kollegialität laut scheppernd mit ihm zu Boden. Mit den katzenhaften Reflexen eines Rontos konnte er seinen Kopf nicht vor dem Aufprall schützen, sodass ihn, ein weiteres Mal, der Schleier der Dunkelheit sich über seine Wahrnehmung senkte.


Galaxie/Inner_Rim/Zeemacht_Cluster/Tirahnn_System/Tirahnn/ Alte Strickerei/Darulon_Toga.exe
 
[Tirahnn - Tirahnn - Harad - KH "Jadum"] Mellah

Mellahs Augen fühlten sich geschwollen an. Der gestrige Tag war furchtbar gewesen. Erst die Sache in der Stickerei, dann der überstürzte Abflug von Tharen und den Kindern. Den ganzen Abend hatte sie geweint, hatte sich gehen lassen, sich ihrer völligen Verzweiflung hingegeben. Worauf hatte sie sich da nur eingelassen? Sie war eine gute Ärztin, ja, aber das hier... das war nicht ihre Welt. Tharens. Tharen hatte sich immer damit beschäftigt. Er müsste hier stehen, wenn schon einer, nicht sie. Sie wusste nichts von all den Fallstricken, worauf man achten musste, wie man sich verhielt als Partisanin. Nur ein paar wenige Dinge... möglichst nicht auffallen. Das war wohl das allerwichtigste. Was der Grund war, weshalb sie heute unbedingt wieder zur Arbeit musste. Sie durfte sich nicht anmerken lassen, dass da etwas anderes gewesen war als eine simple Magenverstimmung nebst Erkältung. Der gesamte Plan stürzte außerdem beinahe zusammen, wenn jemand krank war, und außerdem war da noch ihr Student, den sie im Stich gelassen hatte. Egal, wie sie sich fühlte... sie musste wieder hier hin.

Die Erkältung war eine gute Erklärung für noch vorhandene Blässe und eventuell gerötete Augen, und auch, falls sie heute unkonzentriert sein sollte. Besser, sie sagte wenigstens noch eventuell geplante kleinere Eingriffe ab. Behandlungen, ja, die würde sie hinbekommen. Vielleicht war es auch gut, wenn sie heute eine Aufgabe hatte... Zu Überdenken wäre auch, ob sie ihre Stunden ein wenig aufstocken würde. Sicher, dann hatte sie weniger Zeit für den Widerstand, aber vielleicht war es auch besser so... So hatte sie mehr Geld, vielleicht mehr Zugriff, wurde vielleicht befördert. Sie würde darüber nachdenken.

Mellah betrat ihren Behandlungsraum, in dem Tel'Set schon am Computer saß und vor sich hinarbeitete. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie den jungen Mann alleine gelassen hatte, aber nun ja, es gab Schlimmeres. Wie etwa, vielleicht dem Tod ins Auge zu blicken, so wie sie es gerade tat... Allerdings sollte sie daran nicht denken.

"Guten Morgen", wünschte sie und zwang sich zu einem Lächeln.

"Tut mir Leid, dass ich Sie die letzten zwei Tage alleine gelassen habe. Ich hoffe, es war nicht allzu anstrengend und man hat sich um Sie gekümmert? Was haben wir heute auf unserer Agenda?"

[Tirahnn - Tirahnn - Harad - KH "Jadum" - Behandlungszimmer c12] Mellah, Draen
 
.:: Tirahnn | Harad | Krankenhaus ‚Jadum‘ | auf den Fluren | Draen Tel’Set ::.


Draen hatte nicht lange gebraucht, sich für den Tag bereit zu machen. Der initiale Adrenalinstoß, der ihn beim Schrillen des Alarms durchströmt hatte, hatte jegliche Müdigkeit, die sich in seinem Körper noch ausbreiten wollte, gänzlich verfliegen lassen. Die Alarmbereitschaft im Krankenhaus war etwas, an das er sich gewöhnen musste. Vom einen auf den anderen Augenblick konnte sich alles ändern. Man wurde plötzlich gebraucht und musste so gesehen immer vorbereitet sein. Der junge Mediziner ertappte sich häufiger bei dem Gedanken, dass in Momenten der Stille ein Notfall jederzeit ebendiese durchbrechen konnte. Es wunderte ihn daher auch kaum, dass er sich trotz der wenigen Stunden Schlaf im Dienstzimmer nicht erholt fühlte. Die Anspannung hatte seinen Körper wahrscheinlich auch während des Schlafs im Griff. Der Caf, den er nun zu sich nahm, wärmte seinen Körper nicht nur von innen, sondern half ebenso den Schleier der Erschöpfung beiseite zu schieben.

In der kinderärztlichen Ambulanz hatten sich bereits in den Morgenstunden Patienten eingefunden, die Situation war bislang jedoch überschaubar geblieben. Dr. Tordok, ein hagerer, hochgewachsener Mann und Arzt der Kinderklinik, der sich in den letzten zwei Tagen seit Dr. Amroths Erkranken seiner angenommen hatte, überlies Draen während der Arbeit viel Freiraum. Er sollte sich selbstständig nach den Beschwerden der Patienten erkundigen, sie körperlich untersuchen und diagnostische Maßnahmen einleiten. Falls es Probleme gab, konnte er Dr. Tordok jederzeit kontaktieren, fürs Erste sollte der Mediziner jedoch durch Selbsterfahrungen lernen.

Draen konnte nicht verleugnen, dass sich eine gewisse Unsicherheit in ihm breit machte, als Dr. Tordok ihm initial die Anweisungen gegeben hatte. Schließlich ging es nicht um theoretische Patientenfälle aus medizinischem Lehrmaterial, sondern um echte Lebewesen, die mit gesundheitlichen Beschwerden vor einem erschienen und zu behandeln waren. Dennoch Draen blieb optimistisch, es war die Natur seines Charakters, und er nahm die Herausforderung an. Wenn er ein guter Mediziner werden wollte, dann musste er sich auf diese Situationen einlassen, dachte er sich. Diese Unsicherheit würde ihm niemand nehmen können, steigende Kompetenz und neue Erfahrungen aber schon. So hatte das Konzept von Dr. Tordok die letzten zwei Tage erstaunlich gut funktioniert. Draen suchte aktiv den Patientenkontakt, erledigte alle Aufgaben, wie er es im Studium erlernt hatte, und wenn er nicht weiterwusste, bat er um Unterstützung durch Dr. Tordok. Natürlich war der junge Mediziner längst nicht so effizient in seiner Arbeit wie ein ausgebildeter Arzt, wenn man aber bedachte, dass Dr. Tordok neben seiner eigentlichen Beschäftigung auf eine der Krankenhausstationen alleine die kinderärztliche Ambulanz zu betreuen hätte, so war Draens Vorarbeit sicherlich eine Entlastung, die ihm entgegenkam. Dr. Tordok machte zumindest einen zufriedenen Eindruck.

In eines der Behandlungszimmer zurückgekehrt setzte sich Draen an den Schreibtisch und begann die Dokumentation der letzten Behandlung. Ein Gefühl von Stolz ergriff ihn, ein seichtes Lächeln auf seinen Lippen entstand, als er den selbst diagnostizierten Knochenbruch eines kleinen Jungen dokumentierte. Was nützte all das akquirierte Wissen, wenn er es nicht anwenden konnte? Umso erfreuter war er, dass er mit nun auf Grundlage seiner Kenntnisse zur Heilung des Jungen beitragen konnte.

Ohne ein weiteres Signal öffnete sich plötzlich die Tür zum Behandlungszimmer, schnitt durch Draens Gedankengang und als der junge Mediziner den Kopf dorthin drehte, erfuhr er einen kurzen Schreck gefolgt von einem Gefühl der Freude. Es war Dr. Amroth, sie schien wieder gesund zu sein.

„Guten Morgen, Dr. Amroth, erwiderte Draen die Begrüßung. Während des kurzen Moments, den sich beide anschauten, korrigierte der Student seine initiale Einschätzung. Seine Betreuerin wirkte nicht gänzlich auskuriert, noch leicht abgeschlagen. Womöglich hatte sie ihren Körper alsbald in die Klinik gezerrt, als es ihr möglich war, wohlwissend welche Belastung ihr Ausfallen für die Kollegen bedeutete.

„Die letzten zwei Tage waren in Ordnung. Dr. Tordok hatte sich meiner vertretungsweise für Sie angenommen“, erklärte er daraufhin. „Aktuell vervollständige ich die Dokumentation zu einem jungen Patienten mit Verdacht auf eine Fraktur am Unterschenkel. Die Kollegen der Chirurgie haben sich der Weiterversorgung des Patienten bereits angenommen.“

Nach ein paar Eingaben am Computer fuhr der junge Mediziner schließlich fort.
„Im Wartezimmer befinden sich gegenwärtig noch eine acht Jahre alte Patientin, Spezies Mensch, mit Husten und Fieber seit zwei Tagen sowie ein 15 Jahre alter Patient, Spezies Mensch, mit Bauchschmerzen, Erbrechen und Abgeschlagenheit seit fünf Tagen.“

Draen wartete einen Moment. Er traute sich dann aber zu fragen.
„Ich hoffe, Sie haben sich gut erholen können? Geht es Ihnen wieder besser?“


.:: Tirahnn | Harad | Krankenhaus ‚Jadum‘ | Behandlungszimmer C12 | Mellah Amroth und Draen Tel’Set ::.
 
[- Tirahnn * Tirahnn * In der Nähe des Cafès "lachender Gizka" * Alyssa Varno, Orn Bastra und Sissian -]

Sie lauerten wie renanische Blutwölfe und warteten auf ihre Beute. Lange genug hatte man sie belächelt, klein gemacht und für dumm verkauft. Ein kräftiger Zug an ihrer Zigarette erleuchtete das Innere des V-35 Landspeeders. Durch die getönten Scheiben konnten sie ihr Ziel sehen. Die weißhaarige Frau saß da, aß gemütlich und trank Caf. Sie würde mit Credits zahlen, die sie mit dem schmutzigen Geld des Galaktischen Imperiums verdient hätte. Jeder, der im Hotel „Excelsior“ abstieß, war von außen oder kollaborierte mit dem Imperium. Das war ein offenes Geheimnis. Kaum ein Mensch auf Tirahnn selbst könnte sich das Hotel leisten. Sie hatten es also mit Sicherheit mit einer Imperialen zu tun. Welche Funktion sie inne hatte, das war irrelevant. Was sie wollten waren Credits und Anerkennung. Mit einer beiläufigen Handbewegung strich sich Alyssa Varno die pink gefärbte Strähne aus ihrem sonst pechschwarzen Haar. Ihre Kurzhaarfrisur könnte nochmal einen Schnitt gebrauchen, doch fehlten ihr die Credits. Sie hatte ihre Arbeit verloren, weil ihre Familie nicht den imperialen Standards entsprach. Halb Lorrdianerin, halb Mosciive, hatten ihrem Teint einen leichten Gelbstich verpasst und ihre Augen leicht angewinkelt und ausgeprägter Oberlidfalte gesegnet. Für das Galaktische Imperium nicht gut genug. Vorbeifahrende Landspeeder erleuchteten beiläufig auch den Rest des Inneren. Neben ihr saß Orn Bastra, ihr Twi’leki Kumpane, auch wenn dieser sich mehr wünschte. Doch das kam der Fastmenschin nicht in die Tüte. Ihr Herz gehörte, auch wenn sie es manchmal anders wünschte, Aram. Doch der nutzlose Sohn eines Dewbacks respektierte sie nicht. Wie sonst konnte sie es sich erklären, dass er in letzter Zeit so geheimnistuerisch war. Er verheimlichte ihr was. Eine andere Frau? Vielleicht. Doch es hatte was mit seiner Großmutter zu tun. Bisher hatte Aram sich geweigert, ihr den Rest seiner Familie vorzustellen. Auf dem hinteren Sitz saß Sissian, ein Chadra-Fan und gemeinsamer Freund. Er würde eine Schlüsselrolle in ihrem Coup spielen.

„Mach dich bereit Sissi, es geht gleich los. Die d'emperiolo stoopa macht sich gleich auf.“, raunte Bastra zu dem Chadra-Fan. Dieser quiekte und begann eine Tirade unaussprechlicher Klick und Quietschlaute von sich zu geben. Scheinbar mochte er den Kosenamen des Twi’lek nicht.


„Jetzt.“
, sagte Alyssa, was sich der Chadra-Fan nicht zweimal sagen ließ. Sie alle hatten genug Gründe das Galaktische Imperium zu hassen. Sie alle sehnten sich den Tag herbei, wenn die dolchförmigen Schiffe der Besatzer abziehen würden und Sturmtruppenhelme aufgespießt auf den Straßen als Mahnmal dienen würden, dass die Imperialen sich von Tirahnn fern zu halten hatten. Sissian würde die Imperiale in gebührendem Abstand verfolgen, bis er ungefähr einen halben Klick entfernt von ihrem Treffpunkt entfernt den nächsten Schritt machen würde. Er würde der Imperialen ihre Handtasche klauen und weglaufen. Allerdings langsam genug, dass sie Schritt halten können und in ihren Hinterhalt geraten würde.

Alyssa derweil ließ den Motor des Landspeeder aufheulen und fuhr an den beiden vorbei. Die weißhaarige Frau würde nicht ahnen, dass sich ihr Leben heute verändern würde. Wenn sie es klug anstellen würde, könnte sie sogar überleben. Eine tote Imperiale würde zu viel aufsehen erregen, vor allem nach dem letzten Anschlag. Doch ein paar Credits zu erpressen, das war was anderes. Sie fuhren mit Geschwindigkeit zum verabredeten Ort. Es war eine Sackgasse, die sich zwischen zwei Häuserfronten bildete. An ihrem Ende war eine hohe Mauer, die wohl die Hinterseite einer Garage oder ähnlichem bildete. Hinter einem großen Hydromüllcontainer verbargen sich der Twi’lek und die Fastmenschin.

Es dauerte nicht lang und sie hörten Schritte, die sich aus dem Gewusel der Großstadt absetzten. Es waren die kleinen Trippelschritte des Chadra-Fan, der mit einer schwarzen Handtasche an ihnen vorbeistürmte und vor der Mauer stehen blieb. Das Adrenalin stieg der Fastmenschin zu Kopf, als die weißhaarige Imperiale an ihnen vorbeistürmte, sodass sie dem Duo den Rücken zukehrte. Sie stieß ihren Gefährten an und beide stürmten auf die Frau und hieben mit ihren improvisierten Knüppeln auf sie ein. Der Kopf eines Regenschirmes sowie ein Hydrospanner waren die Waffen ihrer Wahl. Sie hieben mehrmals nach dem Kopf der Frau und trafen sie am Hinterkopf. Nach zwei Schlägen lag sie auf dem Boden. Sissian stürmte voran und trat mit seinen kleinen aber kräftigen Stummelbeinen nach der Frau, bis selbst Bastra ihn zurückhalten musste. Tot würde sie ihnen nichts nutzen. Alyssa verlor derweil keine Zeit und holte den Speeder, manövrierte das Vehikel rückwärts in die Sackgasse und öffnete den Kofferraum. Mit Tape banden sie der weißhaarigen Frau die Beine zusammen, dann die Arme. Zuletzt klebten sie der bewusstlosen Frau den Mund zu. Bastra und Varno packten sie und beförderten die Bewusstlose in ihren Landspeeder, bevor sie sich hineinsetzten und losfuhren.


„Und jetzt?“ fragte der sichtlich außer Atem geratene Bastra die ebenfalls angespannte Alyssa Varno.

„Wir müssen erstmal aus der Stadt raus. Dann fahren wir zu einer abgelegen Stelle und treffen uns mit Aram. Wenn wir ihm dieses Mäusschen auf dem Silbertablett präsentieren, kann man uns nicht nicht ernst nehmen."

Plötzlich quiekte Sissian von der Rückbank. Er hatte immer noch die Handtasche der Imperialen und hatte ihre ID aus selbiger herausgefischt und streckte sich mit seinem ganzen kleinen Körper nach vorne um die ID Karte dem Twi’lek zu geben.

„Wow. Alyssa? Ich glaub‘ wir haben einen Jackpot gelandet.“

„Aha?“ fragte Alyssa leicht genervt. Sie hasste es, wenn Bastra nach Aufmerksamkeit gierte und sie zwang nachzufragen, anstatt die ganze Nachricht mit ihrem Sinngehalt direkt mitzuteilen.

„Maila Horn, imperiale Offizierin. Kommandantin eines Schiffes.“

Ein nervöses Lachen entwich der Fastmenschin, als sie vor Freude auf das Lenkrad schlug. Die Bedenken, dass sie sich soeben mit der imperialen Flotte angelegt hatten, wischte sie weg. Das Adrenalin ließ sie solche Gedanken noch nicht wahrnehmen.

„Nimm mein COMM und schreib an Aram folgende Nachricht: Hey Süßer. Treff mich nach Einbruch der Dunkelheit am Friedhof. Du weißt ich mag es gruselig. Ich hab‘ aber ein Geschenk für dich, also wird es sich lohnen.“

Sichtlich genervt tippte Bastra genau diesen Wortlaut in ihre COMM Einheit und schickte die Nachricht an Aram ab. Nebel hatte sich außerhalb des Stadtgebietes über das Land gelegt. Das blaue Schimmern der holografischen Grabsteine erfüllte diesen sowieso schon unheimlichen Ort mit einem besonders sinistren Glanz. In der Ferne sahen sie mitten in der Nacht einen Landspeeder vorbeirasen, doch bog dieser nicht in den Friedhof ab, also sollte es nicht Aram sein. Würde er kommen? Wehe wenn nicht. Dann könnte der Mistkerl ihr wirklich gestohlen bleiben und die Imperiale würde sterben.

[- Tirahnn * Tirahnn * Nahe des Fendduin * Friedhof * Im Speeder: Alyssa Varno, Orn Bastra und Sissian, im Kofferraum: Maila Horn (bewusstlos) -]
 
{Inner-Rim, Zeemacht-Cluster, Tirahnn-System,Tirahnn, Tirahnn, Cafè "lachender Gizka"}

Maila genoss noch ein wenig die ruhige Atmosphäre in dem Cafe. Inzwischen war sie gelangweilt von den Artikeln über die angeblichen Kräfte die sich gegen das gloreiche Imperium auflehnten. Warum sollte man so etwas machen? Das Imperium war unfehlbar! Einfach lächerlich dagegen anzukämpfen. Ruhig stand die junge Frau auf und nahm ihre Tasche sowie den Gehstock und legte dem Kellner die nötigen Credits hin. Kein Trinkgeld. Das hatte er zumindest für Maila nicht verdient. Xenos sollten gefälligst erst einmal richtig arbeiten bevor sie belohnt würden. Und der Kellner war halt kein Mensch und der zweite Caf war ein wenig zu kühl gewesen. Noch einmal schaute sie auf die Ländereien welche man von dem Cafe aus betrachten könnte. Vielleicht würde Maila ihr Anwesen hier hin bauen. Das wäre eine wirklich sehr schöne Gegend dafür. Die Felder entspannten die Kommandantin der Tempest sehr. Nachdenklich räumte sie noch ein paar Zeitschriften zusammen die wenigtens halbwegs interessant wirkten und steckte sie ein. Entspannt ging sie los. Sobald Maila das Cafe verlassen hatte schaute sie auf ihr Datapad mit dem Stadtplan. Es war wirklich interessant wie diese Stadt aufgebaut war. Aber auch verwirrend. Es fehlten ein wenig die geraden Linien und vorallem Struktur die Maila so am Imperium schätzte. Alles war so chaotisch. Dazu kannten die Nichtmenschen einfach nicht den Platz der ihnen zugedacht war, der ihnen zustand. Die knapp über 1,50m kleine Frau schlenderte weiter durch die Straßen und bemerkte ihre Verfolger nicht. Erst als sie an einem kleinen Stand den Schmuck begutachtete sah sie den kleinen Nichtmenschen, welcher ihr sofort die Handtasche entriss. Schnell packte Maila ihren Gehstock und lief ihm hinterher.

„Bleib stehen! Du kleiner…! Du weißt nicht mit wem du dich angelegt hast!“

Rief sie dem Dieb hinterher. Wie in einem Tunnel nur auf ihn fokussiert rempelte Maila dabei den ein oder anderen an und stolperte. Wenn sie diesen kleinen Teufel erst einmal hätte. Mindestens ein Jahr in einer Zelle der Tempest ehe sie ihn mittels Luftschleuse einen gratis Flug im Weltraum ohne Raumanzug spendieren würde. Langsam stand sie auf und dachte dass dieses Ungeziefer weg wäre. Kurz trafen sich ihre Blicke. Maila funkelte ihn zornig an ehe diese Abscheulichkeit mit ihrer geliebten Handtasche weiter lief. Maila würde sie verbrennen müssen. Das Vieh hatte sicher Keime und Krankheiten! Dennoch. Alleine für ihre ID-Karte musste Maila die Tasche zurück haben. Endlich bog dieses widerliche etwas in eine Gasse ein. Maila hinterher. Als die Weißhaarige in die Gasse trat käuselten sich ihre Lippen und ihr Grinsen war eine kaltblütige Fratze. Sie waren alleine. Langsam packte Maila ihren Gehstock und wollte am Knauf den versteckten Dolch ziehen, bekam dann aber einen Schlag ab auf den Hinterkopf ab. Was-? Dann folgte schon der nächste Schlag und sie ging bewusstlos zu Boden.

Maila wurde langsam wach und stöhnte leise. Zumindest so weit es ging. Ihr Bett war irgendwie hart und schien sich zu bewegen. Langsam wollte die Weißhaarige nach ihrem Datapad tasten, aber es ging nicht. Es war als wären ihre Arme nicht in der Lage ihre Position hinter dem Rücken zu verlassen. Benommen versuchte die Imperiale irgendwie die Augen zu öffnen, nur um festzustellen, dass sie bereits offen waren. Genauso wollte die Frau nach dem Zimmerservice rufen, nur um zu realisieren dass es nicht ging. Ihr Mund war zugeklebt worden. Langsam dämmerte es ihr was geschehen war. Es war nur eine Vermutung. Eine die aber bestätigt wurde sobald sie ihren Kopf bewegte und versuchte sich um zu drehen. Es tat höllisch weh. Irgend wer hatte sie nieder geschlagen. Diese dreckigen Nichtmenschen! Sie würden leiden! Sicher! Wieder versuchte sie zu rufen. Wand sich in ihrer Lage. Würde sie nun irgendeine Krankheit bekommen? Schließlich mangelte es bei den Xenos gerne mal an der Hygiene eines Menschen. Sie waren unrein. Sollten eigentlich besser ausgemerzt werden als dass sie noch weiter ihr fatales Dasein fristen könnten. Sie wären gutes Kanonenfutter, aber mehr nicht. Wer auch immer diese Sache geplant hatte, so dachte sich Maila, hatte einen Flug auf der Tempest verdient. Einfach im Weltraum aussetzen war nicht genug. Sie würde sie in der oberen Atmosphäre aussetzen. Mit ein wenig Luft. Sie würden langsam und unausweichlich in die Atmosphäre gezogen und jämmerlich verbrennen. Selbst wenn sie das überlebten, dann würde spätestens der Aufprall auf dem Boden sie töten. Gerade zu bösartig grinste Maila in ihren Knebel. Das wäre das Schicksal der Feinde des Imperiums. Folter und dann ein solcher tot. Und es würde Chefsache sein. Aber dafür musste Maila irgendwie entkommen. Und dafür musste sie wissen, wo sie war.

Maila fing an nach zu denken. Anhand des spärlichen Platzes musste sie in einem Kofferraum sein. Anders war der Platz nicht zu erklären. Dazu die Bewegung dessen was ihr Aufenthaltsort war. Ihr Datapad müsste geortet werden können. Eigentlich hätte sie kommenden Morgen ein Meeting. Niemand würde davon ausgehen dass sie plötzlich unpünktlich wäre. Gerade da Maila stets eine halbe Stunde vor Beginn anwesend war. Die Zeit lief also für sie. Dennoch. Ihr ging langsam ein wenig die Luft aus. Dazu wurde sie durstig. Und sie wollte wissen wer sie entführt hatte. Wahrscheinlich gehörte dieses widerliche Etwas zu den Entführern. Also hieß es mitspielen. Eine Scharade aufbauen. Mitleid heucheln, einen auf beste Freunde machen. Also die ganze Palette der verschlagenen Kunststücke die man sie gelehrt hatte. Sie fing sie an gegen die innen wände zu treten. Sie würde die Aufmerksamkeit brauchen. Scheinbar wussten sie nicht wer sie wirklich war. Sonst hätte man vernünftige Fesseln genommen. Oder etwas mehr Respekt gezeigt. So machte Maila weiter. Machte Lärm. Sie würde vorgeben Probleme mit der Atmung zu haben. Wenn Maila richtig lag wollten ihre Entführer sie lebend. Es war schon ein wenig pokern, aber warum sonst sollte man sie sonst am Leben halten? Egal ob adelig, Offizier oder normaler Bürger. Lebendige Geiseln waren immer wertvoller als Leichen. Zumindest hoffte Maila sich nicht damit komplett zu täuschen.

{Inner-Rim, Zeemacht-Cluster, Tirahnn-System, Tirahnn, Nahe Fendduin, Friedhof, im Speeder; Maila Horn(im Kofferraum), Alyssa Varno, Orn Bastra und Sissian}
 
[Tirahnn - Tirahnn - Harad - KH "Jadum" - Behandlungszimmer c12] Mellah, Draen

Doktor Tordok... nun ja, das war zu erwarten gewesen. Der ältere Arzt war definitiv kompetent und einer der wenigen, der sich wohl noch zusätzlich um einen Studenten kümmern konnte, aber er konnte hart sein - Mellahs Meinung nach nicht unbedingt ein Vorteil für einen Kinderarzt. Er war noch von der alten Schule... Und auch über Behandlungsmethoden waren sie nicht immer einer Meinung, auch wenn Mellah sich sehr zurückhielt und in der Regel nicht die Konfrontation suchte. Sie war noch zu jung, zu unerfahren, und die meisten älteren Ärzte ließen sich nicht gerne etwas von einem jungen Hüpfer wie ihr erzählen. Aber Dr. Tordok war immer fair und auch wenigstens zu den Kindern so freundlich, wie es ihm möglich war - etwas, das nicht allen seinen Kollegen gelang. Tel'Set hatte also zumindest keine Niete gezogen.

Sie ging um den Tisch herum und warf ihm einen Blick über die Schulter, überflog, was er geschrieben hatte.

"Das sieht gut aus",

nickte sie dann, bevor der Student fortfuhr. Mellah gab sich alle Mühe, ihm genau zuzuhören. Keine Fehler... Jetzt bloß keine Fehler machen. Sie durfte auf keinen Fall auffallen!
Ein leichtes Lächeln kräuselte sich um ihre Lippen.

"Besser, ja, danke. Ich fürchte, ganz fit bin ich noch nicht. Also, wissen Sie was? Wie wäre es, wenn Sie weiter alleine fortfahren und die Patienten behandeln, Sie scheinen so weit zu sein. Ich bleibe dabei, aber ich halte mich schön zurück. Dabei lernen Sie am meisten."

Eine Win-Win-Situation. Mellah würde nicht Gefahr laufen, aus Unkonzentriertheit dumme Fehler zu begehen, und Tel'Set bekam die Übung und Praxiserfahrung, die er brauchte.

"Ich schlage vor, sie bitten darum, erst das Mädchen zu behandeln; wer fünf Tage mit Bauchschmerzen aushält, hält auch noch weitere zwanzig Minuten durch, außerdem ist sie jünger. Besser, sie kommt bald an die Reihe."

Mellah wusste nur zu gut, wie zappelig kleine Kinder irgendwann werden konnten, vor allem, wenn es ihnen schlecht ging. Husten und Fieber klang nun nicht nach einer sonderlich komplizierten Sache, damit würde Tel'Set schon klarkommen.

Wenig später betraten das Mädchen und ihr Vater den Raum. Mellah begrüßte sie mit einem Kopfnicken, hielt sich, wie angekündigt, im Hintergrund und beobachtete. Die Körperhaltung des Vaters schien ihr unnatürlich steif, er führte seine Tochter ins Zimmer, lenkte sie und dirigierte sie zur Untersuchungsliege. Wenig später wurde ihr auch klar, weshalb er sich so verhielt - er stellte sich mit Colonel Draelf vor. Ein imperialer Colonel... Na, das konnte ja heiter werden.
Ihr Student machte seine Sache gut, ein wenig nervös vielleicht, aber eigentlich doch sehr einfühlsam und kompetent, ließ sich auch durch Kommentare seitens des Vaters nicht aus der Ruhe bringen, zumindest merkte man ihm nichts an. Gut. Das war ein guter Start...


[Tirahnn - Tirahnn - Harad - KH "Jadum" - Behandlungszimmer c12] Mellah, Draen, NPCs
 
.:: Tirahnn | Harad | Krankenhaus ‚Jadum‘ | Behandlungszimmer C12 | Mellah Amroth und Draen Tel’Set ::.


So verlegen er sich fühlte, Dr. Amroth nach ihrem Befinden zu fragen, machte sich Draen sofort daran, an der Dokumentation des Patientenberichtes weiter zu schreiben. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie die Ärztin auf ihn zu kam und sich an ihn heranstellte. Innerlich ermahnte sich der Student dazu, ruhig zu bleiben. Sie kannten sich erst die wenigen Tage seit Praktikumsbeginn und wenn man das krankheitsverschuldete Ausfallen der Ärztin bei ihrer Arbeit bedachte, war das nicht viel Zeit. Allzu persönliche Themen wollte er der Höflichkeit wegen daher meiden. Insbesondere Dr. Tordok hatte bei ihrer Begegnung unmittelbar klargestellt, dass er sich lediglich der Ausbildung des Studenten widmete. Alles Zwischenmenschliche sollte er für die Patienten und seine Freizeit aufwenden.

Als die Kinderärztin seine Nachfrage schließlich kurz und bündig beantwortete, fiel ihm eine Last vom Herzen. Es schien in Ordnung gewesen zu sein, sie nach ihrem Befinden zu fragen. Sie räumte sogar ein, nicht gänzlich genesen zu sein, er hatte also keinen verkehrten Eindruck von ihr gehabt.

Anders als erwartet, schien sich mit Dr. Amroths Rückkehr jedoch nicht das Lehrmodell zu ändern. Sie schlug vor, dass Draen fortsetzen sollte, die Patienten selbstständig aufzunehmen. Mit dem einzigen Unterschied, dass Dr. Amroth im Gegensatz zu Dr. Tordok unmittelbar dabei anwesend sein sollte. Um ehrlich zu sein, hatte Draen keine Einwände dagegen. Im Gegenteil, irgendetwas in ihm schien Gefallen an der Situation gefunden zu haben. Letzten Endes studierte er nicht der Theorie wegen, sondern eben genau, um gewissenhaft auf Patienten und ihre Beschwerden einzugehen und sie zu behandeln. Es war die perfekte Möglichkeit, unter Aufsicht Erfahrungen zu sammeln.

„Sehr gerne, Dr. Amroth, bestätigte er sofort, ein freudiges Lächeln konnte er nicht unterdrücken. „Da stimme ich Ihnen zu. Ich werde das Mädchen hineinbitten.“

Es dauerte nicht lange, bis das Mädchen mit Husten und Fieber von einer Krankenschwester ins Behandlungszimmer geleitet wurde. Sie sah erschöpft aus, die Arme hingen lose zu beiden Seiten hinunter. Das Mädchen schleppte sich Schritt um Schritt zur Untersuchungsliege, verquollene Augen blickten Draen in einem kurzen Seitenblick an.

Der junge Mediziner legte kurzerhand Handschuhe und Mundschutz an, ging in die Hocke und begrüßte die Kleine.
„Hallo, ich bin Draen und wie ist dein Name?“

Unterbrochen durch mehrere Hustenstöße offenbarte die Kleine ihren Namen.
„Ich heiße Mina.“

„Hallo Mina. Setz‘ dich doch schon mal auf die Liege. Ich werde dich gleich untersuchen, damit du deinen Husten loswirst“, sagte er dem Mädchen zugewandt, ehe er sich wieder in eine aufrechte Körperposition brachte. Mit Mina eingetreten war ein Mann, womöglich ihr Vater, den Draen ebenso mit ausgestreckter Hand begrüßte. „Ich grüße Sie. Tel’Set mein Name, Student unter Aufsicht von Dr. Amroth.“

Draen konnte nicht sagen, was es war, doch noch ehe sein Gegenüber antwortete, strahlte der Mann eine Kühle, eine Härte und eine unnachgiebige Freudlosigkeit aus, dass der junge Tirahnner sie beinahe spüren konnte.
„Colonel Draelf, Imperiale Armee“, stellte dieser sich emotionslos vor.

Mit Benennung der Tatsache, dass er dem Imperium diente, verflog das vage Gefühl, das Draen initial umgab, und wich einem klaren Empfinden von Antipathie. Das Erscheinen des Imperiums auf seiner Heimatwelt hatte grundlegende Veränderungen mit sich gebracht. Für die Gesellschaft, seine Familie und ihn selbst. Mittlerweile gab es kaum einen Moment am Tag, an dem man sich nicht gedanklich mit dem Imperium befassen musste. Selbst unter den Reihen seiner Mitstudenten gab es angehende Mediziner, die sich als zukünftige Armee- und Flottenärzte des Imperiums in den Dienst begeben wollten. Gänzlich unverstanden blieb Draen mit welcher blinden Leichtigkeit sie die Indoktrination des Imperiums teilten, sie sogar verbreiteten. Dabei musste ihre Elterngeneration von der einstigen Blüte eines friedvollen Tirahnns wissen, so galt dies zumindest für Draen und seine Familie. Und selbst wenn man den Erzählungen der Vergangenheit nicht glauben schenken mochte, man hatte die Realität vor Augen. Diese konnten nicht ausblenden, wie desolat sich Tirahnn seit Einwirken imperialen Einflusses gewandelt hatte.

Seine Aversion runterschluckend gab er dem Vater von Mina die Hand und nickte bündig. Draen schwor sich aber, dass er die Interaktionen mit dem Colonel während der Behandlung auf einem minimalen Maß halten würde. Es ging einzig und allein um Mina und ihre Gesundheit. Das stand an oberster Stelle, ungeachtet der Gesinnung ihrer Familie. Draen hoffte, dass sie beim Heranwachsen die Lügen des Imperiums erkennen würde, er hegte jedoch ebenso Zweifel angesichts der wahrscheinlich frühen imperialen Erziehung, die sie zu erleiden hatte.

Endgültig schob er die Gedanken beiseite und fokussierte sich auf seine Patientin.
„Wann hat denn der Husten angefangen, Mina?“

„Ich weiß nicht genau. Ich glaube vor zwei Tagen. Mein Hals tut seitdem so weh.“

„Das ist korrekt. Am Abend vor zwei Tagen. Am Nachmittag noch, sagte unsere Bedienstete, habe sie alleine im Garten gespielt. Am Abend erblickte ich sie dann hustend“, erklärte ihr Vater in monotonem Tonfall.

Draen nickte und nahm die Antwort des Vaters nüchtern zur Kenntnis.
„Ich verstehe.“ Daraufhin nahm er seinen Illuminator in die Hand. „So, Mina, dann mach‘ mal den Mund ganz weit auf und sag‘ ganz lange ‚A‘.“ Hochrot stach dem Mediziner die Rachenwand entgegen. „Sehr gut. Ich setzte mich jetzt neben dich und schaue dir noch in die Ohren.“

Während er das Otoskop vorbereitete, sah er den angespannten Blick des Mädchens.
„Hast du ein Lieblingstier, Mina?“, fragte er daher.

„Ich mag Gizka, weil sie so süß aussehen.“

Draen schnappte sich sein portables Datenpad und lächelte.
„Ja, Gizka sind schon süße Kreaturen“, sagte er und eine holographische Projektion erschien über dem Datenpad. Sie zeigte drei Gizka, die einander neckten.

Relativ rasch konnte Draen beobachten, wie sich die Augen des Mädchens vor Freude weiteten. Die Projektion schien ihr zu gefallen.
„Okay Mina, dann konzentiere dich mal auf die Gizka. Du musst mir gleich sagen, was sie gemacht haben, während ich in deine Ohren geschaut habe.“ Vorsichtig legte der Student das Otoskop an und es dauerte nur flüchtige Momente, da er beide Ohren von Mina inspiziert hatte. Das Mädchen ließ sich angesichts der süßen Gizka, die vor ihr liefen, kaum stören. Aufmerksam musste der junge Mediziner sogar eher darauf achten, dass die ruckartigen Bewegungen, die das Mädchen während ihrer Freude über die Gizka machte, die Untersuchung nicht gefährdeten. Der Ablauf verlief jedoch problemlos, die Gehörgänge sahen reizfrei aus.

„Jetzt werde ich noch auf deine Lunge hören, Mina. Bleib‘ ruhig sitzen, ich höre über den Rücken auf deine Lunge. Du musst nur wiederholt tief ein- und ausatmen.“

In einem kurzen Moment wagte Draen einen Seitenblick. Minas Vater, Colonel Draelf, beäugte ihn und die körperliche Untersuchung akribisch. Er sagte zwar nichts, das kam Draen aber auch sehr gelegen. Konzentriert horchte der junge Mediziner auf die Lunge seiner Patientin. Auf Kommando atmete sie tief ein und aus. Wenngleich einige Hustenstöße daraus hervorgingen, so meisterte die Kleine diese relativ gut.

„Das machst du sehr gut, Mina. Du kannst wieder normal weiteratmen“, sagte er der Kleinen. „Wie geht es den Gizka?“

„Sie spielen miteinander“, verkündete sie weiterhin mit Freude erfüllt, auch wenn sie erneut husten musste.

„Das ist sehr schön. Mina, jetzt wollen wir zu sehen, dass du wieder gesund wirst“, antwortete Draen und wandte sich dann Dr. Amroth zu. Der junge Mediziner hatte zwar einen Verdacht, was seine Patientin plagte, er hielt jedoch nochmal Rücksprache. Schließlich war seine Mentorin direkt vor Ort. „Die Lunge ist seitengleich gut belüftet. Ich gehe von einem Infekt der oberen Atemwege aus. Aus der Vorgeschichte geht keine Risikoexposition bezüglich kritischer Erreger hervor. Ich schlage vor, einen Rachenabstrich sowie Laboruntersuchungen auf mögliche Entzündungswerte vorzunehmen.“ Draen blickte noch flüchtig auf die bisherige medizinische Fallakte. „Oh, und wir sollten eine Therapie angesichts des Fiebers beginnen.“


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[Tirahnn - Tirahnn - Harad - KH "Jadum" - Behandlungszimmer c12] Mellah, Draen, Colonel Draelf, Mina (NPCs)

Mina war wirklich ein niedliches kleines Mädchen, und Mellah bekam sofort Sehnsucht nach ihren beiden Kindern. Warum hatte sie sie nur fortgeschickt? Sie wusste genau weshalb, aber... es war nicht einfach. Ganz und gar nicht. Umso mehr sollte sie sich nun auf Mina konzentrieren... und darauf, Colonel Draelf keinen Anlass zur Beschwerde zu geben.
Die Idee, der nervösen Kleinen einfach ein Datapad zur Ablenkung in die Hand zu drücken, war gut - noch besser fand Mellah es, dass es Tel'Set überhaupt aufgefallen war, dass Mina Angst hatte. Gizkas waren zwar absolut nicht Mellahs Vorstellung von "süßen" Tieren, aber jeder hatte eben seine eigenen Vorlieben - und da Mellah ohnehin den meisten Tieren sehr gewogen war, fand auch sie die Projektion nicht unintereressant.
Wichtiger aber war die Diagnose.
Sie ignorierte Col. Draelf und seine Haltung geflissentlich (so wie auch schon seine steife Bemerkung zuvor) und beugte sich ein wenig vor, um Tel'Set besser beobachten zu können. Der Student hatte seine Untersuchung schon bald abgeschlossen und teilte Mellah seine Ergebnisse mit. Sie nickte, was er sagte, war nicht falsch - allerdings wäre sie persönlich alles ein wenig zurückhaltender angegangen.

"Der Abstrich ist möglich und schadet in diesem Fall sicher nicht."

Mellah vermutete zwar, dass er unnötig sein würde, doch widersprechen würde sie Tel'Set in diesem Fall sicher nicht. Außerdem hatte er die Untersuchung gemacht, vielleicht war es notwendiger, als Mellah von ihrer Position aus erahnen konnte.

"Was das Fieber angeht..."

Sie stand auf und trat an den Computer, um sich noch einmal alle Daten anzusehen. Die Krankenschwester hatte vorhin schon Fieber gemessen - ja, sie hatte es sich richtig gemerkt. Mellah sah wieder zu Tel'Set.

"38,5 seit zwei Tagen sind noch nicht zwingend behandlungsnotwendig. Ich würde empfehlen, noch ein oder zwei Tage abzuwarten und den Körper seine Arbeit machen zu lassen. Erinnern Sie sich an das, was Sie über Fieber gelernt haben - nicht immer ist Fieber unser Feind, prinzipiell hilft es erst einmal. Es ist hoch, aber nicht besorgniserregend. Die Entscheidung ist eine Ermessens- und Ansichtssache. Ich persönlich würde erst einmal Wadenwickel empfehlen und viel Flüssigkeit, bevor wir chemisch eingreifen, letzten Endes aber..."

"Moment mal",

wurde Mellah unterbrochen, und langsam drehte sie sich zu Colonel Draelf um. Noch bevor sie ihn höflich bitten konnte, sie aussprechen zu lassen oder fortzufahren, sprach der Mann weiter.


"Wir sind hier, weil meine Tochter krank ist, wir Medikamente brauchen und sie wieder gesund werden soll, nicht, um von einer Kräuterfrau Tipps wie 'Wadenwickel' zu bekommen."


Mellah war erst einmal viel zu perplex, um irgendetwas zu erwidern, als der Colonel sich wieder an Tel'Set wandte.

"Machen Sie bitte den Abstrich, Doktor, und dann möchte ich fiebersenkende Mittel."


Jetzt erwachte Mellah langsam aus ihrer Starre. Hatte er sie gerade wirklich "Kräuterfrau" genannt, und Tel'Set zum Doktor befördert? Sie hatte ja gewusst, dass einige Imperiale noch immer starke Vorurteile gegenüber Frauen hegten, doch so etwas war ihr in all den Jahren der Besatzung noch nicht untergekommen.

"Mr. Draelf",

sprach sie den Colonel bewusst ohne seinen Rang an, ihre Stimme ruhig und gelassen. Sie würde jetzt keinen Streit beginnen, egal, wie sehr er sie gerade beleidigt hatte. Viel zu riskant - sie wollte weder ihren Job verlieren, noch irgendwie beobachtet werden. Außerdem war da immer noch die kleine Mina, die vor sich hinhustete. Dank des Datapads war sie ein wenig abgelenkt. Diese kleine Sache, ihm seinen Rang vorzuenthalten, ließ sie sich allerdings nehmen.

"Ich verstehe Ihre Sorge um Ihre Tochter. Dennoch kann ich Ihnen versichern, dass ein Fieber in dieser Höhe wirklich nicht..."

- "Ich habe Ihre Theorie gehört"
,

fiel Draelf ihr rüde ins Wort, wandte sich dann wieder an Tel'Set.

"Also?"

Einen Moment überlegte Mellah, entschied jedoch, dass es das nicht wert sei. Mina war nicht in Gefahr, und auch, wenn sie ihr Fieber chemisch senkten würde das letzten Endes hoffentlich keinen großen Unterschied machen. Es gefiel ihr nicht, einfach aufzugeben und dem Colonel so zu zeigen, dass tirahnnische Frauen nachgiebig und gehorsam waren, aber... vermutlich war das klüger, als jetzt einen Aufstand zu proben. Sie hoffte nur, dass sie dadurch nicht in Tel'Sets Augen als Versagerin dastehen würde, das würde ihre weitere Zusammenarbeit doch verkomplizieren. Allerdings wusste sie auch nicht, auf welcher Seite der junge Tirahnner stand - vielleicht fand er die Aussagen Draelfs gar nicht so falsch.
Also trat sie einen Schritt zurück, so dass der Colonel sie nicht direkt im Blick hatte, und nickte ihrem Studenten zu.

"Ihre Entscheidung, Mister Tel'Set."

[Tirahnn - Tirahnn - Harad - KH "Jadum" - Behandlungszimmer c12] Mellah, Draen, Colonel Draelf, Mina (NPCs)
 
.:: Tirahnn | Harad | Krankenhaus ‚Jadum‘ | Behandlungszimmer C12 | Colonel Draelf und Tochter (NPCs), Mellah Amroth und Draen Tel’Set ::.

Es war eine Mischung aus Stolz und Unsicherheit, die Draen umfing, nachdem er die körperliche Untersuchung von Mina abgeschlossen hatte. Er war stolz auf sich, dass er die Situation mit dem Mädchen im Griff hatte und sie ohne größere Umstände hatte untersuchen können. Auch das Dasein ihres imperial indoktrinierten Vaters hatte ihn dabei nicht aus der Ruhe gebracht. Auf der anderen Seite bestand die Unsicherheit darüber, ob sein Befund und seine Behandlungsideen auch die richtigen waren. Er hatte während seines bisherigen Werdeganges entsprechend wenig Patienten gesehen und somit keinen großen Erfahrungsschatz wie es Dr. Amroth oder Dr. Tordok aufwiesen. Wissen war zweifelsfrei wichtig, doch Erfahrung half, Situationen am Ende besser einordnen zu können. Basierend auf seinen bisherigen Kenntnissen war Draen aber aktuell zu einer Entscheidung gekommen und hatte seinerseits zusätzliche Untersuchungen und eine fiebersenkende Therapie vorgeschlagen.

Mit Erwartung sah der junge Student Dr. Amroth an, ernüchtert war er dann durch ihre Antwort. Draen war nicht enttäuscht, sondern es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Seine Mentorin sprach sich nicht sonderlich für einen Rachenabstrich aus, noch weniger aber für eine fiebersenkende Therapie. Ihre Argumentation dabei war schlüssig. War das der Unterschied, den Erfahrung machte? Eine bedarfsgerechtere Einordnung der Situation? Eine situationsadaptierte Einleitung von Behandlungsmaßnahmen? Jedes Fieber, jeder Husten, jeder Schmerz oder welches Symptom man nehmen mochte, war eben nicht gleich. Maßgeblich entschieden Situation und Kontext über die Ausprägung eines Symptoms. Entsprechend stimmte Draen den Schlussfolgerungen von Dr. Amroth gedanklich zu, kurzerhand schossen ihm aber ebenso Gedanken aus den beiden vergangen Tagen durch den Kopf. Er fragte sich, ob er die Patienten an den Tagen zuvor falsch oder zumindest nicht bedarfsgerecht behandelt hatte. Dr. Tordok hatte nicht jeden Behandlungsplan mitbestimmt, sondern hatte viel mehr nur die Ergebnisse mit Draen besprochen. Eine unmittelbare Rückmeldung in der Situation selbst hatte der Student daher nicht erhalten. Im Grunde genommen war so eine Situation auch untypisch, war in vorherigen praktischen Übungen immer sein zuständiger Mentor anwesend gewesen, hatte die Behandlung entweder selbst durchgeführt oder den Studenten angeleitet. In den letzten zwei Tagen hatte sich Draen durch die erfahrene Selbstständigkeit sehr beflügelt gefühlt und an mancher Stelle wahrscheinlich nicht kritisch nachgedacht. Umso dankbarer war er nun für Dr. Amroths Rückmeldung.

Ehe er seine Gedanken fortführen konnte, fiel Colonel Draelf der Kinderärztin ins Wort und lenkte abrupt ihrer beider Aufmerksamkeit auf sich. Zu allem Übel wurde der Imperiale Offizier gegenüber Dr. Amroth beleidigend, im nächsten Moment betitelte er Draen dann als Doktor. Dabei hatte sich der junge Tirahnner wie gewohnt als Student bei ihm vorgestellt. Draen sah die Apathie im Gesicht des Colonels, seine Stimme triefte vor Arroganz. Offensichtlich war der Imperiale mit Dr. Amroths Behandlungsvorschlag nicht zufrieden, er teilte ihre Meinung nicht. Natürlich war es die Pflicht eines jeden Vaters, auf das Wohlergehen seiner Kinder zu achten, aber hatte er dabei verbal gleich derart ausfallend werden müssen? Lag es in der Natur seines Charakters oder in der Natur … seiner imperialen Ideologie? War der Colonel grundsätzlich ein intoleranter, verächtlicher Mensch, war es kein Wunder, dass er sich in den Dienst des Imperiums gestellt hatte. Doch selbst wenn dem nicht so gewesen sein sollte, der Einfluss den das Imperium mit seinen verachtenden Wertvorstellungen auf Individuen ausübte, hätte ihn problemlos zu dem geformt, der er jetzt war. Am Ende kam also dasselbe raus: die imperiale Ideologie war die einzig logische Erklärung für sein feindseliges, respektloses Verhalten. Frauenfeindlichkeit und Xenophobie zierte schließlich weiterhin die Reihen der Imperialen, eine groteske Idee, wie Draen empfand.

Noch in Gedanken bemerkte der junge Student erst gar nicht, dass ihm wieder die ungeteilte Aufmerksamkeit galt. Er blickte flüchtig zur Seite und sah, wie Mina weiterhin auf das Datenpad fokussiert war. Entgegen all der Gedanken, die Draen bis gerade durchströmt hatte, schien ihre kleine Welt in Ordnung zu sein. Wehmütig hoffte er, dass es für sie auch in Zukunft so bleiben würde.

„Ja, gewiss. Ich danke für Ihre Meinung“, antwortete der Student schließlich seiner Mentorin und wandte sich daraufhin Colonel Draelf zu. „Wir werden einen Rachenabstrich und laborchemische Untersuchungen durchführen, um einen möglichen schwerwiegenden Verlauf des Krankheitszustands ihrer Tochter erkennen und gegebenenfalls behandeln zu können.“

„Sehr gut. Und weiter?“


Draen erinnerte sich gedanklich daran, die Entschlossenheit beizubehalten, seine missbilligenden Gedanken über den Imperialen nicht auf seinem Gesicht zu offenbaren. Der Behandlungsvorschlag, wie ihn Dr. Amroth schilderte, war adäquat und richtig. Es gab momentan keine Rationale, anders zu handeln.
„Mit Verlaub, ich gebe Dr. Amroth und ihren Ausführungen Recht. Ihre Tochter leidet lediglich an leichtgradigem Fieber über einen kurzen Zeitraum, so dass eine medikamentöse Therapie aktuell nicht notwendig ist. Dr. Amroths Urteil basiert auf Erfahrung, die ich als Student nicht aufweise.“

„Pah, dass ich nicht lache! Sie stellen sich dieser Frau unter? Was sind Sie für ein Schwächling?“, fauchte der Imperiale nahezu.

Der junge Tirahnner blieb konzentriert, bemühte jede Emotion fernzuhalten. Diese Situation durfte nicht eskalieren.
„Colonel Draelf“, sprach er den Imperialen erneut mit ruhiger Stimme bei seinem Titel an. „Würden Sie Anweisungen eines Ihnen vorgesetzten Generals ignorieren und ihnen nicht folgeleisten?“

„Sie scheinen Ihren Gedankengang nun völlig verloren zu haben“, spottete der Colonel mit einem Kopfschütteln. „Ordnung und Struktur machen das Imperium stark! Natürlich befolge ich Anweisungen! Befehl ist Befehl!“

„Dann verstehen sie mit Sicherheit problemlos, dass ich den Anweisungen meiner Vorgesetzten folge und sie entsprechend ausführe. Das Fieber medikamentös zu behandeln, ist aktuell nicht notwendig“, erwiderte Draen hart. „Haben Sie noch Fragen zur Behandlung, Colonel?“

„Sie sind listig, das muss man Ihnen lassen. Mit etwas mehr Schliff wären sie vielleicht geeignet, dem Imperium zu dienen.“ Der Colonel strafte die Kinderärztin mit einem knappen, stechenden Blick und schaute dann hinunter zu seiner Tochter, die ihm am Hosenbein gezogen hatte, um ihrem Vater die Gizka zu zeigen. „Machen Sie den Abstrich. Wie geht es dann weiter?“

Dass ein Kompliment stets im Auge des Betrachters lag, erkannte Draen mit der Aussage des Imperialen über seine Eignungsfähigkeit, dem Imperium zu dienen. Trotz oder eben wegen der Unterdrückung Tirahnns durch das Imperium stellte das für Draen aber nie eine Option dar. Niemals hätte er sich mit diesem herrschsüchtigen System identifizieren können.

Draen entschied, auf die Aussage des Colonels nicht weiter einzugehen. Das Wortgefecht schien ausgestanden, es ging endlich wieder um Mina. Als er wieder zu der Kleinen sah, bemerkte er, wie sich wieder ein schmales Lächeln auf seine Lippen setzte. Gefasst blickte er erneut zum Colonel auf.
„Nach dem Abstrich bitte ich Sie, mit Ihrer Tochter im Wartebereich Platz zu nehmen. In circa 30 Minuten werden Ihnen die Untersuchungsergebnisse mitgeteilt werden. Sind diese in Ordnung, können Sie mit ihrer Tochter wieder nach Hause. Sie wird Ruhe brauchen, sollte genügend Flüssigkeit zu sich nehmen und sich körperlich schonen. Wenden Sie Wadenwickeln gegen das Fieber an und geben Sie ihrer Tochter einige Tage Zeit. Falls eine Verschlechterung ihres Zustands eintreten sollte, zögern Sie nicht, sie wieder in die Klinik zu bringen.“

„Wenn es dazu kommen sollte, hoffe ich auf kompetenteres ärztliches Personal“, kommentierte der Colonel nur und nahm Mina von der Liege. Diese wollte sich erst gar nicht von der holographischen Projektion der Gizka abwenden, auf das Versprechen ihres Vaters hin, bald Tiere im Zoo zu besuchen, folgte dann der gemeinsame Gang aus dem Behandlungszimmer.

„Tschüß Mina und gute Besserung!“, rief Draen dem kleinen Mädchen noch hinterher. Sie wandte den Kopf um und winkte, wenn auch Draen sich unsicher war, ob das Winken mehr ihm oder den Gizka galt, die immer noch neben ihm in der Luft spielten.

Erleichtert atmete der Student auf. Er hoffte nur, dass sein Handeln in Dr. Amroths Sinn war.

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Vielleicht war es nicht ganz fair, nun die Verantwortung auf die Schultern von Tel'Set zu legen, aber Mellah baute darauf, dass der junge Student einen Ausweg finden würde. Auch dergleichen musste man in diesem Job lernen - nicht nur die Fakten, sondern auch den Umgang mit Patienten und ihren Angehörigen. Und er bestätigte ihr Vertrauen, machte seine Sache gar nicht so schlecht. Die Beleidigung steckte er ohne Zucken weg, und seine Argumentation war durchaus clever. Er balancierte hier auf einem Drahtseil... oder war er tatsächlich dieser Meinung, wie er es sagte? Sympathisierte er mit dem Imperium? Er war Tirahnner, aber das hieß leider nicht automatisch, dass man gegen das Imperium war.
Tel'Set erklärte sein Vorgehen weiter souverän, führte den Abstrich dann ebenso gelassen durch, obwohl dergleichen für kleine Kinder niemals angenehm war. Aber die Idee mit den Gizkas war hervorragend gewesen, Mina ließ alles anstandslos über sich ergehen.

"Gute Besserung, Mina. Einen schönen Tag, Mister Draelf",

verabschiedete Mellah die beiden, und als die Tür ins Schloss fiel, war Mellah froh, dass alles vorbei war. So hatte sie sich den ersten Patienten heute nicht vorgestellt. Gut, dass sie nur einen halben Tag hatte heute... Auch Tel'Set atmete durch, ob allerdings deshalb, weil der medizinische Fall ihn erschöpft hatte, oder wegen des Vaters... keine Ahnung. Mellah setzte sich an den Computer, notierte den Fall, während der Student die Probe draußen an einen Droiden weitergab.
Sie hasste dieses Misstrauen. Sie hasste es, Leuten nicht vorbehaltlos alles sagen zu können. Das Imperium hatte das alles über sie gebracht. Früher... war es anders gewesen. Man hatte offen seine politischen Meinungen ausgesprochen, diskutiert, gestritten, ja, aber niemand war deshalb gestorben. Heute konnte sie noch nicht einmal mit ihrem Studenten richtig reden, musste aufpassen, was sie ihm sagte, sonst landete sich schneller hinter Gittern, als sie "Imperator" sagen konnte.

"Das war ziemlich souverän, Mister Tel'Set, gut gemacht",

gratulierte sie ihrem Studenten.

"Die Idee mit den Gizkas war hervorragend, und für dem Colonel haben Sie offensichtlich auch den richtigen Ton gefunden. Ich möchte aber anmerken, dass Sie mir durchaus widersprechen dürfen - und auch sollten, falls Sie es für notwendig halten. Die Medizin ist ein schnelllebiges und sehr weites Feld, wer hier nicht auf andere hört und darauf pocht, alles zu wissen, hat schon verloren. Im Sinne Ihrer Patienten, wiegen Sie daher bitte immer ab, ob Sie, auch gegen einen Vorgesetzten, Einspruch bei Behandlungen erheben. Selbstverständlich in angemessenem Ton, aber da muss ich mir bei Ihnen ja kaum Sorgen machen."

Mellah lächelte. Sie hatte es sagen müssen - wer wusste schon, ob er so reagiert hatte, um Mellah und sich und am Ende damit auch Mina zu schützen, oder nicht?

"Haben Sie noch Fragen zu diesem Fall? Oder wollen Sie den nächsten hereinbitten?"

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Draens Kopf pochte noch der Anspannung der letzten Minuten wegen, als er seinen Weg zum Labor-Terminal machte, um Minas Proben abzugeben. Aufmerksam blickte er sich um, nur um Colonel Draelf nicht noch mal begegnen zu müssen. Die Auseinandersetzung vor wenigen Minuten hatte gereicht und Draen ertappte sich gedanklich beinahe sogar dabei, den Gedanken des Imperialen, beim nächsten Krankenhausbesuch auf einen anderen Behandler zu treffen, wohl zu heißen. Unmittelbar widerte der junge Student sich dieses Gedankens an. Solche Vorfälle sollten sein medizinisches Handeln nicht derart beeinflussen können. Wenn Mina tatsächlich noch einmal ins Krankenhaus kommen müsste, dann wäre es in der Tat der Idealfall, wenn Dr. Amroth und er den Fall wieder übernähmen. Aus medizinischer Sicht wären sie vorbereitet, sie wären bereits über die Vorgeschichte informiert. Die Emotionalität dieser Auseinandersetzung musste er irgendwie verbannen.

Als Draen seinen Weg vom Labor-Terminal zurück zum Behandlungsraum machte, erblickte er schließlich den Imperialen und seine Tochter. Während Mina versuchte, auf ihren Vater einzugehen, verfolgte dieser bloß stumm die Holo-Nachrichten auf einem Bildschirm an der Wand. Inständig hoffte Draen, dass das kleine Mädchen gut aufwuchs und gedieh. Fürs Erste blieb abzuwarten, was die laborchemischen Untersuchungen ihrer Proben ergaben und ob sie den Selbstheilungsfähigkeiten ihres kleinen Körpers Unterstützung leisten mussten. Sie würden es sehr bald wissen.

An der Tür zum Behandlungszimmer angekommen drängte den Tirahnner jedoch viel mehr, was Dr. Amroths abschließendes Urteil über das Verhalten ihres Studenten anbelangte. Die Kinderärztin saß am Schreibtisch und dokumentierte den medizinischen Fall, richtete sich dann aber auf und ging auf Draen zu, als dieser wieder das Behandlungszimmer betrat. Mit sichtlicher Erleichterung fiel Draen eine Last vom Herzen, denn sie lobte ihn und sein Verhalten in der Situation. Dr. Amroth hatte keine Einwände gegen sein medizinisches Vorgehen, jedoch unterrichtete sie Draen über die Notwendigkeit, Entscheidungen gegebenenfalls mit Vehemenz durchzusetzen, wenn man sie für richtig erachtete. Letzten Endes basierte jede Entscheidung auf dem Gedanken, dem Patienten die bestmöglichste Therapie zukommen zu lassen.

„Ich danke Ihnen, Dr. Amroth, erwiderte er. „Und ich danke Ihnen für Ihre Anmerkungen. Falls ich Zweifel an diagnostischen oder therapeutischen Maßnahmen habe, dann werde ich meine Bedenken äußern.“ Noch während er es aussprach, hatte Draen Bedenken, ob er arrogant wirkte. Das wollte er auf gar keinen Fall. Letztlich war er bloß ein Student und hatte nicht sonderlich viel praktische Erfahrungen bislang machen können. „Ich nehme mir Ihren ärztlichen Ratschlag sehr zu Herzen, Dr. Amroth, ergänzte er daher, um seine Meinung in ein adäquates Licht zu rücken.

Auf Nachfrage, ob sie noch etwas aus dem letzten Fall zu besprechen hatten, kam Draen wieder ins Grübeln. Vor seinem geistigen Auge sah er das ungleiche Paar von Colonel Draelf und der kleinen Mina im Wartebereich sitzen. Er wollte das Mädchen lediglich medizinisch versorgen, beinahe aber wäre eine emotionale Debatte über die Therapiemöglichkeiten entstanden, bei der das Wohl des Kindes nicht mehr im Mittelpunkt gestanden hätte.

„Ich mag zwar souverän erschienen sein, jedoch hat der Fall einige Kraft gekostet. Dabei ging es mir nicht um die angedachte Therapie für Mina. Nach Ihren Schilderungen über die Therapie des Fiebers haben Sie mich sehr schnell von den in diesem konkreten Fall richtigen und notwendigen Maßnahmen überzeugt. Ich habe das Symptom nicht so differenziert betrachtet, wie Sie es mir vor Augen geführt haben. Entsprechend war ich sofort Ihrer Meinung“, erklärte Draen, machte dann eine kurze Pause. „Es war nur, dass diese Situation sehr emotional war. Nicht nur aus dem Grund, dass der Colonel sich als Vater eventuell für die besten Therapiemaßnahmen für seine Tochter durchzusetzen gedachte, sondern aufgrund seines ausfallenden Verhaltens.“ Draens Hände verkrampften zu Fäusten und er blickte zu Boden. „Sein Verhalten war nicht richtig, es war absolut unangebracht und ich hoffe, dass er Sie nicht allzu sehr getroffen hat.“

Es war die Wut auf das Imperium, die Draen innerlich erfüllte. Er behielt sie unter Kontrolle, versuchte, den Keim dessen zu ersticken. Zum einen wollte er diesen negativen Gedanken, die die Gesellschaft in ihren Strukturen erschütterten, aus Idealismus nicht nachgeben, zum anderen wollte er dies insbesondere nicht vor seiner Mentorin. In der Öffentlichkeit konnte man das Imperium stets und immer preisen, Hohelieder und Lobeshymnen von Erfolgen und Siegen verbreiten. Wurde man andererseits dabei ertappt, wie man das System kritisierte, konnte sich das Leben für einen sehr schnell wandeln. Diese Toleranz, seine eigene Meinung zu unterdrücken und die Verblendung der anderen zu ertragen, hatte er über die Jahre während seines Studiums erlernen müssen. Wäre er jemals in eine Diskussion mit den Verfechtern des Imperiums unter seinen Studienkollegen getreten, hätte man ihn aufgrund seines kritischen Gedankengutes der Universität verweisen müssen. Einzig mit seinen Eltern konnte er über das Thema sprechen, waren letzten Endes auch sie diejenigen, die ihm den falschen Charakter des Imperiums aufgezeigt hatten. Doch mit den Jahren schwand dieses Thema auch innerhalb der Familie. Die Gefahr möglicher Konsequenzen und die Hoffnungslosigkeit, einen Wandel zu erzielen, ließen Draens Eltern die Gegenwart unter dem Imperium zusehends akzeptieren. Es glich einer Kapitulation. Und diese schmerzte zutiefst.

Draen blickte wieder zu Dr. Amroth auf, die Melancholie erzwang ihm ein seichtes Lächeln.
„Wenn Sie es wünschen, können wir mit dem nächsten Patienten fortfahren.“

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